Luzern geniesst als «Musikstadt» nationale sowie internationale Anerkennung, schreibt der Stadtrat in einem Bericht und Antrag. Die Grundlage für ein starkes musikkulturelles Angebot sei auch eine gute Bildung. Diesbezüglich bestehe jedoch Handlungsbedarf, denn nicht alle Kinder verfügen über einen «Zugang zu musikalischen Aktivitäten».
Der Musikschulunterricht kostet pro Jahr fast 1000 Franken. Zwar gibt es Ermässigungen bei tiefem Einkommen. Das reicht aber offenbar nicht aus, um den Zugang zu erleichtern, wie der Stadtrat im Bericht aufzeigt. So gehen in Quartieren mit hohem Migrationsanteil deutlich weniger Kinder zur Musikschule. Die Unterschiede sind teils frappant: Beim Primarschulhaus Fluhmühle ist der Anteil der Kinder, die zusätzlich die Musikschule besuchen, mit 10 Prozent am tiefsten. Am höchsten ist er beim Primarschulhaus Utenberg mit 65 Prozent.
Chancengleichheit soll erhöht werden
Um die Chancengleichheit zu erhöhen, will der Stadtrat nun mit 1,6 Millionen Franken pro Jahr die Musik an der Schule stärken. Zurück geht dies auf eine Motion von Grünen, Mitte, SP und GLP. Für die Umsetzung beantragt der Stadtrat während zehn Jahren einen Kredit von 16 Millionen Franken. Finanziert werden soll damit unter anderem Folgendes:
Zusätzliche musikpädagogische Fachpersonen für den Musikunterricht an der Primarschule. In der 1. und 2. Klasse wird dies bereits umgesetzt, dieses Modell soll nun ausgeweitet werden. Dadurch erhofft sich der Stadtrat eine bessere Qualität des Musikunterrichts. Diese Massnahme ist die aufwendigste, weil am meisten zusätzliches Personal nötig ist.
Während der Betreuung oder in der Mittagspause sollen freiwillige Musikangebote geschaffen werden. Denkbar seien etwa Chöre, Ensembles, Angebote zum Kennenlernen von Instrumenten, Tanzprojekte und Kurse für Songwriting oder digitale Musikproduktion. Damit will der Stadtrat organisatorische und finanzielle Hürden für Familien abbauen. Eine Option sei auch, dass Kinder die Musikschule während der Betreuungszeit besuchen.
Kinder sollen vermehrt während der regulären Unterrichtszeiten die Musikschule besuchen, wodurch für sie Extratermine wegfielen. Grundsätzlich ist das schon heute möglich, allerdings braucht’s dafür ein Gesuch und der Schulstoff muss selbstständig nachgeholt werden. Daher sei dieses Angebot wenig attraktiv und werde selten genutzt. Künftig soll es an der Volksschule «Zeitfenster» für den Musikschulbesuch geben: Lektionen, in denen die Kinder selbstständig arbeiten, kein neuer Stoff eingeführt wird und keine Prüfungen stattfinden. Diese «Zeitfenster» müssten die Klassenlehrpersonen frühzeitig in den Stundenplan integrieren, damit die Termine mit der Musikschule abgestimmt werden können.
Die Musik soll im Schulalltag gestärkt werden, beispielsweise durch gemeinsame Projekte von Musik- und Volksschule. Denkbar seien Konzerte, Sing- oder Bewegungssequenzen oder die Integration von Musik in andere Fächer, etwa die Analyse von Liedtexten im Sprachunterricht. Um solche Projekte anzustossen, zu begleiten und die Zusammenarbeit zwischen Volks- und Musikschule zu organisieren, soll an jedem Primarschulhaus eine Person für die «Musikkoordination» eingesetzt werden.
Der Kredit muss noch von Parlament und Stimmvolk bewilligt werden. Wann die Abstimmung stattfinden könnte, steht noch nicht fest. Gibt es ein Ja, soll die Umsetzung schrittweise ab dem Schuljahr 2026/27 erfolgen, sagt Stadtpräsident Beat Züsli (SP). «Bei der Stärkung des Musikunterrichts hängt das Tempo auch davon ab, wie schnell wir im Arbeitsmarkt die nötigen Fachpersonen finden.»
Die Einführung von Musikangeboten in der Betreuung hingegen ist zeitlich mit dem Ausbau der Tagesschule verknüpft, der letztes Jahr vom Stimmvolk bewilligt worden ist. «Die ersten Schulen stellen ab Sommer 2026 auf die neue Tagesschule um», sagt Züsli. Dabei handelt es sich um die Schulhäuser Littau Dorf, Fluhmühle und St. Karli. «Da es für die Tagesschule mehr Platz braucht, erfolgt die Einführung zuerst dort, wo die entsprechenden Räume vorhanden sind.»
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