Franz Hess
Es ist lange her, dass Wolfenschiessen anfangs der 1980er-Jahre Weltmeisterin Erika Hess bejubeln durfte. Nun macht Nina Christen einen derartigen Freudentaumel wieder möglich: mit ihrem Olympiasieg in Tokio. Wolfenschiessen ist wieder ein Dorf bevölkert von Sportbegeisterten. Oder wie es Landrat Migi Zumbühl in einem Gedicht an Nina Christen ausdrückt: «Zweimal Edelmetall bim schiässä vo einerä us Wolferschiässä – So eppis muäsch eifach gniässä (und begiässä)».
Und das taten auch gut 1000 Leute, die sich am Freitagabend beim Empfang der zweifachen Medaillengewinnerin im Unterdorf besammelten, um durchs Dorf zu ziehen. Darunter Gäste, Delegationen und Freunde der Olympiasieger. Bereits bei diesem Einzug durchs Dorf gab es von der einheimischen Bevölkerung und den zahlreichen Fans grossen Szenen-Applaus für «ihre Nina».
Angeführt wurde der Zug vom Musikverein Dallenwil, gefolgt von den 40 Fahnendelegationen des Schweizerischen Schützenverbands und der Delegationen der Wolfenschiesser Dorfvereine sowie von mehrere Vertretern von Schützenvereinen aus Nidwalden und der Region Innerschweiz. Abgeschlossen wurde der Zug von der Olympiasiegerin Nina Christen mit Familie, begleitet durch die grosse «Trychlergruppe Wolfenschiessen».
Viele Nerven gebraucht
Nach den Empfängen für Wintersportler fand jetzt erstmals ein Empfang für eine Sommersportlerin statt. Der Moderator Roland Bösch übergab zum Beginn der Feierlichkeiten das Wort an den Gemeindepräsidenten Wendel Odermatt. Er begrüsste zuerst die zahlreich erschienenen Leute und Delegationen in Wolfenschiessen und freute sich, dass Wolfenschiessen die erste Olympiasiegerin aus dem Kanton Nidwalden beheimatet. Beim Wettkampf um die Goldmedaille habe es viel Nerven gebraucht. Im Namen der Gemeinde gratulierte er Nina Christen und ihrem ganzen Umfeld für den grossen Erfolg. Da es in Nidwalden keine Ehrenbürger gibt, soll in Wolfenschiessen einen Platz oder eine Strasse nach «Nina» benannt werden.
Nidwaldens Frau Landammann Karin Kayser berichtete, dass sich Nina durch einen grossen Durchhaltewillen auszeichne, um die hochgesteckten Ziele zu erreichen. Sie fühle sich aber nicht als «Star». «Aber für Nidwalden bist du ein grosser Sportstar.» Ihr langjähriger Trainer und Betreuer Bruno Mathis, berichtere, dass er die Athletin Nina Christen rund 17 Jahre betreuen durfte und sie kennenlernte als eine zielgerichtete Athletin, die dem Erfolg alles unterordnete. Eindrucksvoll schilderte er, wie Nina den letzten Schuss ins Ziel brachte: «Duchschnaufen - Zielen - 70 Gramm Widerstand am Abzug - Schuss geht mit rund 320 Kilometern pro Stunde ins Ziel - 10,2 Punkte – zwei Sekunden durchschnaufen und Nina ist eine erfolgreiche Olympiasiegerin». Zum Abschluss überreichte er der Olympiasiegerin noch einen Stock Holz mit dem Kommentar, «Dass ihr das grosse Feuer in den nächsten Jahren nicht ausgehen soll».
«Mein Schlafzimmer werden sie nie sehen»
Nach der interessanten Talkrunde mit Moderator Roland Bösch und Nina Christen, bei der über das Leben und über ihre Zukunft im Spitzentraining berichtete wurde. verriet Nina Christen; «Jetzt möchte ich vorerst Ferien machen und mich dann auf Paris 2024 vorbereiten. Sehen wir, was kommt.» Besonders dankte sie allen, die sie auf ihrem bisherigen Weg geleiteten haben, denn ohne sie wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen. Insbesondere gefiel es ihr, dass so viele Nidwaldner ihr im Auto zuwinkten und sich mit ihr freuten. Auf die Frage des Moderators, ob jetzt bei ihrem Bekanntheitsgrad auch eine Reportage in der «Schweizer Illustrierte» erscheine, konterte sie spontan: «Mein Schlafzimmer werden sie nie sehen.»
Nach weiteren Gratulationen und Grüssen des Schweizer Schiesssportverbands und von Swiss Olympic hielt Max Ziegler vom Kantonalschützenverband Nidwalden das Schlusswort. Er danke vorerst allen, welche diesen Empfang möglich machten und berichtete, dass Nina Christen ein grosses Vorbild sei für das Schützenwesen im Kanton Nidwalden. Sie leiste sicher einen grossen Beitrag zur Schützen-Förderung.