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Theater

In Malters meldet sich «Der Revisor» an – und tritt in besonderem Bühnenbild auf

Liebevoll gezeichnete Figuren führen durch eine rasante und kluge Geschichte. Sie machen aus dem Theaterklassiker ein grosses Pläsier.

In Malters steht seit 2019 endlich wieder eine Produktion auf dem Programm der Theater­gesellschaft. «Der Revisor» von Nikolai Gogol ist eine der meistgespielten russischen Komödien. Die glänzende Sa­tire auf Misswirtschaft und Korruption hat ihren festen Platz im europäischen The­ater. Unter anderem deshalb, weil die Zustände, die Gogol aufs Korn nimmt, sich keineswegs auf Russland und das 19. Jahrhundert beschränken, sondern überall in der Welt zuhause sind.

Der Bürgermeister (Markus Reust) hat unangenehme Neuigkeiten für die Stadtoberen: Ein Revisor ist auf dem Weg in ihre Stadt, er reist inkognito und ist vielleicht schon da.
Bild: Bild: Lucas Eiholzer
(Malters, 10. 4. 2023)

Regisseurin Bettina Dieterle hält in ihrer Inszenierung konsequent den Fokus auf das Schrille, Groteske und Leichtfüssige. Sie dockt dabei an der Gegenwart an und wählt die Sprache auffällig einfach, in Mundart und modern: «Mama, chill mal deine Base» ist ein gutes Beispiel dafür.

Der Wirtschaftsprüferreist inkognito an

Der Bürgermeister einer kleinen Provinzstadt verkündet den Funktionsträgern seiner Gemeinde: Es herrscht Alarmstimmung! Ein Revisor ist auf dem Weg in die Stadt! Auch Schulmeister, Arzt, Postamtleiter und Richter sind in Aufruhr, denn sie wissen alle um Korruption und Schlamperei in ihren Institutionen. Zum Leidwesen aller reise dieser Wirtschaftsprüfer inkognito an und folge geheimen Instruktionen. Vielleicht ist er bereits im Ort eingetroffen und hat sie schon im Visier.

Zufällig hat sich der smarte Taugenichts Chlestakov in einem heruntergekommenen Hotel eingemietet. Ihn halten die Stadtoberen nun für den gefürchteten Revisor, dabei hat Chlestakov ein anderes Problem: Er ist pleite. Inso­fern kommen ihm die Besuche der äusserst unterwürfigen Funktionsträger sehr gelegen. Denn jeder möchte ihn gnädig stimmen und steckt ihm Geld zu. Dies wird bildstark, schrill und manchmal auch sehr gekonnt blöd inszeniert und macht den Zusehenden unglaublich Spass.

Üppiges Bühnenbild und spektakuläre Kostüme

Zu diesem grossen Pläsier tragen nebst dem sehr gut agierenden Ensemble auch das üppige Bühnenbild (David Leuthold), die spektakulären Kostüme (Barbara Medici und Céline Eberle) sowie Licht, Ton (Martin Brun) und die coole Musikauswahl bei. Jedes Musikstück, zum Beispiel von Iggy Pop bis Billy Idol, ist textlich auf die jeweilige Szene ausgerichtet.

Bemerkenswert ist auch die Ausrichtung der Bühne. Der Saal wird der Länge nach genutzt, das Publikum blickt gegen die Glasfronten zur Strasse hinter dem Gebäude hin. Originell ist die Idee, diese sonst verschlossenen und abgedeckten Türen für einmal ins Spiel einzubinden. Denn nicht immer ist klar, ob die Spaziergänger oder Autofahrerinnen zum Stück gehören oder doch zu­fällig ins Bild geraten. Unser Besuch an der Hauptprobe endete mit dem Gefühl, in ein lebendig gewordenes Bilderbuch einzutauchen und fast traurig zu sein, wieder in den Alltag ausgespuckt zu werden. Wer kluges Theater mit viel Witz, Tempo und Skurrilität erleben möchte, hat bis am 13. Mai Gelegenheit dazu.

Aufführungen bis 13. Mai 2023. Gemeindesaal Malters. Tickets: www.theater-malters.ch

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