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Grossprojekt

Krienser Einwohnerrat macht Weg frei für Bell-Areal-Projekt – und reduziert den Gewerbeanteil

Das Parlament hat den Bebauungsplan für das Bell-Areal im Krienser Zentrum genehmigt. Eine Anpassung gab viel zu reden.
So soll die Bell-Areal-Überbauung bei der Obernauerstrasse in Kriens aussehen.
Bild: Visualisierung: zvg

Am Ende waren sich alle einig: Der Krienser Einwohnerrat hat am Donnerstag den Bebauungsplan sowie die Umzonung des Bell-Areals einstimmig genehmigt.

Das Resultat zeigt: Sämtliche Parteien begrüssen das Projekt. Es bestehe die Chance, ein lebendiges Stück Stadt mitten im Zentrum zu schaffen, wie mehrere Parlamentsmitglieder betonten. Geplant sind auf der rund 38’000 Quadratmeter grossen Fläche jeweils rund 500 Wohnungen und Arbeitsplätze. Realisiert werden soll die Überbauung auf dem alten Industrieareal bis ungefähr 2031 durch die Eigentümerin Logis Suisse AG sowie mehrere Partner wie Baugenossenschaften. Beim Wohnen ist ein Mix geplant: Mindestens 40 Prozent der Flächen müssen gemeinnützig sein, ungefähr 33 Prozent sollen verkauft werden.

Ungewöhnliche Grüne-FDP-Allianz

Für längere Diskussionen sorgte der Gewerbe-Pflichtanteil. In der ersten Lesung im Frühling 2023 hatte das Parlament noch beschlossen, diesen von mindestens 20 auf 25 Prozent der gesamten Geschossflächen zu erhöhen. Am Donnerstag wurde dieser Entscheid aufgrund eines Antrags der Kommission für Bau, Verkehr und Umwelt wieder rückgängig gemacht. Dies offenbar auch, weil sich die Logis Suisse bei den Fraktionen vor der Debatte für eine Reduktion zurück auf 20 Prozent eingesetzt hatte.

Die Debatte verlief nicht nach dem klassischen Links-Rechts-Schema. Für die Beibehaltung des höheren Gewerbeanteils setzten sich die Grüne/GLP- und die FDP-Fraktion ein. «Es ist vermutlich einfacher und lukrativer, möglichst viele Wohnungen zu bauen. Wir wollen aber ein lebendiges Quartier und keine Schlafstadt», sagte Peter Stofer (Grüne). Matthias Erni (FDP) fügte an, dass ein grosses Potenzial für Gewerbenutzungen bestehe, wenn man bereit sei, innovative Ideen zu entwickeln. Die Bedenken der Investorin seien verständlich. «Aber als Parlament müssen wir uns nicht von deren Interessen leiten lassen, sondern langfristig denken.»

Die SVP-Mitte-SP-Mehrheit setzte aber die Senkung des Anteils durch. Sie argumentierte damit, dass die Nachfrage nach Gewerberäumen im Krienser Zentrum eher gering sei und Leerstände drohten. «Wir wollen Spielraum offenlassen», sagte Viktor Bienz (Mitte). Es bestehe nach wie vor die Möglichkeit, mehr Gewerberäume zu realisieren, sofern die Nachfrage da ist. Auch für die SVP sind trotz Sympathien für mehr Gewerberäume strengere Vorgaben nicht zielführend, wie Fabian Klein sagte. Kathrin Gut (SP) mahnte: «Im Zentrum stehen bereits viele Ladenlokale leer, auch das Schappe Center hat Mühe, Flächen zu vermieten.»

Einsprache der Schappe-Center-Eigentümerin

Weiter lehnte der Einwohnerrat ohne grössere Diskussion mehrere Einsprachen von Anwohnenden und der Axa Anlagestiftung ab. Letztere ist Eigentümerin des benachbarten Schappe Centers. Die Anwohnenden forderten unter anderem eine Herabsetzung der Gebäudehöhen im hinteren Bereich des Areals. Die Axa Anlagestiftung verlangte eine weitere Reduktion der Gewerbeflächen, strengere Vorgaben für allfällige Ladenlokale sowie eine Senkung der Parkplatzzahl auf 250. Dies, weil eine Verkehrsüberlastung drohe. Vorgesehen sind gemäss Bebauungsplan 350 Parkplätze.

Aufgrund der Wertsteigerung durch die Umzonung erhält die Stadt Kriens von der Logis Suisse eine Mehrwertabgabe von 8 Millionen Franken, was 20 Prozent des Mehrwerts entspricht. Grundsätzlich soll das Areal künftig drei Gesichter haben: Südlich, neben der Obernauerstrasse, sind eine dichte Bauweise und öffentliche Aussenräume sowie Nutzungen vorgesehen. In der Mitte ist ein Mix zwischen Wohnen und Arbeiten geplant, nördlich Wohnnutzungen mit kleinräumiger Bauweise.

Die industrielle Vergangenheit des Areals soll in der Neuüberbauung sichtbar bleiben – etwa durch den Erhalt dieses Fabrikhallendachs.
Bild: Visualisierung: zvg
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