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Luzern

Kanton Luzern verzeichnet 10 Prozent weniger KV-Lehrlinge

Die Berufsbildung im Kanton Luzern ist gut verankert – auch wenn die Zahl der Lehrvertragsabschlüsse leicht abgenommen hat. Das gilt auch für den beliebtesten Beruf.
Lehrabschlussfeier des KV Luzern in Luzern. (Bild: Pius Amrein, 5. Juli 2018)

Raphael Zemp

Raphael Zemp

4741 junge Männer und Frauen haben im Kanton Luzern heuer einen Lehrvertrag unterschrieben – und im August ihre Ausbildung in Angriff genommen. Das sind 140 Lehrverträge weniger als im letzten Jahr – und so wenig wie seit Jahren nicht mehr. Noch tiefer lag die Anzahl der Lehrverträge letztmals 2012 (siehe Grafik). Trotzdem ist Christof Spöring, Leiter der kantonalen Dienststelle Berufs- und Weiterbildung, mit den aktuellsten Zahlen «sehr zufrieden»: «Die Berufsbildung hat ihren Anteil halten können.»

Dies, weil im Vergleich zum Vorjahr nicht nur die Anzahl abgeschlossener Lehrverträge abgenommen hat, sondern auch jene der Volksschulabsolventen – gemäss Spöring um rund 150 Schüler. Dabei handelt es sich bereits um den zweiten Rückgang in Folge. «Allerdings dürfte sich die Anzahl neuer Lehrverträge künftig ungefähr auf diesem Niveau stabilisieren», sagt Spöring. Erst ab 2021 erwartet der Dienststellenleiter einen erneuten Anstieg.

«Nur sehr wenige haben keine Lehrstelle gefunden»

Im Kanton Luzern wurden für dieses Schuljahr über 5200 Lehrstellen angeboten. Davon sind laut Spöring rund 500 frei geblieben. Auch deshalb geht Spöring davon aus, dass nur wenige Schulabgänger keine Lehrstelle gefunden haben. Zudem werde in diesem Jahr das Brückenangebot weniger genutzt. Für dieses melden die Volksschulen all jene Schüler bei der entsprechenden Stelle an, die bis Mitte Mai keine Anschlusslösung finden.

Während viele gewerbliche Berufe nach wie vor mit Nachwuchsproblemen kämpfen (besonders Auto-, Lebensmittel- und Gastrobranche), scheint die Ausbildung zur Kauffrau, respektive zum Kaufmann, nach wie vor beliebt. Bei den Frauen und Männern rangiert diese Ausbildung auf dem ersten Platz. Auf sie fallen nicht weniger als 676 aller neubesetzten Lehrstellen (die verschiedenen Ausbildungstypen E- und B-Profil zusammengezählt). Und trotzdem hat ihre Anzahl im Vergleich zum Vorjahr abgenommen, gemäss Spöring um rund 70 Lehrverträge. Bei neu rund 676 KV-Lehrlinge sind das rund 10 Prozent. Diesen Rückgang erklärt Spöring zu einem Teil mit der Schliessung einer Wirtschaftsmittelschulklasse.

Ob der Rückgang etwa einer allgemein gesunkener Attraktivität der Ausbildung geschuldet ist? Beat Schürmann, Geschäftsleiter des Kaufmännischen Verbands Luzern, hält das für wenig plausibel. Seiner Meinung nach sind drei andere Faktoren ausschlaggebend: die natürliche Schwankung, der Rückgang an Volksschulabgängern sowie die fortschreitende Akademisierung. «Das KV hat sich immer schon an gute Schüler gerichtet. Einige ziehen nun wohl das Studium einer Lehre vor», vermutet Schürmann.

Angst vor Computerisierung unbegründet

Und was ist mit der Angst, dass der klassische KV-Beruf schon bald von Computern übernommen werden könnte? Auch daran glaubt Schürmann nicht. Die Ausbildung zum Kaufmann, respektive zur Kauffrau, wandle sich beständig – und werde auch deswegen künftig relevant bleiben, glaubt Schürmann. «Auch besorgten Eltern kann ich die KV-Lehre noch immer guten Gewissens empfehlen. Sie vermittelt viele Kompetenzen, die auch künftig wichtig sein werden.»

Schürmann räumt allerdings ein, dass es schwieriger geworden ist, gute Lehrlinge zu finden. Es würden weniger Bewerbungen geschrieben als noch vor ein paar Jahren. Auch deshalb werde man die weiteren Entwicklungen genau beobachten. «Zu einer Überreaktion verleitet uns der jüngste Rückgang aber nicht.»

Hinweis
Lehrverträge Grafik.pdf
Top-Berufe nach Geschlecht.pdf

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