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Luzern

Kanton Luzern weibelt bei Eltern für Berufsmatura

Luzern will zusammen mit den anderen Zentralschweizer Kantonen Schülern die Berufsmatura schmackhaft machen. Bildungsdirektor Reto Wyss sagt, auf wen er dabei setzt und was die Gründe für die tiefe BM-Quote sind.
Ein Lehrling bei der Arbeit: Im Kanton Luzern sollen mehr Jugendliche eine Berufsmatura machen. (Symbolbild: Keystone/Christian Beutler)
Reto Wyss, CVP-Bildungsdirektor Kanton Luzern. (Bild: rgr)

Matthias Stadler

Matthias Stadler

Die Berufsmatura (BM) als Weg zur Ausbildung wird von Schülern heute zu selten gewählt. Dieser Meinung sind zumindest die Regierungen der Zentralschweizer Kantone. Deshalb haben sie eine Kampagne lanciert. Zielgruppe sind insbesondere Lehrpersonen und Eltern von Jugendlichen, die sich im Berufswahlverfahren befinden. Ausserdem soll an der Bildungsmesse Zebi, die vom 8. bis 11. November in Luzern stattfindet, ein sogenannter BM-Parcours stattfinden (wir berichteten).

Reto Wyss, Sie wollen die Berufsmatura bewerben, richten sich mit der Kampagne aber vor allem an Lehrer und Eltern von Jugendlichen. Müssten nicht die Lehrbetriebe sensibilisiert werden? Sie sind doch in der Ausbildung die Hauptbetroffenen.Die Lehrbetriebe sind in der Tat auch sehr wichtig. Wir haben schon 2013/14 eine Kampagne zur Berufsmatura gemacht und bei dieser versucht, die Lehrbetriebe anzusprechen. Das ist auch in der aktuellen Kampagne der Fall. Wir arbeiten deswegen auch mit dem Gewerbeverband zusammen.Die von Ihnen angesprochene Kampagne vor vier Jahren hat 100000 Franken gekostet. Trotzdem hat sich die Quote der Berufsmaturanden nicht merklich verbessert. Hat die Kampagne nicht gewirkt?

2012/13 hatten wir einen regelrechten Einbruch bei der BM-Quote. Innert kurzer Zeit gelang es uns unter anderem mit der Kampagne, diesen Einbruch wieder zu kompensieren. Dank dieser Offensive haben wir nun unter anderem auch einen ständigen Beirat Berufsmaturität. Dieser Beirat mit Vertretern aus Gewerbeverband, IHZ, Hochschule, Volksschule und Berufsbildung ist breit verankert und zeigt, dass gemeinsame Anstrengungen bei der Förderung der Berufsmatura notwendig sind und wir eine gemeinsame Verantwortung tragen.

Wie gross ist das Budget für die neue Offensive?

Die nun lancierte Kampagne ist national orchestriert, wir hängen uns sozusagen dran. Die sechs Zentralschweizer Kantone zahlen zusammen 35000 Franken, der Kanton Luzern trägt davon 15000 Franken. Das ist ein tragbarer Aufwand für eine gute Sache: Die Berufsmatura ist ein Weg, der für begabte und leistungswillige Jugendliche viele Tore öffnen kann und auch dem hiesigen Gewerbe einen Mehrwert bringt.

Was erhoffen Sie sich von der Kampagne?

Wir möchten die Quote der Berufsmaturanden steigern. Denn die Anforderungen in der Arbeitswelt sind gestiegen. Wir brauchen junge Leute, die in der höheren Berufsbildung oder in einer Fachhochschule eine Ausbildung machen können. Zudem haben wir die Zielsetzung, dass schulisch starke Jugendliche in die Berufsbildung gehen. Das gelingt uns nur dann, wenn wir eine attraktive Ausbildung bieten können. Diese Schüler müssen gefordert und gefördert werden. Für Leistungsstarke ist die BM ein zentraler Schlüssel, damit sie sich in der Welt der Berufsbildung gut aufgehoben fühlen.

Wenn ein Lehrling eine Berufsmatura macht, fehlt er wegen der Schule häufiger im Betrieb. Wie wollen Sie die Lehrbetriebe davon überzeugen, dass sie ihren Lehrlingen vermehrt die BM schmackhaft machen sollen?

Die Mehrbelastung ist unterschiedlich. Meist ist es insgesamt ein halber Tag mehr pro Woche. Zudem sind Berufsmaturanden Lehrlinge, die schulisch stark sind. Man kann sie im Betrieb für anspruchsvollere Arbeiten einsetzen. Entsprechend sind sie auch Imageträger für die Arbeitgeber und die Branche. Und ich kann auch aus eigener Erfahrung sprechen: Ich habe in meiner Zeit als Inhaber eines Bauingenieurbüros immer gerne mit Berufsmaturanden zusammengearbeitet.

Luzern wie auch andere Zentralschweizer Kantone liegen seit Jahren unter dem schweizerischen Durchschnitt, was die BM-Quote angeht. Weshalb?

Es hat mit unserer wirtschaftlichen Struktur zu tun. Der durchschnittliche Lehrbetrieb hat hier sechs Mitarbeiter, das ist etwa im Aargau oder in Zürich anders. Das hat einen Einfluss auf die Quote. Zudem sind wir sehr stark in Studiengängen der Höheren Berufsbildung, wo keine Berufsmatura nötig ist. Weiter haben wir einen sehr tiefen Anteil an schulisch organisierter Grundbildung – wie etwa die Fachklasse Grafik. Dort sind die Schüler in einem schulischen Umfeld, bei der sie auch gleich die BM machen können. In der Westschweiz etwa ist dieser Anteil sehr viel grösser.

Die BM-Quote war im Kanton Luzern früher höher. Wie erklären Sie sich, dass die BM heute nicht mehr so beliebt ist?

Dazu gibt es keine gesicherte und untersuchte Befunde. Aber wir sind auf einem guten Weg, die Quote wieder zu steigern. Nun gilt es, die Lehrbetriebe, die Jugendlichen und die Eltern von der Berufsmatura zu überzeugen.

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