Marion Wannemacher
Marion Wannemacher
Der Weg nach London für die Delegation der neuen Holzbau AG in Lungern hat sich offensichtlich gelohnt. «Wir haben innerhalb von einer halben Stunde in der Schweizer Botschaft qualitativ bessere Gespräche gehabt als in vier Tagen an der Holzmesse Timberexpo in Birmingham», freut sich Reto Schneider. Er ist bei dem Lungerer KMU-Betrieb für Export, Akquise und Architektenbetreuung zuständig.
London sei wichtig, erklärt Schneider, weil «Holzbau in London stark boomt und grosse Popularität geniesst. Jedes grosse Architekturbüro weltweit, das etwas auf sich hält, hat in London ein Büro». An der Botschaft habe man 80 marktführende Ingenieurbüros sowie namhafte Architekten treffen können. Seit insgesamt drei Jahren sei die neue Holzbau AG «intensiv am Säen», wie er es ausdrückt.
Exportanteil soll verdoppelt werden
Grosses Ziel des Unternehmens: «Wir wollen unseren Exportanteil von heute etwa sieben Prozent auf bis 15 Prozent verdoppeln», erklärt der Marketingberater. Die Entscheidung dafür ist eine strategische. Unter Fachleuten ist man sich einig, dass der Markt in der Schweiz durch die Globalisierung künftig noch stärker umkämpft sein wird.
Für den Auftritt der Lungerer Firma, den sie sich mit der aus dem Unternehmen hervorgegangenen Topakustik und einer Design Schreinerei aus Bern in der Schweizer Botschaft teilte, hat sich diese einen Marketinggag ausgedacht: «Wir haben diesen ’König trifft Königin’ genannt», erklärt Schneider. Denn der amtierende nationale Schwingerkönig Matthias Glarner, den die Holzbaufirma als Sponsor unterstützt, reiste mit. Natürlich hat Glarner die Queen nicht getroffen, und natürlich hat diese von dem internen Motto auch nichts erfahren, aber Glarner zog das englische Publikum auch so in seinen Bann.
Mitten in der Botschaft stand er in einem zwei bis drei Meter grossen Sägemehlreis und gab eine Vorführung. Der Hoselupf mit dem Architekten im Anzug endete wenigstens für diesen nicht auf dem Rücken. «Er hob ihn aber quer über sich in die Luft», berichtet Reto Schneider sichtlich amüsiert. Ausserdem habe sich Glarner geduldig für zahlreiche Selfies zur Verfügung gestellt. Doch das Interesse der Gäste war nicht nur am Schwingerkönig gross. «Alle 80 Teilnehmer blieben bis zum Schluss. Zwar gab es keine konkreten Aufträge, dafür aber Projektanfragen.»
Projekte auf der ganzen Welt
Die neue Holzbau AG selbst hat sich in London mit dem präsentiert, was sie am besten kann: «Wir haben ein Muster aus verschiedenen Hölzern wie Schweizer Esche, Fichte und Buche mit verschiedenen Schenkeln und unterschiedlichen GSA-Verbindungsmöglichkeiten (Gewinde-Stangen-Anker) gefertigt.» Die GSA-Technologie sei ein Hochleistungsverbindungsmittel des Ingenieurbaus. Sie biete dank eines patentierten Verbindungssystems die Möglichkeit, anspruchsvolle Konstruktionen im Ingenieurholzbau einzusetzen. Die Referenzliste der Firma, die selbst Ingenieure beschäftigt, ist lang und reicht mit ihren Projekten um die ganze Welt. Aktuell ist die neue Holzbau AG an zwei laufenden Projekten in London beteiligt und bei acht weiteren in Planung.