Der Freitagmorgen, an dem die Swiss Steel die Öffentlichkeit über den Abbau von 130 Arbeitsplätzen informiert, ist in Emmenbrücke düster und kalt. Graue Rauchsäulen steigen aus den Hallen der Swiss Steel in den dunklen Morgenhimmel empor. Ein längerer, mit Walzdraht beladener Güterzug passiert das Gelände. Der Parkplatz vor dem Verwaltungsgebäude ist gut belegt. Gegen Mittag verlassen Mitarbeitende die Produktionshalle, schreiten über die Brücke, um in der Unternehmenskantine ennet der Kleinen Emme das Mittagessen einzunehmen. Es wird offensichtlich gearbeitet bei Swiss Steel, die früher von Moos hiess und die Geschichte der Gemeinde geprägt hat. Wüsste man nichts von der Massenentlassung, wirkt eigentlich alles wie ein normaler Freitagmorgen.
Es ist aber kein normaler Morgen. An diesem Tag wurde die Belegschaft über den Stellenabbau informiert. Vor Ort bestätigt sich, was logisch ist: Natürlich ist nicht nur der Himmel trüb, sondern auch die Stimmung. Sprechen darüber können die Mitarbeitenden mit der Presse indes nicht gross. «Kein Interesse», heisst es bei fast jedem Mitarbeitenden, der uns nicht schon zuvor abwinkt. «Es ist schade. Mehr kann ich nicht dazu sagen», sagt ein weiterer. Mehr ergibt sich nicht aus den Gesprächen. Bereits nach zwanzig Minuten folgt die Erklärung. Eine Mitarbeiterin der Kommunikationsstelle kommt runter auf die Strasse, um freundlich, aber bestimmt zu informieren: «Unsere Mitarbeitenden wurden explizit aufgefordert, keine Auskunft zu erteilen.» Man solle sich für Anfragen an die Medienstelle wenden und nun bitte gehen.
Passanten im Littauerboden sind ebenfalls betrübt. «Ich habe von den Entlassungen gehört. Angesichts der aktuellen Weltlage überrascht mich eine solche Massenentlassung allerdings wenig», sagt eine 37-jährige Frau aus Littau unweit des Swiss-Steel-Areals.
Eine 52-jährige Fussgängerin, welche das Gespräch mitbekommen hatte, sagt: «Ein Bekannter von mir hat seine Stelle verloren.» Er habe ihr gesagt, dass er den Stellenverlust seit einigen Monaten geahnt habe; es gibt im Unternehmen schon seit längerem Kurzarbeit.
Ein weiterer Passant aus Emmenbrücke hat in den Siebzigerjahren bei der ehemaligen Viscosuisse in Emmenbrücke gearbeitet, dem zweiten grossen Unternehmen, das Emmens Industriegeschichte mitschrieb. Er habe «die Blütezeit und den Untergang» des Textilunternehmens miterlebt. «Bei den Entlassungen der Swiss Steel sehe ich schon die eine oder andere Parallele», so der 76-Jährige.
«Natürlich tun mir die 130 Mitarbeitenden leid», sagt eine 44-jährige Frau aus Malters. Die Stelle zu verlieren, sei nie schön. Wirtschaftlich hat sie indes Verständnis für den Entscheid der Swiss Steel, die Massenentlassung durchzuführen. «Ich arbeite selbst in der Unternehmungsführung und kann den Schritt daher nachvollziehen.»
Gegen Mittag klart der Himmel über der Swiss Steel in Emmenbrücke auf, aber es bleibt kalt. (mme/egr)


Kommentare
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien, die Kommentare werden von uns moderiert.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.