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Isenthal

Kulturfestival «Wilde Zeit» in Gitschenen stösst auf Anklang

Am Wochenende lud die IG Maisander zum interdisziplinären Kulturfestival «Wilde Zeit» auf die Alp Geissboden ein. 50 Personen genossen bei herrlichem Herbstwetter ein vielseitiges Programm.
Das grösste Klimahaus Bremerhaven beehrte die IG Maisander: (v. l.) Hildegard Kleeb, Initiantin IG Maisander; Dr. Kira Vinke, Buchautorin «Sturmnomaden»; Florina Maritz, Künstler; Anna Dahinden, Performerin/Yogalehrerin; Andrea Gisler, Biobäuerin/Gemeinderätin; Petra Gisler, Imkerin.
Bild: Bild: Josef Schuler (Gitschenen, 16. 9. 2023)

«Ich freue mich, so viele Gäste – sogar aus Hamburg – zu begrüssen», eröffnete die Pianistin Hildegard Kleeb am Wochenende das Kulturfestival Wilde Zeit. Mit dem IG-Maisander-Team kuratiert sie in Gitschenen seit 2021 kulturspartenübergreifende Naturfestivals. «Ich danke den Geldgebern, allen Helfern und Künstlerinnen und auch Dr. Kira Vinke, der Leiterin des Zentrums für Klima und Aussenpolitik der DGAP, die heute aus ihrem bedrückenden Buch «Sturmnomaden» lesen wird, ferner Arne Dunker, dem Geschäftsleiter des grössten Klimahauses in Bremerhaven.» Beide weilten vor zwei Jahren mit einer Filmcrew in Isenthal. Sie befragten Einheimische zu ihren persönlichen Erfahrungen, wie sie die Veränderungen des Klimawandels im Bergtal wahrnehmen. Das Ergebnis war 2022 die viel beachtete Sonderausstellung im Klimahaus Bremerhaven. Die Isenthaler Porträts wurden im Buch «Das letzte Eis» publiziert.

Die Zukunft der Alp mitgestalten

«Unsere IG ist ein Beitrag, um die Zukunft dieser Alp mitzugestalten», erklärte Andrea Gisler, die ihr Alpgebäude stets unentgeltlich zur Verfügung stellt. Die Biobäuerin und Gemeinderätin weiss um die Bedeutung der Gastfreundschaft für die Zukunft der Berglandwirtschaft. Seit den 50er-Jahren entwickelte sich in Gitschenen ein bescheidener Skitouren- und Wandertourismus. Gasthaus, ÖV, Seilbahn- und Skiliftgenossenschaft sind auf den Tourismus angewiesen.

In der neu gegründeten IG wirken Petra Gisler und der in Isenthal wohnhafte Künstler Florian Maritz mit. Seine farbenfrohe «Bee City» am Naturrundweg zieht nicht nur Bienen an. Die «Bienenstatt» ist Blickfang für Wanderer. Die skulpturale Kunst wurde auch im renommierten Kunstbulletin besprochen. «Der Honigertrag der Bienen auf dieser Höhe ist zwar sehr bescheiden», lächelt die Hobbyimkerin Gisler, «doch ich beobachte Insekten sehr gern und sammle neue Erfahrungen». Bei Honigbrot und Honigbier wurden die weiteren News der IG verraten, unter anderem, dass am 9. März 2024 eine der national bekanntesten Astrophysikerinnen nach Gitschenen kommen werde.

Die Musikgruppe «Crème Sauvage» eröffnete den Kulturanlass «Wilde Zeit» auf der Alp Gitschenen in Isenthal.
Bild: Bild: Josef Schuler (Gitschenen, 16. 9. 2023)

Die «Sturmnomaden» im Klimawandel

«Crème Sauvage» eröffnete stilvoll den musikalischen Anlass. Singend, improvisierend mit Streichinstrumenten entwickelte die Gruppe eine stimmige Klangwelt. «Wir haben sehr gerne zugesagt», erwähnt Geiger und Autor Matthias Klenota. «Wir komponieren im gemeinsamen Prozess», so der Musiker. Er hat viel Erfahrung im Musiktheater, in alter Musik und Improvisation. Die Stückwahl schien passend, sie klang vielschichtig, erinnerte mal an Barock, dann an Pop und Folk.

Als meditativer Widerhall zum Buch spielten Anna Dahinden (l.) und Roland Dahinden das Werk «Echoraum für Alphorn».
Bild: Bild: Josef Schuler (Gitschenen, 16. 9. 2023)

Ein weiterer Höhepunkt stellte die Erzählung der renommierten Klima- und Migrationsforscherin Dr. Kira Vinke dar, Autorin des Sachbuchs «Sturmnomaden». Sie erzählte betroffen von ihren Begegnungen mit Menschen, die wegen des Klimawandels buchstäblich zur Flucht gezwungen wurden. «Ich sah auf Reisen gewaltsame Konflikte, wie Gletscherschmelze, Dürren und tropische Wirbelstürme die Lebensgrundlagen zerstören.» Danach stiegen Roland Dahinden und Tochter Anna wortlos mit Alphorn und Geige auf eine Anhöhe. Sie bespielten – als Nachklang und eindringlich – den musikalischen Echoraum zur Lesung. Grosse Stille, nur den zwei weidenden Eseln schien es erlaubt, kräftig dazwischen zu iahen, bevor dann «Karis Pilzrisotto» am Feuer köchelte, serviert wurde und die Stimmung aufheiterte. Zu Innerschweizer Räuchertraditionen wusste zum Schluss die in Grafenort lebende Heilpflanzenspezialistin Beatrice Bissig-Odermatt viel Interessantes zu erzählen.

Weitere Herbst-Kulturanlässe: Isenthaler Handwerksmarkt am 24. September ab 10 Uhr. Kilbifest vom 14. bis zum 16. Oktober mit Tanz, viel Volks- und Blasmusik und der Kilbiausstellung «Isenthaler Jugend – eine Erfolgsgeschichte».

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