Edwin, Claudia und Daniel Gutjahr bringen es gemeinsam auf 144 Jahre Blasmusik. Grob geschätzt dürften die drei Erstfelder auf gut und gerne hundert Jahre in führenden Positionen bei mehreren Verbänden, Vereinen und Formationen kommen. Zwei Urner Blasmusikformationen werden fast automatisch mit dem Namen Gutjahr in Verbindung gebracht: die Musikgesellschaft Erstfeld und die Blaskapelle Schattdorfer Nachtbüäbä.
Das hat – im Falle des Dorfvereins – nicht zuletzt mit der Familiengeschichte der beiden Brüder zu tun. Deren Grossvater Franz musizierte während über 50 Jahren in der Musikgesellschaft des Eisenbahnerdorfs. Vater Edwin Gutjahr senior war von 1951 bis 2017 Aktivmitglied und zudem vier Jahre lang Präsident der MG Erstfeld. Auch Claudias Vater, Sepp Echser, war 40 Jahre lang eine tragende Säule der MG Erstfeld und der MG Gurtnellen. Edwin junior begann seine musikalische Karriere 1972, Claudia 1978 und Daniel im Jahr 1981. «Man wurde nicht gefragt, man ging einfach in die Dorfmusik», sagt Daniel Gutjahr lachend.
Dass die drei nach wie vor vom Blasmusikvirus infiziert seien, das habe nicht nur mit ihren Vorfahren, sondern ganz speziell mit einer weiteren Person zu tun: Alfred Zwyer. «Er war mein eigentlicher Mentor», betont Daniel Gutjahr, der 1991 Zwyers Nachfolge als Dirigent der MG Erstfeld antrat und das 25 Jahre lang ausübte. Edwin und Claudia Gutjahr betonen zudem: «Fredi war für Jung und Alt ein Vorbild, und zwar nicht nur als genialer Musiker, sondern auch als einfühlsamer und geselliger Mitmensch mit einem feinen Charakter.
Ernst Mosch als grosses Vorbild
Die Blaskapelle Schattdorfer Nachtbüäbä ist die zweite Formation, deren Name fast in einem Atemzug mit dem Gutjahr-Trio fällt. Tenorhornist Daniel Gutjahr amtiert als musikalischer Leiter, Flügelhornist Edwin Gutjahr als administrativer Chef und dessen Frau Claudia als Sekretärin und Finanzchefin. «Im Vordergrund steht die Freude am gemeinsamen Musizieren», meint Edwin Gutjahr. «Das Böhmische und vor allem der unverwechselbare Stil, den Ernst Mosch mit seinen Original Egerländer Musikanten gepflegt hat, haben es uns schon immer angetan.»
Claudia Gutjahr spricht diesbezüglich vom «Ausgleich zur Literatur im Musikverein», den sie bei der Schattdorfer Blaskapelle finde. Daniel Gutjahr seinerseits geniesst das «stressfreie Musizieren» bei den «Nachtbüäbä». «Als musikalischer Leiter trage ich zwar die Verantwortung», erklärt er. «Ich kann aber in der Kapelle als aktiver Musikant viel direkter mitgestalten, mitleben und vor allem auch mitgeniessen.» Vom Dirigenten eines Blasorchesters werde vergleichsweise etwas anderes verlangt als vom Leiter einer Blaskapelle.»
«Böhmisches» als gemeinsamer Nenner
«Ich liebe die melodische Vielfalt und die Emotionen, welche die Märsche, Polkas und Walzer wecken», sagt Edwin Gutjahr. «Die Identifikation mit diesem Musikstil ist sicherlich der gemeinsame Nenner der Mitglieder unserer Blaskapelle. In den Dorfvereinen sind hingegen oft unterschiedliche Interessen zu spüren und zu berücksichtigen, von der klassischen Ouvertüre über den Marsch oder die Ballade bis hin zum Popsong.»
Etwas geben jedoch alle drei zu bedenken: Eine Blaskapelle habe bedeutend weniger fixe Termine als ein Dorfverein. Dies sei bestimmt auch ein wichtiges Argument, das gegen eine Mitgliedschaft in einem Verein und für das Mitmachen in einer Blaskapelle spreche. Edwin Gutjahr verhehlt dabei nicht, dass auch die «Nachtbüäbä» immer mehr Probleme hätten, interessierte Musikantinnen und Musikanten zu rekrutieren. «Die Zeiten haben sich geändert. Heute ist man mobiler, und man hat auch viel mehr Möglichkeiten, um die Freizeit zu gestalten.»
Das Jubiläumskonzert der Schattdorfer Nachtbüäbä findet am Sonntag, 5. Oktober, 17 Uhr, im Kasino-Saal in Erstfeld statt.
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