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Porträt

Manuela Hager: Nach dem Sportstudium die «Flucht in die Musik»

Die «Mutter» und Dirigentin von «Messa di Voce» löst das Gesangsensemble auf. Wie es einst zur Gründung gekommen ist und warum sie es mit Roger Federers Karriereende vergleicht, erzählt Manuela Hager im Gespräch.

Manuela Hager.
Bild: Bild: PD

Auf den Punkt gebracht: Ohne Manuela Hager hätte es das seit 20 Jahren kontinuierlich auftretende Zuger Vokalensemble Messa di Voce nicht gegeben. Seine Markenzeichen – Liebe zu alter geistlicher Musik, historisch fundierte Aufführungen in Kammermusikformation (mit durchschnittlich vier Singenden pro Register) und eine auf hohem Niveau gehaltene Pflege der barocken Singstimme – sind direkt mit der Persönlichkeit ihrer Gründerin und Dirigentin verknüpft.

Als Gesprächsort hat sie ein Café vorgeschlagen, «eines der wenigen, in denen man nicht mit Konservenmusik beschallt wird», sagt die Profisängerin, Chorleiterin und Paukistin: Wie alle Musiker ist sie «ohrensensibel». Hinter einer dekorativen Brille blitzen leuchtende Augen, als sie mit Enthusiasmus und trockenem Humor von ihrem Werdegang zu erzählen beginnt.

Vom Sport zu Alter Musik

Nicht aus einer Musikerfamilie stammend, wählte sie zunächst das Turn- und Sportlehrerdiplom an der ETH als erstes Berufsziel. «Das war ein Kopfentscheid, meinem Herzen folgte ich erst vier Jahre später.» Die «Flucht in die Musik» führte ab 1997 zum Studium der Orgel und später auch des Sologesangs in Zürich, katholischer Kirchenmusik und Chorleitung in Luzern.

Immer waren es besondere, unvergessliche Momente, die Hager wie einen inneren Kompass zu neuen Entscheidungen führten. «Als ich zum Beispiel die gewaltige St.Michaelsorgel unter den Händen von Beat Rüttimann zum ersten Mal so richtig erleben durfte, war ich an die Orgelmusik verloren.»

Ab 2001 war es der wachsende Wunsch, als damalige Sologesangschülerin von Cornelia Stäb an der Musikschule Zug Gelegenheit zum Ensemblesingen zu haben, der sie und ihre Kollegin Madeleine Rüttimann dazu führte, ein kleines Vokalensemble für geistliche Musik zu gründen. So entstanden 2002 die «Zuger Vokalisten», die zunächst unter Dirigentin Lucia Canonica auftraten.

Die Stunde von «Messa di Voce»

2006 gab es einen markanten Wechsel: Hager, inzwischen mit dem Wissen einer angehenden Profisängerin ausgestattet, schlug als neuen Namen «Messa di Voce» vor. Damit ist das An- und Abschwellen eines lang gehaltenen Tones gemeint, der vor allem von den Kastratenstimmen (17/18. Jahrhundert) gepflegt wurde, aber für die barocke Stimmführung an sich typisch ist. Weitere Merkmale sind ein leichtes, nicht schwülstiges, ungekünstelt knabenhaftes Klangideal, klare Artikulation ohne Verzierungen und ausschliesslich emotionalen Momenten vorbehaltene Vibrati.

Hager wurde 2007 zur Dirigentin des Chors. Ihren Chorleitungsstil beschreibt sie als bildhaft, lebendig, humorvoll und fachlich fundiert, was zu hoher Motivation und jahrelanger Mitgliederkonstanz im Chor geführt habe. Geistliche Musik – Messen, Oratorien, Requiems, Mariengesänge – ist für sie ein Ausdruck der «Dankbarkeit für die Schöpfung». Sie erwähnt eine Postkarte, die jahrelang an ihrer Wand hing und deren Text Haydn zugeschrieben wird: «Da mir Gott ein fröhliches Herz gegeben hat, wird er mir schon verzeihen, wenn ich ihm fröhlich diene.»

Das «Federer-Ende» des Chores

Ein Beispiel für diesen lächelnd-lachenden Grundton ihres Charakters ist auch der originelle Bezug, den sie als Roger-Federer-Fan herstellt: «Als wir 2002 den Chor gründeten, war Federer zum ersten Mal die weltweite Nummer eins. Einen Tag, nachdem ich das Ende von ‹Messa di Voce› bekanntgab, erfuhr ich im Radio, dass er definitiv zurückgetreten sei.» Wie der Tennisspieler wollte sie die Arbeit des älter gewordenen Chors auf dem Höhepunkt der Leistung beenden.

Bereits ist Manuela Hager auf neuen Wegen: als Gesangslehrerin an der PH Schwyz und als Paukistin in diversen Formationen.

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