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100-jähriges Bestehen

Lange Haare, Jungbläserkurs und Röcke – Ehrenpräsident erzählt Anekdoten aus der Vereinsgeschichte der Feldmusik Udligenswil

Zum 100-Jahr-Jubiläum gibt es Feierlichkeiten, eine Ausstellung und eine neue Uniform. Ehrenpräsident Martin Amrein erzählt vom Vereinsleben im Wandel der Zeit.

Seit 1923 besteht die Feldmusik Udligenswil, wie ein Protokoll von damals besagt. «Wobei kürzlich im Kirchenarchiv eine Urkunde gefunden wurde, die zeigt, dass bereits 1887 eine Musikgesellschaft gegründet wurde», erklärt Martin Amrein, Ehrenpräsident der Feldmusik Udligenswil. Und im Protokoll von 1923 steht: «Infolge Zahlungsschwierigkeiten musste sich Interim am 17. September 1923 die seit fünf Jahren bestehende Musikgesellschaft auflösen.» Die im selben Jahr neu gegründete Feldmusik hat sich schliesslich bis heute gehalten.

Die Feldmusik Udligenswil 1924 anlässlich der Fahnenweihe.
Bild: Bild: zvg/Feldmusik Udligenswil

Amrein ist seit 54 Jahren aktives Mitglied der Feldmusik Udligenswil und hat diese von 1979 bis 1995 auch präsidiert. Schon als Kind kam er mit der Feldmusik in Berührung. «Bei der Fahnenweihe 1962 war ich Täfeliträger und sehr stolz darauf», erklärt er. Sieben Jahre später trat er als Posaunist in die Feldmusik ein.

Ehrenpräsident und Posaunist Martin Amrein vor den verschiedenen Uniformen der Feldmusik Udligenswil (v. l.): Die grüne wurde 1936 von der Feldmusik Littau übernommen, 1951 folgte eine eigene in blau, 1971 eine in weinrot und 1993 jene in viola.
Bild: Bild: Boris Bürgisser (Udligenswil, 18. 8. 2023)

Zuvor besuchte er einen Gruppen-Jungbläserkurs dafür. «Damals gab es noch keine Musikschule, wie wir sie heute kennen», erzählt er. Und die Musikanten und Musikantinnen brachten nicht wie heute teils ihre eigenen persönlichen Instrumente mit, sondern sie gehörten der Feldmusik. 1986 führte jene in Udligenswil eine Teilneuinstrumentierung durch.

Frisuren geben Anlass für Diskussionen

Als Amrein 1969 zusammen mit neun weiteren Kollegen und Kolleginnen aus dem Kurs zur Musik stiess, gab es für die Neuen keine Uniform. Es hatte schlicht zu wenig der 1936 von der Feldmusik Littau übernommenen grünen Uniformen. Für den ersten Auftritt im Ausland – in Renningen in Deutschland – hätten schliesslich alle Sennenkutteli getragen, damit alle gleich aussahen, erzählt Amrein. Damals waren auch die Frisuren der jungen Mitglieder ein Thema. «War das ein Theater!», erinnert sich der Ehrenpräsident. «Wer lange Haare hatte, musste diese ein Stück abschneiden.»

Jeweils 1951 (blau) und 1971 (weinrot) erhielt die Feldmusik eigene Uniformen. «Noch 1971 gab es für die Frauen Röcke und einen anderen Hut als für die Männer», erklärt Amrein. Erst mit der letzten Neuuniformierung von 1993 (viola) gab es für alle die gleichen Hüte und auch für die Frauen Hosen. Wie die neuste Uniform aussieht, wird erst beim Festakt am Jubiläumswochenende preisgegeben. Die Neuuniformierung sei dank vielen, vorwiegend privaten Sponsoren möglich, sagt der Ehrenpräsident.

Die Feldmusik Udligenswil anlässlich der Neuuniformierung 1993. Der heutige Ehrenpräsident Martin Amrein ist in der zweiten Reihe als Erster von rechts zu sehen.
Bild: Bild: zvg/Feldmusik Udligenswil

Besondere Momente zum Abschalten

In Erinnerung geblieben sind dem heute 70-Jährigen viele besondere Erlebnisse. So etwa die erste Teilnahme an einem eidgenössischen Musikfest – 1991 in Lugano. «Das war der Hit und wir haben besser abgeschnitten als erwartet», sagt Amrein. Oder das Eidgenössische Musikfest in der Stadt Luzern 2006: «Die Marschmusikvorträge absolvierten wir auf der dafür gesperrten Haldenstrasse. Das ergab dort einen wunderbaren Klang.» Und auch der erstmals auswendig präsentierte Marschmusikvortrag in Escholzmatt ist noch präsent: «Trotz anfänglicher Zweifel ist uns das dann gut gelungen», bilanziert der Ehrenpräsident.

Wie andere Vereine auch kämpft die Feldmusik Udligenswil heute mit Nachwuchsproblemen, zumal sie eine Brass-Band ist und daher beispielsweise keine Klarinetten oder Saxofone mitspielen. «Blechblasinstrumente liegen gerade nicht im Trend», vermutet Amrein. «Und bis überhaupt ein anständiger Ton rauskommt, muss man lange üben.» Wobei der Ehrenpräsident manchmal junge Talente um ihre heutige Ausbildung in den Musikschulen beneidet. «Mir sind Marsch und Polka bestens bekannt. Bei neuen Rhythmen und modernen Formen muss ich mehr üben», erklärt er.

Auch während seiner Zeit als Gemeindepräsident blieb Amrein der Feldmusik treu. «Nachträglich gesehen bin ich froh, dass ich dieses Hobby beibehalten und den Mittwochabend jeweils für die Proben frei gehalten habe», sagt er. «Da konnte ich mal abschalten und es ist einfach gut fürs Gemüt», bilanziert der Ehrenpräsident.

Ihre Vereinsgeschichte zeigt die Feldmusik Udligenswil auch in einer Ausstellung und in einem Video:

Feierlichkeiten 8. bis 10. September 2023, Details zum Programm unter https://feldmusik-udligenswil.ch/100-jahre-fmu /

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