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«Luzern – eine Zeitreise»

KI-Film lässt das Mittelalter in Luzern aufleben und einen F-35 in den Wasserturm krachen

Der Luzerner Filmemacher Till Gmür hat mit KI einen Film produziert, der die Stadt Luzern in der Vergangenheit und in der Zukunft zeigt. Diese endet in einer Katastrophe.

Am Anfang ist alles friedlich. Wir sehen eine Familie, wie sie am Luzerner Seebecken fischt. Danach gibt es in einer gemütlichen Pfahlbauersiedlung Znacht. Die Szene ist der Einstieg und der erste Teil eines Filmes, den der Luzerner Videoproduzent und Filmemacher Till Gmür mit künstlicher Intelligenz (KI) erstellt hat. «Luzern – eine Zeitreise» heisst dieser. Im zweiten Teil des Films wird es ungemütlicher: In diesem zeigt uns Gmür mithilfe von KI, wie es im Mittelalter atmosphärisch zu- und hergegangen sein könnte. Nun, zuweilen brutal und unappetitlich. Nein, in diesem mittelalterlichen Luzern möchte man nicht gelebt haben.

In der Zukunft ist die Seebrücke ein grünes Naherholungsgebiet

Als ideale Welt stellt der Filmemacher das Luzern der Zukunft dar, auch wenn sie in der totalen Apokalypse enden wird – mehr dazu später. Autos sind keine zu sehen, der Verkehr wird komplett unterirdisch geführt. Dafür gibt es Pärke und ganz viele Grünflächen, so ist etwa die gesamte Seebrücke ein Naherholungsgebiet. Das neue Stadttheater übrigens wird letztlich dort gebaut werden, wo heute das Gotthardhaus steht.

Und nun zur Apokalypse: Diese geschieht im Luzerner KI-Film, weil am Himmel über der Stadt plötzlich F-35-Kampfjets völlig ausser Kontrolle geraten. Einer davon kracht in den Wasserturm . Dennoch hat der Film ein versöhnliches Ende – die Stadt Luzern wird mit echten Filmaufnahmen im schönen Lichte des Sommers 2025 gezeigt, ganz ohne KI. Willkommen in der realen Welt – es ist die beste, die wir haben.

150 Arbeitsstunden aufgewendet

Keinen Wert wurde auf historische Korrektheit gelegt und auch nicht auf inhaltliche Stringenz. «Wenn ich das historisch korrekt hätte machen wollen, dann wäre ich noch längst nicht fertig.» So ist im Mittelalter plötzlich ein Wohnwagen zu sehen oder ein Wächter raucht eine heutige Zigarette. Und mal besteht das aktuelle Hotel Schweizerhof auch in ferner Zukunft, mal ist dort ein anderes Gebäude zu sehen.

Till Gmür geht es indes um etwas anderes: «Ich wollte einfach etwas machen, das es so noch nicht gab, und die Möglichkeiten von KI voll ausschöpfen.» Das ganze Projekt, für das er etwa 150 Arbeitsstunden aufgewendet hat, sei für ihn auch eine wichtige Weiterbildung gewesen, er reagiere damit auf ein wachsendes Bedürfnis von Werbekunden. «Ich habe Kunden, die stellen mir ein Foto zur Verfügung. Nun kann ich aus einem Standbild einen bewegten Videoclip machen.»

«KI kann Gewalt, Liebe kann sie nicht»

Für die virtuelle Zeitreise durch Luzern hat Gmür zuerst viele echte Aufnahmen von der Stadt gemacht. Anschliessend hat er diese Bilder mit KI retuschiert und dann mit gezielten Anweisungen animiert, sogenannten Prompts. Dafür nutzte er verschiedene KI-Programme. Dabei ist ihm Interessantes aufgefallen: «KI stellt Frauen fast immer sehr attraktiv dar, etwa mit grossem Dekolleté. Aktiv gepromptet habe ich das so nicht. Es ist sogar schwierig, mit neuen Prompts zum Beispiel einen Ausschnitt kleiner darstellen zu lassen.» Ebenfalls viel über KI sage es aus, «dass das Generieren von Gewaltszenen überhaupt kein Problem darstellt. Hingegen sind Liebesszenen kaum möglich. So können KI-Figuren etwa nicht küssen», sagt der Luzerner Filmemacher. Sein Fazit: «KI kann Gewalt, Liebe kann sie nicht.»

Auch einige politische Statements zeigt Gmür in seinem Film. Zum Beispiel ist er genervt davon, dass er wegen der vielen Touristen kaum mehr in Ruhe über die Kapellbrücke gehen könne. In seinem Luzern der Zukunft gibt es darum einen separaten Steg nur für Einheimische. Und die Aktualität mit den F-35-Kampfjets hat er unter anderem aufgenommen, «weil es mich fürchterlich aufregt, wenn jeweils Kampfjets tief über die Stadt hinwegdonnern ». Zu seinem autofreien Luzern sagt Gmür, dies sei eine Vision von ihm: «Es wäre so schön ruhig am Schweizerhofquai, wenn es keinerlei Verkehr gäbe. Es könnten dort völlig gefahrlos Kinder spielen.»

Den Schweizerhofquai der Zukunft wünscht sich der Luzerner Filmemacher Till Gmür komplett verkehrsfrei.
Bild: Screenshot: KI-Film «Luzern – eine Zeitreise» / tillgmuer.com
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