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Genuss-film-Festival

Ihr Netzwerk und ihr Einsatz schaffen grosses Schweizer Kino

Anne Walser hat in der Kinoszene einen Namen. Ihr Name findet sich im Vorspann oder im Abspann eines Films oder einer TV-Produktion. Wegweisend ist auch Walsers Engagement für mehr Frau im Film.

Der diesjährige Award des Genuss-Film-Festivals Zug geht an Anne Walser, Mitinhaberin von C-Films in Zürich.
Bild: Bild: Matthias Jurt (Zug, 29. September 2022)

Die Zürcher Produktionsfirma C-Films präsentiert ihre Werke mit einem schlichten Logo. Es zeigt ein C, in dessen Innenraum ein Auge platziert ist. Alles im Auge behalten muss auch die C-Films-Mitinhaberin Anne Walser. Sie arbeitet seit mehr als 20 Jahren unter dem Label C-Films als Produzentin.

In dieser Position begleitet die Filmfrau ihre Projekte von der Idee bis zum finalen Schnitt. Geld beschaffen, Filmcrew zusammenstellen, Drehorte suchen, Drehbücher weiterentwickeln und vieles mehr gehört zur umfangreichen Jobbeschreibung von Walser.

Das Vorgenannte stellt eine kleine Auswahl dar. Ihre Tätigkeit verkürzt sie auf die Position des «Mutterschafs» oder einer Generalistin, bei der alle Fäden zusammenlaufen.

Sie vergleicht ihr Tun aber auch mit dem Aufgabenbereich einer Architektin oder einer Generalplanerin. Denen obliegt es, diejenige Crew zusammenzustellen, die Gewähr dafür gibt, dass alles in der geplanten Art auf die Kinoleinwand kommt.

Viele verschiedene Projekte gehen gleichzeitig über ihren Tisch

Walser sagt von sich: «Ich bin ein Organisationstalent.» Sie scheue sich auch vor Kontrollen nicht. Zu all ihren Werken hat sie eine enge Beziehung – auch wenn sie das eine heimlich vielleicht besser mag als andere. Walser sagt: «Jeder Film hat etwas Positives» und verbindet sie mit tollen Erinnerungen an Team, Drehort und eigener Lebenssituation.

Es dürfte schon schwer genug sein, bei einem bestimmten Filmprojekt den Überblick zu behalten. Bei Anne Walser laufen aber jeweils verschiedene Produktionen zeitgleich. Die Schweizer Produzentin beschreibt ihren Job so: «Mein Tun ist sehr abwechslungsreich.»

Die Schweizer Produzentin ist auch nicht an einem Genre festzumachen. So sind «Zwingli» und «Die Akte Grüninger» Geschichtsdramen. Sie bringt aber auch Literatur auf die grosse Leinwand. Seit 1999 produzierten Walser und ihre Firma rund 40 Filme für Kino und TV.

Einer davon heisst schlicht «Der Koch». In diesem abendfüllenden Spielfilm konnte die Filmfrau auch private Erfahrungen einbringen, denn sie sagt: «Ich koche gerne.» Zeit in der Natur zu verbringen, ist ihr auch sehr wichtig.

Am Premierenabend des achten Zuger Genuss-Film-Festivals konnte ich die 45-Jährige jedoch für einmal bekochen lassen. Für Hochgenuss sorgte hierbei die Kochcrew des Restaurants Wildenmann aus Buonas.

Zudem erhielt Walser für ihr langjähriges Wirken den begehrten Genuss-Film-Award. Ihre Werke bekamen schon viele Preise, aber auch ennet der Landesgrenzen erhielt Walser mehrere Preise und Auszeichnungen.

Matthias Luchsinger, er ist für die Gesamtleitung des Genuss-Film-Festivals verantwortlich, würdigte die Preisträgerin: «Es freut uns ausserordentlich, Anne Walser für ihr langjähriges und beeindruckendes Schaffen mit dem Genuss-Film-Award auszeichnen zu dürfen.»

Die Preisträgerin hat zudem noch, wie Matthias Luchsinger erklärt, einen Auftrag mit auf den Weg nach Zürich bekommen. Sie soll eine Jungfilmerin oder einen Jungfilmer ein Jahr lang in der Position einer Mentorin begleiten.

Damit dieser junge Mensch mit einem Flair für bewegte Bilder nicht gleich beim Start vor einer leeren Kasse sitzt, erhält er vom Verein Freunde Genuss-Film-Festival eine Anschubfinanzierung wie auch verbale Wegzehrungen von Walser.

Die Schweizer Produzentin ist durch Billy-Wilder-Filme solidarisiert worden. Den ersten Billy-Wilder-Kinofilm sah sie mit sechs Jahren. Ihr Vater begleitete sie. Heute findet Anne Walser die Filme der Coen-Brüder sehr gut. Das Regisseur-Duo hat Filme wie «Fargo» (1996), «The Big Lebowski» (1998) und «No Country for Old Man» (2007) herausgebracht.

Bei der erfolgreichen Arbeit als Produzentin kommt natürlich immer wieder einmal die Frage, ob sie denn nicht einmal den Stuhl tauschen soll: «Ich hatte nie diesen Berufswunsch.»

Zusammenarbeit mit anderen Ländern zahlt sich bei der Vermarktung aus

Mittlerweile produziert fast keiner mehr Filme, die nur für den Schweizer Markt bestimmt sind. Co-Produktionen machen es zudem möglich, auch einmal ein hohes Filmbudget zu stemmen. So kostete «Zwingli» rund sechs Millionen Schweizer Franken. Beim Film «Der Koch» hatten sich Produktionsfirmen aus Indien, Deutschland und der Schweiz zusammengeschlossen.

Im kommenden Jahr kommt der Film «Die Mittagsfrau» ins Kino. Das Buch dazu ist in 37 Sprachen übersetzt worden. Aktuell laufen die Vorarbeiten für einen Film über den Swissair-Flugzeug-Absturz vom 2. September 1998 vor der Küste von Nova Scotia (Kanada). Auch dieser Film ist eine Co-Produktion zwischen der Schweiz und Kanada.

Das nächste Mal, wenn Sie einen Film aus dem Hause C-Films sehen, suchen Sie im Vor- oder Nachspann den Namen Anne Walser und bleiben Sie gleich bis zum letzten Bild sitzen. Denn ein Film ist das Ergebnis des Zusammenwirkens von Hunderten Menschen. Walser hatte bestimmt mit vielen von ihnen am Set zu tun.

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