Was es braucht: sechzig Sekunden – doch die Scheu davor scheint endlos. Die Rede ist von einer zeiteffizienten Hautpflegeroutine. Die beiden Gründer der Firma Jungkraut, Luca Mijnssen und Andreas von Muralt, erzählen, warum sie Naturpflegeprodukte für Männer herstellen, wo sie damit hinwollen und wo Probleme auftauchen – auch solche sozialer Natur.
Hinter Jungkraut steckt mit Julia Lüscher noch eine dritte Person. Die beiden Männer kennen sich von ihrer gemeinsamen Zeit an der Universität St. Gallen. Lüscher ist ein Jahr nach der Firmengründung dazugestossen. Am 16. September sind sie bei «Die Höhle der Löwen» auf 3+ zu sehen (siehe Hinweis).
Bisher hat sich Jungkraut über eigene Ressourcen finanziert, alle Einnahmen würden reinvestiert. Ein Investor an ihrer Seite könnte ihnen den weiteren Weg bedeutend erleichtern. Ob sie in der aufgezeichneten Sendung einen gefunden haben, dürfen sie nicht verraten – das hingegen schon: Sie seien froh, dass sie das durchgezogen haben.
Luca Mijnssen und Andreas von Muralt unterscheiden klar: Jungkraut ist ein Jungunternehmen, kein Start-up. Letzteres kenne man eher aus der Tech-Branche – und ohnehin werde der Begriff «Start-up» inflationär genutzt. Die Bezeichnung Jungunternehmen passe hier viel besser: «Wir sind immer noch jung, wir sind am Lernen, wir sind in unseren Strukturen noch nicht so festgefahren», erklärt Andreas von Muralt.
«Jung» steht ebenfalls im Markennamen. Die Namensfindung habe viel Zeit beansprucht, aber es sollte ein deutsches Wort werden, um den Fokus und die Verankerung des Unternehmens in der Schweiz zu unterstreichen. Ihren Wurzeln treu zu bleiben, sei ihnen wichtig – ihr Büro liegt inmitten der Stadt Zug. Ein waschechter Zuger sei zwar nur Luca Mijnssen, aber dennoch schätzten sie die Identität als Zuger Jungunternehmen. In der Stadt verbringen sie die meiste Zeit, auch wenn ihre Produktion im Toggenburg liegt.
Doch warum «Jungkraut»? Jedes ihrer Produkte wird durch drei «Botanicals» angereichert, Kräuter passier hier also perfekt. Auf ihrer Website erklären sie die unterschiedlichen Wirkungen der insgesamt zwölf Pflanzenstoffe, wie etwa Brennnessel, Edelweiss oder – etwas ausgefallener – die Haskap-Beere. Diese fördere die Regeneration der Haut und sorge für ein frisches Hautbild.
Das Jungkraut-Team spricht dabei vom «Gin-Gefühl für unter die Haut». Wie bei einem Gin gehe es um die Verfeinerung durch ausgewählte Pflanzenstoffe. Hier liegt jedoch der Unterschied: Gin wird typischerweise mit Wacholderbeeren gebraut, Jungkraut hingegen setzt auf die Herstellung unterschiedlicher Basen für ihre Produkte.
Vaterfreuden bestimmten den Startpunkt
Das Unternehmen besteht bereits seit viereinhalb Jahren, wobei die Idee dafür 2019 entstand. Das Duo nennt es eine «Sommerabend-Idee»: Luca Mijnssen setzte sich als angehender Papi mit Babypflegeprodukten auseinander und merkte, dass bei diesen stark auf die Inhaltsstoffe geachtet wird – ganz anders als in herkömmlichen Pflegeprodukten. Ihre Recherche im Bereich Naturpflege zeigte: Das Angebot für Frauen sei enorm, jenes für Männer hingegen karg. Naturkosmetik, die ausschliesslich für Männer entwickelt wird, habe es nicht gegeben – die Marktlücke war gefunden.
Das Jungunternehmen setzt bewusst auf Marketing für Männer. Luca Mijnssen und Andreas von Muralt berichten davon, dass die Verwirrung über Pflegeprodukte bei Männern gross sei. Häufige Fragen handeln davon, wo man überhaupt anfangen soll, welche Produkte sich eignen oder welche man wirklich braucht. Grundsätzlich brauche es nicht viel: Reinigung und Pflege, das macht's schon aus.
Anfeindungen kommen vor
Es geht ihnen darum, natürliche Hautpflege an den Mann zu bringen, auch wenn nicht immer ohne Gegenwind. «Das ist auch etwas, was die Welt nicht braucht» oder «Das ist unmännlich», lauten einige Kommentare. Auch direkte Beleidigungen unter ihren Social-Media-Beiträgen sind den Jungunternehmern nicht fremd. Die Gründe dafür können sie nur vermuten. Andreas von Muralt meint, dass Hautpflege noch immer mit Femininität assoziiert werde und sich deshalb manche Männer in ihrer Männlichkeit verletzt fühlen.
Dabei sei die Haut das grösste Organ und benötige ebenfalls Pflege – da reiche eben nicht nur Wasser. «Man macht etwas, man pflegt sich; es ist okay, sich zu pflegen», so Andreas von Muralt. Auch deshalb passe ihre Idee mit der oben erwähnten Analogie zum Gin: «Viele Männer reden nicht gerne über Pflege, aber sie reden vielleicht gerne über einen Gin», ergänzt Luca Mijnssen.
Bereits heute liefert Jungkraut auf Wunsch weltweit. Ihr Fokus liege dennoch auf dem deutschsprachigen Raum. Auch wenn sich das Marketing primär an Männer richtet, sind die Produkte für alle geeignet. Rund fünf Prozent ihrer Verkäufe gingen an Frauen.
Zum Schluss gibt Andreas von Muralt noch einen Geheimtipp: «Am Abend Gesichtsreinigung verwenden – Gamechanger».
Die Zuger Jungunternehmer werden am Dienstag, 16. September, bei «Die Höhle der Löwen» auf 3+ zu sehen sein. Die Sendung beginnt um 20.15 Uhr.
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