Das Lucerne Festival, bekannt für seine hochkarätige klassische Musik, steht derzeit im Mittelpunkt eines Machtkampfs innerhalb seines Stiftungsrats. Dieses 17-köpfige Gremium, das sich aus Top-Managern wie dem ehemaligen Lufthansa-Präsidenten Christoph Franz und Roche-Chef Thomas Schinecker zusammensetzt, gilt als einer der elitärsten Business-Clubs der Schweiz.
Doch seit dem Untergang der Credit Suisse (CS) im März 2023 hängt der Haussegen schief: Das Unternehmerpaar Sibylla und Christoph M. Müller, Patrons der Vaillant Group und langjährige Hauptsponsoren des Festivals, forderten den Rücktritt der ehemaligen CS-Verwaltungsratspräsidenten Urs Rohner und Walter Kielholz aus dem Stiftungsrat. Sie werfen den beiden vor, durch ihre Rolle bei den CS-Skandalen mitverantwortlich für den Untergang der Bank zu sein und das Festival für «Reputations-Washing» zu nutzen. «Es ist mit den Werten einer Kulturinstitution nicht vereinbar, dass sich die früheren CS-Chefs dank des Festivals weiterhin in ein gutes Licht stellen können», sagt Christoph M. Müller gegenüber der «SonntagsZeitung» . Das Unternehmerpaar drohte, sich als Hauptsponsor zurückzuziehen.
Empörung nach Treffen in Luzerner Restaurant
Nachdem Urs Rohner 2023 aus dem Stiftungsrat zurückgetreten war, wurde der Sponsoringvertrag für das Jahr 2024 erneuert. Wie die «SonntagsZeitung» schreibt, handelte es sich um einen mittleren sechsstelligen Betrag. Die Sache schien für den Moment erledigt zu sein. Doch im vergangenen Dezember kam es zum Eklat: Bei einem Treffen zwischen dem Intendanten des Lucerne Festivals, Michael Haefliger, und Christoph M. Müller im Restaurant Reussbad in Luzern machte Ersterer klar, dass Walter Kielholz weiterhin im Amt bleiben wird. Christoph M. Müller fühlte sich hintergangen und zog sich daraufhin als Sponsor zurück. Im Rahmen einer Verjüngung wird Kielholz als Vertreter des Sponsors Swiss Re noch dieses Jahr aus dem Stiftungsrat zurücktreten.
Der Unternehmer betont, dass Kultursponsoring auch eine Frage der Werte und Verantwortung sei, und kritisiert die mangelnde Transparenz des Festivals. Das Ehepaar Müller plant nun, andere kulturelle Institutionen zu unterstützen, wie Christoph M. Müller gegenüber der «SonntagsZeitung» erklärt: «Wir sind bereits an vielen Orten aktiv und unterstützen zum Beispiel seit den Anfangszeiten die Fondation Beyeler.»
Lucerne Festival verteidigt Kielholz
In einer Stellungnahme schreibt das Lucerne Festival, dass es den Entscheid der Müllers bedauere und ihnen für ihr grosszügiges Engagement über viele Jahre hinweg sehr dankbar sei. Gleichzeitig stellt sich das Festival hinter Kielholz: «Er ist als Vertreter unseres langjährigen Sponsors Swiss Re, dessen Ehrenpräsident er ist, seit vielen Jahren ein wertvolles und engagiertes Stiftungsratsmitglied, dem das Festival, auch als langjähriger privater Mäzen, viel zu verdanken hat.» Die Finanzlage des Festivals sei solid, man habe bereits einen Ersatzsponsor finden können. (luz)
In einer früheren Version dieses Artikels schrieben wir, dass Walter Kielholz weiterhin Teil des Stiftungsrats sein wird. Angepasst haben wir nun, dass ein Rücktritt in diesem Jahr bereits geplant war.
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