Hugo Bischof
Gut möglich, dass die Reisecars für das Anhalten und Parkieren am Schwanenplatz und am Löwenplatz in Luzern schon bald eine Gebühr bezahlen müssen. «Wir werden das Gebührensystem für die Carparkplätze überarbeiten und dessen Ausdehnung auf die Caranhalteplätze prüfen», schreibt der Stadtrat in der Antwort auf ein Postulat der SP.
«Die konkrete Ausgestaltung einer solchen Gebühr, eine allfällige Kombination mit Parkgebühren von dezentralen Parkierungsanlagen werden noch zu diskutieren sein», sagt Adrian Borgula (Grüne), Vorsteher der Umwelt- und Mobilitätsdirektion. Insbesondere müsste auch die Möglichkeiten der Verwendung der Gebühren geprüft werden.
SP: 3 Franken pro Tourist sind «verschwindend gering»
Die SP nennt ein konkretes Preisschild. Demnach soll ein Anhalteticket pro Car ungefähr 120 Franken kosten. «Auch ein Kombiticket von zirka 160 Franken ist zu prüfen.» Darin inbegriffen wäre der Ein- und Ausstieg am Schwanenplatz respektive Löwenplatz sowie die Parkierung auf einem Carparkplatz auf öffentlichem Grund.
Jeder Tourist kaufe während seines 60- bis 90-minütigen Aufenthalts durchschnittlich für 400 bis 500 Franken Uhren und Schmuck, sagt Martin Wyss, einer der Postulanten. Gemessen daran, seien die Kosten für das zentrumsnahe Anhalten – rund 3 Franken pro Tourist – «verschwindend gering; sie entsprechen ungefähr einem Getränk in den Verpflegungsmöglichkeiten vor Ort».
In Salzburg kostet das Anhalten 24 Euro
Luzerns Stadtrat will sich noch nicht auf eine konkrete Gebührenhöhe festlegen: «Andere internationale Tourismusdestinationen, etwa Salzburg, verfügen über eine deutlich höhere Servicequalität an den Anhalteplätzen und kennen dabei nach wie vor wesentlich tiefere Anhaltegebühren.»
Gemäss Roland Koch, Bereichsleiter Mobilität im Stadtluzerner Tiefbauamt, zahlen Cars in Salzburg für eine Fahrt in die Innenstadt mit kurzzeitigem Anhalten 24 Euro: «Darin inbegriffen ist die Gebühr für einen dezentralen Parkplatz.» Ein Gesamtkonzept für Luzern müsse auch aufzeigen, «wie allfällige Umgehungsmöglichkeiten – beispielsweise in Form des wilden Aussteigens – verhindert werden können», betont Stadtrat Borgula.
«In Luzern laufen die Entwicklung einer neuen Tourismus-Strategie und die Neulancierung des Carregimes parallel», sagt Roland Koch: «Dazu gehört auch die Prüfung der Car-Anhaltegebühr.» Erst wenn die Ziele und Rahmenbedingungen feststünden, könne man einen Schritt weiter gehen und prüfen, welchen Beitrag die in den letzten Jahren diskutierten baulichen Grossprojekte – vom Parkhaus Musegg bis zur Metro – «zur Zielerreichung leisten».
Interlaken fährt andere Strategie
Die Stadtluzerner SP stellt die Carproblematik in einen grösseren regionalen Kontext. «Wir sind im Gespräch mit unseren Parteigenossinnen und -genossen aus Interlaken», sagt Martin Wyss. «Die Probleme sind in Interlaken und Luzern weitgehend dieselben.» Die Diskussion um ein Innenstadtparking habe gezeigt, dass seitens der Tour-Operators eine entsprechende Zahlungsbereitschaft gegeben sei: «Indem wir die Kosten für das Anhalten von Cars mitten in den Innenstädten koordinieren, verhindern wir, dass nur der jeweils günstigere Standort angefahren wird.»
In Interlaken ist eine Anhaltegebühr für Reisecars allerdings kein Thema. Dort will man die Nachfrage anders lenken, etwa indem man die Werbung für die Sommersaison zurückfährt und dafür vermehrt Frühling, Herbst und Winter bewirbt. «Vor allem den Winter haben wir uns auf die Fahne geschrieben, hier haben wir noch grosses Potenzial», sagt Christoph Leibundgut, Sprecher von Interlaken Tourismus. Eine Entlastung bringen wird ab diesem Sommer ein neuer Bus-Stop-and-Go-Parkplatz beim Bahnhof Interlaken. «Unsere Gäste sollen möglichst effizient zu ihren Zielen gelangen. Gleichzeitig soll der Verkehr für die Einheimischen verträglich sein.»
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