notifications
Luzern

Kampfwahl in Ermensee: Schafft die SVP die Premiere oder revanchiert sich die CVP?

Der Kampf ums Gemeindepräsidium ist ein Duell der beiden wählerstärksten Parteien. Das Zünglein an der Waage spielen die FDP-Wählerinnen und -Wähler.
Andreas Müller kandidiert für die CVP als Gemeindepräsident von Ermensee... (Bild PD)
...ebenso Patrik Herzog von der SVP. (Bild PD)

Reto Bieri

Reto Bieri

Nach neun Jahren im Amt tritt der Ermenseer Gemeindepräsident Reto Spörri (FDP) zurück. Er will sich vermehrt auf Beruf und Familie konzentrieren. Am 13. Juni kommt es zwischen den Kandidaten Andreas Müller-Bütler und Patrik Herzog zum Duell um Spörris Nachfolge. Es ist eine Kampfwahl mit Brisanz: Mit Herzog möchte die SVP erstmals in den dreiköpfigen Gemeinderat einziehen. Mit Andreas Müller will die CVP die absolute Mehrheit zurückgewinnen, welche ihr die FDP bei den regulären Gemeinderatswahlen vor einem Jahr abluchste. Auch damals kam es zu einer Kampfwahl; drei Personen (2 CVP, 1 FDP) buhlten um zwei neu zu besetzende Gemeinderatssitze. Keine Kampfwahl gab es ums Gemeindepräsidium, da der bisherige Reto Spörri der einzige Kandidat war.

Neben Reto Müller (CVP) wurde Ende März 2020 auch FDP-Frau Ester Zogg-Elmiger in die Exekutive gewählt. Insbesondere auch, weil die SVP sie anstelle der CVP-Kandidatin zur Wahl empfahl. Im aktuellen Wahlkampf nun unterstützt die FDP den SVP-Kandidaten Patrik Herzog. Zeigt sich die FDP damit erkenntlich für die Schützenhilfe vor einem Jahr? Dazu sagt Ester Zogg, Gemeinderätin wie auch Präsidentin der FDP-Ortspartei:

«Wenn die SVP einen fähigen, von der FDP als gut befundenen Kandidaten stellt, wird die FDP ihrerseits zu Gunsten der anzustrebenden Konkordanz auf die Portierung eines Kandidaten verzichten.»

FDP will alle Ortsparteien in die Verantwortung nehmen

Der Vorstand der FDP Ermensee habe nach Anhörung beider Kandidaten einstimmig entschieden, Patrik Herzog zu unterstützen. «Seine Qualifikationen, seine Fachkompetenz und sein souveräner Auftritt sprechen eine klare Sprache», so Zogg. Ein wichtiger Punkt sei: «Er ist unvoreingenommen und kann somit neutral Themen angehen, da er erst seit ein paar Jahren in Ermensee lebt.» Die CVP dominiere seit Jahrzehnten das Dorf. «Ich glaube, dass es möglichst viele verschiedene Interessengemeinschaften braucht, um sich weiterzuentwickeln. Ich denke, es wäre langsam an der Zeit, alle vertretenen Ortsparteien mit in die Verantwortung zu nehmen», sagt Ester Zogg.

Die Konkordanz sei ein wichtiger Bestandteil einer funktionierenden Demokratie, betont auch SVP-Ortsparteipräsident Armin Müller.

«Mit einem Wähleranteil von 26 Prozent haben wir die nötige Grösse.»

Patrik Herzog bringe die besten Voraussetzungen für das Gemeindepräsidium mit. «Nämlich hohes Fachwissen in den Bereichen Schule, Finanzen und Kommunikation. Er besitzt Führungsstärke, ist unbelastet, hat Anstand, Respekt und Bescheidenheit», sagt Armin Müller. Der 35-jährige, gebürtige Stanser Patrik Herzog ist Dozent für Volks- und Betriebswirtschaftslehre und arbeitet als Buchhalter in einem Alterszentrum in Cham.

CVP gibt sich unbeeindruckt vom «Päckli» von FDP und SVP

Und was sagt die CVP, die mit rund 30 Prozent wählerstärkste Partei, zum «Päckli» von FDP und SVP? «Das ist deren Entscheid», so Ortsparteipräsident Benno Elmiger knapp, «wir fokussieren auf unseren Kandidaten.» Dass die SVP bezüglich der Parteistärke in den Gemeinderat gehört, habe die CVP nie in Abrede gestellt. Stille Wahlen, gerade fürs Gemeindepräsidium, seien aber nicht der richtige Weg.

«Eine demokratisch legitimierte Wahl ist der CVP wichtig.»

Ausserdem sei der FDP die Konkordanz und damit die Parteizugehörigkeit noch vor einem Jahr nicht sehr wichtig gewesen. Tatsächlich stellt die FDP, deren Parteistärke rund 21,5 Prozent beträgt, seit einem Jahr zwei von drei Gemeinderäten.

Im Gegensatz zum wenig bekannten Patrik Herzog sei Andreas Müller in Ermensee verwurzelt und weise viel Erfahrung auf, sagt CVP-Parteipräsident Benno Elmiger. Der 50-jährige Müller führt in vierter Generation ein Transportunternehmen, spielt in der Musikgesellschaft Brass Band Ermensee und war 16 Jahre im Vorstand. Seit rund neun Jahren ist Müller zudem Mitglied der Controllingkommission. «Er hat dadurch einen vertieften Einblick in die Gemeinde», sagt Benno Elmiger.

Kommentare (0)