Simon Mathis und Christian Peter Meier
Simon Mathis und Christian Peter Meier
Simon Mathis und Christian Peter Meier
Simon Mathis und Christian Peter Meier
Ein weisshaariger Mann geht durch den Stadtluzerner Dreilindenpark. Obwohl er sich auf einen Gehstock stützt, strotzt er vor Energie. Wortreich führt er durch das Gelände, rühmt die spektakuläre Aussicht auf den Vierwaldstättersee und das Bergpanorama in höchsten Tönen. Er zeigt, was er alles im ehemaligen Konservatorium reparieren und restaurieren will. Wenn er von diesem Ort spricht, leuchten seine Augen. Er deutet mit seinem Gehstock auf Bäume, Skulpturen und Schäden. Er ist voller Leidenschaft für den Konsipark.
Der Mann heisst Robert Landau. Er ist einer der bedeutendsten Kunstsammler und -händler der Welt. Gemeinsam mit dem Luzerner Stadtrat will er den Park kulturell beleben.
Gegen diese Pläne gibt es, vor allem im Quartier, auch kritische Stimmen. Wir haben in der Villa Vicovaro – dem ehemaligen «Konsi» – mit ihm über den Stand der Dinge gesprochen.
Robert Landau, um Ihr Projekt im Dreilindenpark ist in den vergangenen Tagen ein ziemlicher Wirbel entstanden. Was fühlen Sie dabei?Robert Landau: In erster Linie bin ich dankbar dafür, dass ich überhaupt hier sein kann; in der Schweiz und in Luzern. Was für ein wunderbarer Ort! Seit über zehn Jahren lebe ich nun hier – und habe viele enge Freundschaften geknüpft. Was die gegenwärtige Situation betrifft: Es liegt mir fern, auf irgendjemanden böse zu sein. Ich bin vor allem besorgt, dass sich das Projekt verzögert. Das macht mich traurig.Weshalb diese Trauer?Weil ich spüre, dass nicht alle den Wert dieses Ortes erkennen. Dreilinden ist ein grosses kulturelles Erbe, «Heritage». Der Konsipark und das Gebäude-Ensemble sind voller Geschichte, doch sie haben über die letzten Jahrzehnte hinweg gelitten. Die Gebäude sind sanierungsbedürftig. Die Wiederinstandstellung ist mein Anliegen, das Gut und das Haupthaus sollen die frühere Ausstrahlung zurückerhalten. Für mich ist Dreilinden wie ein Märchen, das vergessen ging. Es soll wieder wahr werden.Können Sie diesen Traum näher beschreiben?Dazu muss ich ein bisschen ausholen. Bevor ich den Beschluss fasste, mich für die Nutzung des ehemaligen Konservatoriums zu bewerben, fuhr ich hier hinauf in den Park. Es war wie heute: ein wunderschöner Tag. Ich sah sofort, wie viel Potenzial in diesem Ort verborgen liegt, sah aber auch, dass kaum jemand hier war. Ich möchte, dass die Stadtluzernerinnen und Stadtluzerner den Dreilindenpark neu wertschätzen lernen.Wie wollen Sie das konkret erreichen?Bevor ich den Mietvertrag mit der Stadt unterschreiben kann, lässt sich nicht viel Konkretes sagen. Was ich aber versichere, ist Folgendes: Der Park wird selbstverständlich für alle offen bleiben. Familien mit Kindern, musizierenden Studenten, Frisbee spielenden Jugendlichen, auch Hunde, alle sind und bleiben hier willkommen. Der Park soll, unter Respektierung der denkmalpflegerischen und naturschützerischen Prämissen, für Besucher mit unterschiedlichen Interessen attraktiv sein – so mein Wunsch.Passen zu dieser Belebung unschätzbar wertvolle Skulpturen?Aber natürlich! Mir ist völlig unverständlich, wie man glauben kann, es ginge nicht beides miteinander. Auch in anderen Städten laufen die Leute locker an Skulpturen von Weltrang vorbei, Kinder rennen um sie herum. Man denke an den Platz vor dem Grand Palais in Paris. Weshalb sollte es dort kein Problem sein, in Luzern aber schon?Können Sie mehr Details über die Skulpturen verraten?Ich habe keinen definitiven Plan zur Platzierung der Skulpturen. Es werden fünf bis maximal zehn sein, die jeweils von Juni bis Oktober aufgestellt sind. Die Plastiken stammen einerseits aus meiner persönlichen Sammlung, andererseits sind