Beim Gedanken an die besten Schweizer Weinanbaugebiete kommt wohl den wenigsten die Zentralschweiz in den Sinn, noch weniger der Kanton Luzern. Und Hitzkirch? Die Gemeinde im Luzerner Seetal kann in diesem Jahr nicht nur einen oder zwei, sondern gleich vier der fünf «besten Zentralschweizer Weine 2023» für sich beanspruchen. Woran liegt das?
«Manchmal ist es einfach Zufall», winkt der Önologe und Winzer Mathias Brunner ab. Seine Weine «Rossoprofondo Zweigelt 2020» und «Scurointenso Cabernet 2020» überzeugten die Jury in den Kategorien «Rotwein sortenrein» und «Rotwein Assemblage» am meisten. Als die Gewinner am Mittwochabend verkündet worden seien, habe er sich aber dieselbe Frage gestellt. Neben ihm überzeugten auch die Hitzkircher Produzenten «Kaiserspan» und «Stierlihof» mit je einem Gewinn und mehreren Nominierungen. Der Boden in der Region könnte aber ein Grund sein: «Es sind kiesige, sandige Böden, in denen Wasser schnell versickert. Das ist optimal für Reben», so Brunner.
Die besten Zentralschweizer Weine 2023
Weisswein sortenrein
Siegerwein: Kaiserspan Riesling-Silvaner 2022; Weinbau Kaiserspan, Hitzkirch
Nominiert: Solaris Santenberg 2022; Wein Schwager, Meggen
Nominiert: Stierlihof Seyval Blanc 2021; Stierlihof, Hitzkirch
Weisswein Assemblage
Siegerwein: Abt Laurentius 2022; Weingut Klosterhof, Aesch
Nominiert: Rätlisbacher Symphonie 2022; Rätlisbacher Weine, Ebikon
Nominiert: Johanniter Kommende Hohenrain Cuvée Weiss 2022; BBZN Hohenrain, Hohenrain
Rotwein sortenrein
Siegerwein: Rossoprofondo Zweigelt 2020; Brunner Weinmanufaktur, Hitzkirch
Nominiert: Abt Bonaventura 2022; Weingut Klosterhof, Aesch
Nominiert: Merlot 2021; UR WY, Bürglen UR
Rotwein Assemblage
Siegerwein: Scurointenso Cabernet 2020; Brunner Weinmanufaktur, Hitzkirch
Nominiert: Kaiserspan Cuvée Kaiser 2022; Weinbau Kaiserspan, Hitzkirch
Nominiert: Luzerner Seelagencuvée Rot 2022; Brunner Weinmanufaktur, Hitzkirch
Rosé, Federweiss, Blanc de Noir
Siegerwein: Stierlihof Muscat Bleu 2022; Stierlihof, Hitzkirch
Nominiert: Bianco di Merlot 2022; UR WY, Bürglen UR
Nominiert: Rosato 2022; Weinbau Meyer, St. Erhard
25 Weingüter reichten insgesamt 63 Weine ein; 56 Weine aus dem Kanton Luzern, sechs aus dem Kanton Uri und einen aus dem Kanton Obwalden. Alle nominierten Weine verfügen über die kontrollierte Ursprungsbezeichnung AOC. (mha)
Fachjury hatte «Qual der Wahl»
Schlussendlich sei ein Gewinn nicht eine grössere Auszeichnung als eine Nomination, erklärt Brunner weiter. «Es werden alle nominierten Weine von einer Fachjury ausgewählt, alle drei Nominierten sind somit sehr gut. Bei der Endausscheidung mit Politikern und Gastronomen wird dann eher ein Wein gekürt, der dem Publikum am besten schmeckt.» So könne man theoretisch mit dem gleichen Wein in einem Wettbewerb zu den Gewinnern gehören, im nächsten dann nur zum Mittelmass.
Für die Vorselektion wurden 63 Weine aus 25 Weingütern eingereicht; 56 davon stammten aus dem Kanton Luzern. Ein sechsköpfiges Profi-Panel unter der Leitung des Master of Wine Ivan Barbic nominierte die jeweils besten drei Weine pro Kategorie für die finale Prämierung. Die Fachjury habe «die Qual der Wahl» gehabt, heisst es in einer Mitteilung der Dienststelle Landwirtschaft und Wald Luzern. «Die nominierten Weine und vor allem die Kategoriensieger stellen die Spitze der Qualitäten dar und überzeugen durch eine angenehme Fülle, intensive und präzise Fruchtigkeit.»
Die im Vergleich mit anderen Jahren sehr hohe Qualität sei vor allem auch auf die idealen Bedingungen des Weinjahres 2022 zurückzuführen. Dagegen seien 2021 die Ernteverluste aufgrund der schwierigen Wetterverhältnisse hoch gewesen – zumindest bei herkömmlichen Rebsorten. Sogenannte pilzwiderstandsfähige Traubensorten seien schlechteren Bedingungen und Schädlingen besser gewachsen.
Diesjährige Ernte wird noch besser
Der in der Kategorie «Rotwein Assemblage» prämierte Wein von Brunner wurde ebenfalls aus Piwi-Traubensorten hergestellt – damit ist er bei weitem nicht der einzige in der Region: Die Zentralschweiz hat mit 40 Prozent den grössten Anteil an Piwi-Sorten schweizweit. Trotz Schwierigkeiten bei der Etablierung, wie Brunner erklärt. «Anders als bei Weissweinen blieben Piwi-Sorten bei Rotweinen lange im Schatten der klassischen Traubensorten. Diese Prämierung zeigt, dass der Wein in der Qualität mithalten kann.»
Die diesjährigen Wetterverhältnisse haben aber wohl keinem Zentralschweizer Winzer einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im warmen Frühling blieben die Reben von Frostschäden verschont, der trockene und heisse Sommer kam ihnen ebenfalls entgegen und Hagel blieb ebenfalls grösstenteils aus. «Die Ernte begann bereits Anfang September und ist in vollem Gange. Sie wird voraussichtlich höher ausfallen als im Vorjahr und von bester Qualität werden», so die Dienststelle Landwirtschaft und Wald.
Ähnliches weiss Mathias Brunner zu berichten: «Der heisse Sommer hat uns eine super Ernte bereitet. Wir mussten im Sommer in insgesamt drei Durchgängen die Menge sogar reduzieren.» Bis jetzt sei er zuversichtlich, obwohl die Ernte eben erst begonnen habe.
Zentralschweizer Weine
Der Zentralschweizer Weinbau verfügt gemäss Dienststelle Landwirtschaft und Wald über eine «einzigartige Weinvielfalt» von gegen 60 verschiedenen Weinsorten. Mit einem Anteil von 40 Prozent an Piwi-Sorten liegt die Zentralschweiz an der Spitze (Schweiz: 3 Prozent). Beim Anteil Bioweine liegt die Zentralschweiz mit 16 Prozent im schweizweiten Durchschnitt. (mha)
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