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Les Ambassadeurs

Luzerner Uhrenhersteller steht vor dem Aus – über 20 Mitarbeitende verlieren wohl ihren Job

In der Luxusindustrie kriselt es: Nach den Entlassungen bei Gübelin muss nun wohl der Luzerner Uhrenfachhändler Les Ambassadeurs schliessen. Über 20 Mitarbeitende stünden dann bald ohne Job da.
Am Kapellplatz könnte bald eine Immobilie an Toplage frei werden: Der Uhrenhändler Les Ambassadeurs steht vor dem Aus.
Bild: Archiv: Roger Grütter (Luzern, 10. 12. 2022)

Der Stadtluzerner Uhrenfachhändler Les Ambassadeurs schliesst wohl bis spätestens Anfang nächsten Jahres. Grund: Es konnten keine neuen Geldgeber gefunden werden, wie Renato Vanotti, CEO der HNW Capital Management AG, zu der auch Les Ambassadeurs gehört, gegenüber Zentralplus erzählt. Voraussichtlich über 20 Personen würden durch die Schliessung ihre Stelle verlieren.

Die Uhrenhersteller selbst seien ein «existenzielles Problem» für Uhrenfachhändler wie Les Ambassadeurs: In den letzten zehn Jahren würden die grösseren Uhrenhersteller zunehmend eigene Boutiquen betreiben und in diesen ausschliesslich ihre eigenen Produkte verkaufen. Zudem würden die Uhrenmarken den Verkauf durch unabhängige Fachhändler wie Les Ambassadeurs stark einschränken – oder die Zusammenarbeit mit ihnen gar beenden.

Die Uhrenhändler können damit sehr gefragte Marken nicht mehr anbieten, und das Fachhändler-Geschäftsmodell werde zunehmend verdrängt, erklärt Vanotti gegenüber dem Onlinemagazin. Die Eröffnung der zahlreichen Markenboutiquen der Uhrenhersteller würde auch die Mieten an den Topstandorten wie dem Luzerner Kapellplatz stark in die Höhe treiben. So würden die Uhrenmarken «zum Totengräber» des Uhrenfachhandels, heisst es weiter.

Die Swatch Group etwa habe ihren Vertrag mit Les Ambassadeurs letzten Sommer gekündigt. Dazu gehören beliebte Marken wie Omega, Blancpain oder Breguet. Sie können nicht mehr in den Filialen des Luzerner Uhrenhändlers verkauft werden. Dies habe zu einem massiven Umsatzeinbruch geführt, sagt Vanotti.

Nach 60 Jahren ist wohl bald Schluss

Zudem habe der Besitzer der Investmentgesellschaft, zu der auch Les Ambassadeurs gehört, entschieden, kein zusätzliches Geld zu investieren. Bis Mitte Juni werde man noch eine Lösung suchen, dann sei die Weiterführung aber nicht mehr tragbar. Danach müsse man sich nach über 60 Jahren um einen strukturierten Ausstieg bemühen, meint der CEO gegenüber Zentralplus.

Les Ambassadeurs betrieb ursprünglich schweizweit drei Filialen an Toplagen: Die Genfer Filiale hat der Uhrenhändler bereits Anfang Jahr geschlossen – und den 13 Mitarbeitern auf Ende Juni kündigen müssen. Für die Liegenschaft habe man einen Nachmieter finden können, wie Vanotti erklärt.

Die Filiale in Zürich befinde sich in einem ähnlichen Prozess und werde in den nächsten Monaten den Betrieb einstellen. Dort seien bisher sieben Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen entlassen worden. Insgesamt seien in dieser Filiale über 20 Personen angestellt.

Die Luzerner Gübelin-Gruppe steckt ebenfalls in der Krise. Aufgrund der schwierigen Situation des Uhrenfachhandels hat das Unternehmen erst kürzlich 30 Angestellte aus der Administration entlassen . (stg)

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