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Aus dem Campervan

«Jésus – unser Retter»: Ronny Arnold musste vier Wochen ohne Campervan auskommen

Ronny Arnold und seine Frau reisen mit ihrem Van durch Europa – und mussten dabei für vier Wochen pausieren.

Ronny Arnold schreibt über seine Reise mit dem Campervan.
Bild: Bild: PD

Wer mit dem Van durch Europa reist, trifft unterwegs auf andere Gleichgesinnten. Und der Trend, mit dem Wohnmobil zu reisen, ist längst auch bei jüngeren Menschen angekommen. Wir trafen in Schottland auf Laura und André. Sie arbeiten als digitale Nomaden und haben sich ein sicheres Einkommen mit ihren Youtube-Videos erarbeitet. Als wir abends gemeinsam in ihrem Van «Oskar» zusammensassen, kam das Thema «Reparaturen am Van» zur Sprache. Meine Frau Xenia und ich können ein Lied singen – mussten wir doch unseren Van kurz nach dem Kauf in die Werkstatt bringen, um fast alles zu reparieren, was man reparieren kann. Fast alles. Denn eine komplette Neulackierung inklusive Bekämpfung der Roststellen sprengte damals unser geplantes Budget. Laura und André erzählten uns von Jésus und dessen nordspanischer Werkstatt, die sich auf die Restauration von alten Campern spezialisiert habe. Sie vermittelten uns einen Kontakt zu anderen Reisenden, die ihren Van dort in der Werkstatt neu lackieren liessen. Als wir hörten, wie viel sie dafür bezahlen mussten, stand unser nächstes Reiseziel fest: Nordspanien!

Bevor wir mit unserer «Elsa» nach Spanien fuhren, nahm ich per Whatsapp Kontakt mit Jésus auf. Er teilte mir mit, dass er – nach der Sichtung der Fotos unseres Vans – ab Mitte November Zeit für uns hätte. Ich sagte ihm zu, und wir buchten in weiser Voraussicht bereits eine Unterkunft in Nordspanien, da wir während der Zeit der Reparatur ja nicht in unserem Van leben konnten. Lange hörte ich nichts mehr von Jésus, und ich wurde etwas ungeduldig und schrieb ihm mehrere Nachrichten, die alle unbeantwortet blieben. Am Samstagabend vor unserem abgemachten Termin in der Werkstatt schrieb er mir endlich: «Leider habe ich keine Zeit für deinen Van. Ich kann ihn erst im Januar in der Werkstatt aufnehmen.»

Natürlich war ich genervt, hatte ich mit ihm doch einen Termin vereinbart, aber schlussendlich war ich am kürzeren Hebel und konnte nicht viel ausrichten. Trotzdem schrieb ich ihm eine von Ärger und etwas Wut geprägte Nachricht und legte ihm dar, dass wir extra aus der Schweiz angereist seien und in einer Mietwohnung leben würden, damit unser Van repariert werden könne. Kurz darauf kontaktierte er uns wieder und teilte mit, dass wir mit dem Van am Montagmorgen, 9 Uhr, in der Werkstatt sein sollten. Gesagt, getan! Dass meine nicht unbedingt freundliche Nachricht zum gewünschten erfreulichen Ergebnis führen würde, hätte ich nicht erwartet.

Für ganze vier Wochen blieb unsere «Elsa» dann in der Werkstatt, Jésus schickte uns regelmässig Fotos vom Fortschritt seiner Restaurationsarbeiten, und wir konnten es kaum glauben, wie viel Zeit er für unsere alte Dame investieren musste.

Nach diesen vier langen Wochen durften wir «Elsa» wieder abholen. Das Ergebnis war einfach unfassbar toll. Wir waren überglücklich und fuhren mit unserem komplett neu lackierten und von Rost befreiten Van in Richtung Bilbao weiter. Die Werkstatt von Jésus muss sich in Zukunft nicht um zu wenig Arbeit fürchten – denn zahlreiche Menschen auf Social Media fragen nach der Adresse, die ich gerne weitergebe.

Im Dezember war ich übrigens noch für einige Zeit allein mit unserem Hund Thanos unterwegs, da meine Frau in die USA reiste. So fuhr ich mit «Elsa» und Thanos langsam in die kalte Schweiz zurück. Nach fast eineinhalb Jahren gemeinsamen Reisens war es die erste längere Zeitspanne, in der wir nicht gemeinsam unterwegs sein konnten. Ich gestehe: Ich hatte gemischte Gefühle, weil ich nun allein die Verantwortung für unseren wunderschönen Van tragen musste, aber auch, weil ich plötzlich alle Entscheidungen allein treffen musste: Wo übernachte ich heute? Was kaufe ich für die kommende Woche ein? Welche Reiseroute schlage ich ein? Überlebt mein Hund – nur mit mir zusammen? Schaffe ich es, die Morgenrunde mit Thanos zu übernehmen? Fragen, Fragen, Fragen, die ich nach einer Woche des Allein-unterwegs-Seins alle beantworten konnte. Und das ganz allein…

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