Aus gegebenem Anlass beginnen wir diesen Text mit einem «vielsagenden» Zitat:
«Ich blicke voller Stolz auf mehr als sechs intensive Jahre Durchgangsbahnhof Luzern zurück. Dank dem erfolgreich abgeschlossenen Vorprojekt liegt nun eine stabile Grundlage vor. Ich bedanke mich herzlich bei meinem Arbeitgeber SBB für die einmalige Gelegenheit, dieses Jahrhundertprojekt führen zu dürfen, sowie bei der Region Zentralschweiz für das Vertrauen und die konstruktive Zusammenarbeit. Ich verabschiede mich aus dem Projekt Durchgangsbahnhof Luzern mit einem Rucksack voller Erfahrungen und wünsche meiner Nachfolge gutes Gelingen.»
Tönt nett, oder? Doch die Worte irritieren. Denn Massimo Guglielmetti, der angebliche Absender des Zitats, wurde soeben von den SBB als «Mister Durchgangsbahnhof» abgesetzt . Uns hätte seine ungefilterte Meinung zu diesem Schritt interessiert. Konkret: Was er für ihn persönlich, was er aus seiner Sicht für die Zentralschweiz bedeutet.
Doch zwischen Massimo Guglielmetti und uns liegt die SBB-Medienstelle. Und die hat uns mit reinster PR versorgt. Drei der vier gestellten Fragen wurden entlang der bereits publizierten Medienmitteilung gleich von ihr selbst beantwortet. Auf die vierte Frage – «Bedauern Sie, dass Sie die Projektverantwortung für den Durchgangsbahnhof Luzern abgeben müssen?» – erhielten wir obige Antwort.
Fazit 1: Wir wissen weiterhin nichts über Herrn Guglielmettis Gemütslage. Auch nicht, ob die salbungsvollen Worte ironisch zu lesen sind – oder allenfalls als eine Art Bewerbung für ein neues Tätigkeitsfeld bei den SBB. Und ganz wichtig: Wir wissen mit Blick auf das Projekt Durchgangsbahnhof nichts über Guglielmettis Einschätzung der aktuellen Grosswetterlage innerhalb der SBB.
Fazit 2: Medienstellen pochen in ihrem Gebiet auf ein Informationsmonopol und stehen einer differenzierteren Sichtweise oft im Weg. Das ist vor allem bei öffentlichen Institutionen stossend, aber leider an der Tagesordnung. Der Fall Guglielmetti ist dafür ein Schulbeispiel.


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