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Luzern

Kostenwachstum im Gesundheitswesen: Aktenzeichen bleibt ungelöst

Die Luzerner Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft befasste sich an einem Podium in Sursee mit der Kostenspirale im boomenden Gesundheitsmarkt. Sie dreht vorläufig weiter.
Blick in den neuen Hybrid-Operationssaal im Luzerner Kantonsspital, der dieses Jahr präsentiert wurde. (Bild: Eveline Beerkircher, 1. März 2018)

Balz Bruder

Die Affiche war verheissungsvoll: Unter dem Titel «Fahren wir unser Gesundheitswesen an die Wand?» diskutierten im Campus Sursee Politiker, Experten und Branchenvertreter über das ungebremste Kostenwachstum und mögliche Massnahmen, um die Spirale zu brechen. Zählbares schaute aber kaum heraus.

Als «agent provocateur» hatte die organisierende Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft (AWG) den ehemaligen Basler Chefarzt und amtierenden Präsidenten der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW), Daniel Scheidegger, engagiert. Dieser spielte seinen Part routiniert und unterhaltsam. Kernsatz seines Inputreferats: «Es ist weniger wichtig, was wir machen, als dass wir überhaupt etwas unternehmen.» Damit meinte der streitbare emeritierte Ordinarius für Anästhesiologie: Es wird geredet und geredet – aber es passiert trotzdem nichts. Mit der Folge, dass uns Prämien- und Steuerzahlern «immer mehr Geld aus der Tasche gezogen wird» – ohne dass das, was wir als Patienten konsumieren, immer nötig, geschweige denn hilfreich wäre.

Für Scheidegger ist klar: Es braucht Gesundheitsregionen wider den Kantönligeist, es braucht höhere Mindestfallzahlen in den Spitälern für mehr Qualität, es braucht einen Abbau von teuren und nutzlosen Doppelspurigkeiten. Weg vom «nichts ist unmöglich» in der Medizin, hin zum «was braucht der Einzelne und was ist gut für die Gesellschaft», so das Plädoyer von Scheidegger.

Graf plädiert gegen falsche Anreize

Scheideggers Aussagen wurden in der von SRF-Redaktorin Rahel Walser geleiteten Podiumsdiskussion nicht in der Luft zerrissen. Für den Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf (CVP) war klar: «Wir müssen das Richtige am richtigen Ort machen». A la: Eine Blinddarmoperation gehört nichts ins Uni-, sondern ins Regionalspital, weil sie dort günstiger und unkomplizierter über die Bühne geht. Graf plädierte stark gegen falsche Anreize, die das System verteuerten.

CSS-CEO Philomena Colatrella und CVP-Gesundheitspolitikerin Ruth Humbel sprachen sich angesichts des boomenden Gesundheitsmarkts für die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen aus. Und setzten Hoffnungen in das vom Bundesrat in Aussicht gestellte Massnahmenpaket gegen die steigenden Kosten.

Schön und gut, fand Daniel Scheidegger. So lange es den Akteuren im Gesundheitswesen nicht primär darum gehe, die Regeln des Systems auszuhebeln, um nichts vom Kuchen zu verlieren, bestehe Grund zur Hoffnung.

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