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Luzern

Krimi in Sursee: Wenn die Stammbeiz zum Tatort wird

Nun hat auch die Stadt Sursee ihren eigenen literarischen Ermittler: «Sheriff» Max Holunder fahndet nach dem Mörder von Bordellbesitzer Lukas Hammer. Die Verdächtigen treffen sich im «Café de Ville».
Hans Wüst hat unter dem Pseudonym Giovanni Brutto einen Krimi geschrieben. Dreh und Angelpunkt der Geschichte ist das Stadtcafé Sursee. Bild: Boris Bürgisser (25. April 2019)

Urs-Ueli Schorno

Es gibt viele Krimikommissäre, die für ihren unsteten Lebenswandel bekannt sind: Glausers Wachtmeister Studer raucht Brissago Kette. Bärlach keucht und hustet gebrechlich durch Dürrenmatts schlimmstmögliche Enden. Anders ist da Giovanni Bruttos Max Holunder: Er kauft sein Gemüse im Bioladen, trinkt zwar Wein, aber bewusst – und sowieso scheint er ganz in seiner Mitte.

Das ist kein Zufall: Der Autor, der sich hinter dem Pseudonym Giovanni Brutto versteckt, ist Hans Wüst, langjähriger Journalist dieser Zeitung mit Stammgebiet am Sempachersee. Inzwischen schreibt Wüst gerne über Wein und Essen für ein Fachmagazin – bewusster Genuss liegt ihm am Herzen und er treibt auch gerne Sport. Seine Stammbeiz ist das Surseer Stadtcafé, das im kommenden Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert. Und als ihn dessen Besitzer Kurt Heimann, der auch als Verleger fungiert, anfragt, ob man der etablierten Kulturbeiz aus diesem Anlass einen Krimi widmen wolle, da witterte Wüst seine Chance. «Ich habe zuvor schon versucht, einen Krimi zu schreiben, hatte aber nie die Ausdauer, zum Ende zu kommen», sagt der Autor. Motiviert durch das Angebot, sagte er: «Das machen wir.»

Langsamer Krimi statt Thriller

Bruttos Ziel war es nach eigenen Angaben «keinen Hochspannungsthriller zu schreiben», sondern einen «langsamen Krimi nach dem Vorbild von Hansjörg Schneiders Hunkeler oder Martin Walkers Bruno Chef de Police».

Die einzigen Auflagen, die Wüst für sein Erstlingswerk erhielt, waren, dass eben das Stadtcafé eine Rolle spielen und der Titel «Zimmerstunde» heissen soll. Aus Hans Wüst wurde also Giovanni Brutto, aus dem Stadtcafé machte dieser das «Café de Ville» und aus Sursee die Kleinstadt «Surwil». Und eben dort, in Surwil, sorgt Sheriff Holunder für Recht und Ordnung. Als der Bordellbesitzer und Unsympath Lukas Hammer tot im Fluss auftaucht, wird er von Journalist Dario Zucker entdeckt. Im besagten Café de Ville, wo am Vorabend der inzwischen Tote einmal mehr negativ aufgefallen war, trifft sich auch der Kreis der Verdächtigen. Neben Kommissar Holunder verfolgt auch Journalist Zucker verschiedene Fährten, in der Hoffnung auf journalistischen Ruhm.

Lektüre für kurze Ferien

Auf süffig zu lesenden 158 Seiten gibt es viel Lokalkolorit zu entdecken, Eingeweihte werden in den Figuren auch Anleihen an reale Personen finden. Eigentlich eine perfekte Ferienlektüre, mit der Gefahr, dass die letzte Seite schon früh erreicht wird.

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