Herbert Huber
Herbert Huber
Wer erwartete, dass ein Laudator das Buch vorstelle, wurde eines Besseren belehrt. Es war nämlich die Ehefrau von Heiri, Lisbeth Küttel-Durrer, welche, gut vorbereitet, die Anwesenden begrüsste und mit sichtlicher Emotion betonte, dass sie diese Vernissage bewusst auf den Todestag ihres geliebten Gatten plante – und wie er sich darüber freuen würde. Heiri hinterliess seiner Lisbeth die einst mit Akribie geschriebenen Reiseberichte, gespickt mit 21 Rezepten.
Einmalig ist, dass eine Ehefrau drei Jahre nach dem Tod des Ehegatten sein begonnenes Werk vollendet. Dazu Lisbeth Küttel: «Alles was bleibt, sind die Erinnerungen an gute wie auch an schwierige Zeiten. Aber die guten überwiegen bei weitem.»
So begann ich im Buch «Koch-Zeit» zu schmökern. Heiri Küttel wurde im besten Weinjahr des Jahrhunderts, am 11. August 1947, in Luzern geboren. Ein Berufsberater empfahl dem Jungen eine Gipser-, Maurer- oder Malerlehre. So entschied er sich für Gipser und verdiente sogar mehr als sein Vater, der im Luzerner Bahnhof als «Portier» arbeitete. Doch Heiri liebte das Kochen. Er sammelte Erfahrungen bei seinen Tanten im Restaurant Kreuz in Rotschuo. Nach beendeter Gipserlehre inklusive Rekrutenschule bewarb er sich als Kochlehrling im Hotel Villa Castagnola in Lugano. Der Monatslohn betrug 20 Franken, ausbezahlt wurden 13.75 Franken. Einen Zustupf verdiente Heiri beim Waschen des Autos des Küchenchefs. Nach zwei Jahren Lehrzeit bestand er die Prüfung mit der Note 5,2.
Die nächsten Stationen waren das Parkhotel Schinznach Bad und die berühmte Chesa Veglia im «Badrutts Palace» St.Moritz, wo Aga Khan, der Schah von Persien und Gunter Sachs von Heiri bekocht wurden.
1973 funkte es mit der Liebe, wobei ein guter Kollege noch «mitmischelte», indem er dem Heiri die attraktive Bardame Lisbeth aus Nidwalden vorstellte. Fortan arbeiteten die beiden, wenn immer möglich, zusammen oder wenigstens in der Nähe. Auf dass die Liebe nicht erlösche. Dazu gehörte auch das Reisen.
Kulinarische Lebensreise rund um den Globus
Das Buch «Koch-Zeit» ist eine kulinarische Lebensreise von Südafrika nach Kuba. Auch die Malediven und Korsika, Amerika und Hawaii, die Toskana und Portugal, Finnland, Thailand, Ägypten und Vietnam werden in den Reiseberichten ausführlich beschrieben. Eine Station hat Heiri Küttel besonders geprägt: die fünf Jahre mit seiner Schwester Marianne als Pächter im Dallenwiler «Kreuz».
Das Buch ist leicht verständlich. Ohne Firlefanz. Mit vielen persönlichen Fotos und nachkochbaren Rezepten. Eine Familiengeschichte, die berührt. Dass Fredy Ehrler, die Lehrerlegende aus Dallenwil, lektorierte, verdankte Lisbeth Küttel speziell. «Koch-Zeit» – geschrieben in der Klause der Benediktinerinnen in Niederrickenbach. Ein Buch für Reiselustige und Liebhaber bodenständiger Kost.
Hinweis: Buch «Koch-Zeit» von Heiri und Lisbeth Küttel, erhältlich für 25 Franken in der Buchhandlung von Matt oder in der Druckerei Odermatt.
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