notifications
Melchsee-Frutt

In den Obwaldner Alpen werden drei junge Bartgeier ausgewildert – für den dritten Jungvogel wird noch ein Name gesucht

Die Stiftung Pro Bartgeier entlässt zwei Weibchen und ein Männchen in die Freiheit. Am 2. Juni werden die Bartgeier zur Auswilderungsnische gebracht, wo sie lernen, in freier Wildbahn zu überleben.
Bereits siebenmal wurden Bartgeier auf der Melchsee-Frutt ausgewildert. 
Bild: Bild: Hansruedi Weyrich / zvg

Für drei junge Bartgeier beginnt am 2. Juni der Ernst des Lebens. Die Jungtiere werden im Gebiet Melchsee-Frutt ausgewildert, um die Bartgeierpopulation weiter zu erhöhen. Da die diesjährige Zucht erfolgreich war, können statt wie üblich zwei junge Bartgeier gar drei ausgewildert werden.

Die Stiftung Pro Bartgeier entlässt die 102 Tage alten Gaia und Paradiso sowie ein 87 Tage altes, noch namenloses Weibchen im eidgenössischen Wildtierschutzgebiet Huetstock in die Freiheit. Die Jungvögel sind noch nicht flügge. Ihr neues, vorläufiges Zuhause ist eine rund 20 Meter breite Nische unter einem Felsvorsprung rund 2000 Meter über Meer. Während rund acht Wochen überwacht ein Team die Junggeier und versorgt sie mit Futter, bis sich die drei eigenständig in der freien Natur zurechtfinden können.

Gaia.
Bild: Bild: Hansruedi Weyrich/zvg

Gaia stammt aus einer spanischen Vogelauffangstation. Das ältere Geschwister von Gaia wurde von den Eltern aufgezogen und später in Andalusien ausgewildert. Der Kanton Obwalden hat die Namenspatenschaft übernommen und unterstützt das Projekt der Wiederansiedlung mit 30'000 Franken.

Paradiso.
Bild: Bild: Hansruedi Weyrich/zvg

Paradiso hat einen privaten Namenspaten. Seine Eltern leben in einem Zoo in Frankreich. Paradiso bringt laut Mitteilung der Stiftung eine gute Mischung aus verschiedenen Blutlinien mit. Für den dritten Jungvogel wird noch ein Name gesucht. Namensvorschläge nimmt die Stiftung noch bis am 28. Mai entgegen. Danach entscheidet eine Abstimmung, wie das Weibchen heisst.

Das noch namenlose Weibchen.
Bild: Bild: Hansruedi Weyrich/zvg

«Dank dem grossen Rückhalt, den wir im Kanton Obwalden erhalten, haben wir besonders gute Voraussetzungen, um unsere Arbeit zum Schutz dieser faszinierenden Art erfolgreich realisieren zu können», lässt sich Daniel Hegglin, Geschäftsführer der Stiftung Pro Bartgeier, in einer Mitteilung zitieren.

15 Bartgeier auf der Melchsee-Frutt ausgewildert

Seit 2015 hat die Stiftung in Obwalden 15 Bartgeier ausgewildert. Davon haben 13 den Sprung in die Selbstständigkeit geschafft. Elf von ihnen haben bisher überlebt und die ersten bereits erfolgreich Nachkommen grossgezogen, allerdings noch nicht in der Zentralschweiz. Die Stiftung hofft, dass sich auch hier bald die ersten Brutpaare ansiedeln werden.

Der Bartgeier hat eine lange Geschichte hinter sich. 1913 war er in der Schweiz und im ganzen Alpenraum ausgerottet. Die Wiederansiedlung startete 1986 in Österreich. Auswilderungen gab es auch in Frankreich und Italien. Vor 30 Jahren startete in der Schweiz mit einer ersten Auswilderung im Nationalpark im Kanton Graubünden die Wiederansiedlung des Vogels.

Experten schätzen, dass heute, 38 Jahre nach dem Start des Wiederansiedlungsprojekts, zwischen 400 und 500 Bartgeier in den Alpen leben. Insgesamt wurden bisher 251 Bartgeier im gesamten Alpenraum ausgewildert, die bisher für 461 Nachkommen in freier Wildbahn gesorgt haben.

Die genetische Vielfalt der Wildpopulation ist immer noch sehr gering, weil viele der Bartgeier in der Wildpopulation von nur wenigen Tieren aus der Zucht abstammen. Am Huetstock im Kanton Obwalden werden deswegen seit 2015 Tiere aus seltenen genetischen Linien ausgewildert.

Das soll die Gefahr von Inzucht verringern, die den Erfolg des Projekts gefährden könnte. Tatsächlich wurden bereits drei wildgeschlüpfte Bartgeier gefunden, die nicht fliegen konnten, weil das Gefieder nicht richtig entwickelt war. «Wir müssen davon ausgehen, dass dieses Problem aufgrund von Inzucht entstanden ist», sagt Hegglin. Damit das Inzuchtrisiko sinkt, wildert die Stiftung daher weiterhin Bartgeier aus genetisch noch wenig vertretenen Linien aus.

Wer bei der Auswilderung dabei sein will, kann sich bei der Stiftung anmelden. Während der Auswilderungsperiode kann man die Junggeier besuchen. Es gibt am Standort Huetstock einen Infostand. Weitere Infos: www.bartgeier.ch .

Kommentare (0)