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Zug

Mit Dvorák und Brahms in Zug ins neue Jahr

Das traditionelle Neujahrskonzert des Collegium Musicum Zug brachte zwei gewichtige Werke der Romantik: beispielgebende Interpretationen des sogenannten «Amerikanischen Streichquartetts» von Dvorák und des Klarinettenquintetts von Brahms.
Das Collegium Musicum Zug bei seinem Neujahrskonzert in der Liebfrauenkapelle. (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 2. Januar 2019))

Jürg Röthlisberger

Die Stimmung des Neujahrskonzerts in der Liebfrauenkapelle, welches am 2. Januar stattfindet, hat sich seit vielen Jahren gefestigt. Unter der Bezeichnung Collegium Musicum Zug spielt eine immer etwas veränderte Kammermusikgruppe. Diesmal waren es Bernhard Röthlisberger, Klarinette, Albor Rosenfeld und Christina Gallati, Violinen, Alexander Besa, Viola, so wie Anne-Christine Vandewalle, Cello.

Neben angemessener Raumgrösse bietet die Liebfrauenkapelle eine für Instrumentalisten sehr dankbare Akustik – mit dem Nachteil, dass man nirgends einspielen kann, ohne vom Publikum gehört zu werden. Dieses Publikum kennt sich, und die «Stammzuhörer» kommen ohne aufwendige Vorankündigung.

Klassische Werke zweier Freunde

Die beiden gespielten Werke, das Streichquartett in F-Dur, Opus 96, von Antonín Dvorák, so wie das Klarinettenquintett in h-Moll, Opus 115, von Johannes Brahms, stehen sich schon von der Entstehungszeit (1893 und 1891) sehr nahe; zudem waren die beiden Komponisten auch privat befreundet. Sowohl Dvorák wie Brahms erlaubten sich Temposchwankungen innerhalb der einzelnen Sätze, was auch von den Interpreten in angemessener und geschmackvoller Form weitergeführt wurde.

Dvorák schrieb das Opus 96 während seines Amerika-Aufenthaltes, angeregt durch die zahlreichen neuen Eindrücke von der dortigen Musik, welche er aber nie unverändert übernahm. Spürbar ist auch die Nähe zur bis heute überaus bekannten Neue-Welt-Sinfonie, die er gleich vorher geschrieben hatte. Vor allem in den ersten beiden Sätzen gab es viele vergleichbare Motive.

Die Wiedergabe des durchwegs souverän beherrschten anspruchsvollen Notentextes war primär auf Ausgeglichenheit angelegt. So kamen auch die Mittelstimmen zu angemessener Gestaltung – beeindruckend beispielsweise die Viola-Einsätze im ersten Satz. Der Dialog zwischen Erster Violine und Cello im Lento wirkte sehr stimmungsvoll und stilgerecht. Interessant war der Vergleich mit der vor zweieinhalb Wochen von der Zuger Sinfonietta gespielten Orchester-Bearbeitung des gleichen Werkes. Bei allen verbindenden Elementen hatte Dvorák aber doch ein sicheres Gespür dafür, was er einem Orchester und was einer Gruppe von vier Einzelstimmen anvertrauen wollte.

Sonderlob für Triolen- und Achtel-Bewegungen

Brahms schrieb sein Klarinettenquintett für den von ihm geschätzten Bläser-Virtuosen Richard Mühlfeld (1856-1907). Entsprechend seinem Naturell liess sich der Komponist aber nicht zu einem Bravour-Stück mit Streicher-Begleitung verleiten. Aber er hätte am Spiel von Bernhard Röthlisberger sicher seine helle Freude gehabt. Nur gerade im zweiten Satz wirkten die Streicher manchmal wie ein solistisch besetztes Orchester. Spezialkompliment verdiente dabei die saubere Gestaltung der über weite Strecken übereinandergelegten Triolen- und Achtel-Bewegungen! Weit über blosse Begleitung hinaus schuf der Komponist gegenüber den Einsätzen der Klarinette bei den Streichern immer wieder Kontrapunkte, im Allegro vor allem bei Cello und Viola, später häufiger bei den Violinen, was etwas prägnanter hätte erscheinen können.

Der Schlussapplaus verdankte in gleicher Weise das individuelle Können der einzelnen Interpreten, so wie die bei den Neujahrskonzerten immer wieder mit erlebte Fähigkeit, in kürzester Zeit einen in sich geschlossenen Klangkörper zu bilden. Beim nächsten Konzert spielt das Collegium Musicum wieder in Orchesterbesetzung, am 26. Mai in der Kirche Unterägeri.

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