auch Leihgaben angedacht. Es handelt sich um Werke, die man in Luzern noch nie gesehen hat – und auch sonst auf der Welt nur selten sieht. Natürlich will ich nicht den Park damit vollstellen. Überdies kann die Stadt Luzern zu jeder Skulptur respektive zu deren Platzierung, ihr Veto einreichen.Mit welchen Architekten und Planern arbeiten Sie zusammen?Da das Projekt nicht definitiv ist, möchte ich keine Namen nennen. Es handelt sich um anerkannte Fachleute, ausschliesslich Personen aus Luzern und der Region. Sie teilen alle meine Leidenschaft für diesen Ort. Sie werden, in enger Zusammenarbeit mit der Stadt und Denkmalpflege, meine Vision umsetzen.In welcher Rolle sehen Sie sich?Ich will die Luzernerinnen und Luzerner für diesen Ort begeistern. Ich glaube an Kunst und Kultur, weiss, was schön, wertvoll und erhaltenswert ist – und sage das auch unverblümt. Ich bin ein 81-Jähriger mit einem Traum. Und wichtig: Ich will hier kein Geld verdienen. Im Gegenteil, ich werde Geld ausgeben. Es geht nicht um mich, sondern um eine Idee: die Wiederbelebung des Parkes. Nach dem Vertragsabschluss soll die Stiftung Dreilindenpark gegründet werden. Sie wird breit abgestützt sein, auch mit Personen aus der Stadt und dem Quartier, mit Künstlern und jungen Leuten.Zwei Einsprecher verzögern zurzeit diese Idee. Das Verfahren könnte bis vors Bundesgericht gelangen. Wie lange sind Sie gewillt, zu warten?Sagen wir es so: Wenn die beiden Einsprecher das Projekt verhindern wollen, können sie das tun. Das Rechtssystem gestattet es ihnen. Die Frage ist: Sollten sie es tun? Ich kann nur hoffen, dass die Stadt sowie Vertraute und Geschäftspartner den beiden Einsprechern ins Gewissen reden und sie dazu bewegen, die Beschwerden zurückzuziehen. Ich verstehe die wahren Motive der beiden nicht – ihre Haltung betrübt mich.Hadern Sie mit der Trägheit der direkten Demokratie?Nein, überhaupt nicht. Ich akzeptiere selbstverständlich das demokratische Rechtssystem und die gesetzlichen Verfahren. Es geht mir nicht um Politik, sondern darum, das Kulturerbe Dreilinden auch künftigen Generationen zu erhalten, als Sehenswürdigkeit, als Kulturpark, als öffentlicher Ort für Begegnungen und inspirierenden Austausch.Was erwarten Sie vom Luzerner Stadtrat?Ich erwarte, dass er alles dafür gibt, dass dieses Projekt umgesetzt werden kann.Haben Sie einen Plan B, falls das Projekt dennoch scheitert?Ja. Dann müsste ich mit der Planung ganz von vorne beginnen – an einem anderen Ort.Sie haben erwähnt, neben der bildenden Kunst auch die Musik fördern zu wollen. Können Sie mehr dazu sagen?Als das Konservatorium hier wegzog, war das ein trauriger Abschied. Die Musikhochschule hat mich bereits angefragt, ob in der Villa Vicovaro weiterhin Konzerte denkbar seien. Meine Antwort: Selbstverständlich! Auch mit Festival Strings Lucerne, dem Luzerner Sinfonieorchester und Lucerne Festival bin ich im Austausch. Die Musik wird nicht von diesem Ort verschwinden – sie ist mit dem Park verwoben.Was für Veranstaltungen planen Sie im Dreilindenpark?Ideen sind sehr viele vorhanden. Wie Sie sich vorstellen können, bin ich in der Kunst- und Musikszene bestens verknüpft. Ich will hier die möglichen Veranstaltungen nicht aufzählen. Sie sollen gemeinsam mit der Bevölkerung in der geplanten Stiftung erarbeitet werden.Interessieren Sie sich für andere kulturpolitische Fragen in Luzern – etwa für die Zukunft des Theaters oder der Museen?(Schmunzelt.) Ich interessiere mich für alles. Aber leider habe ich nicht für alles Zeit.Schon seit drei Jahren verfolgen Sie Ihr Projekt. Haben Sie zu Beginn damit gerechnet, dass Sie einen derart langen Atem brauchen?Nicht ganz. Aber ich bin es gewohnt, für meine Sache einzustehen. Ich weiss nicht, ob ich die Umsetzung dieses Projektes noch erleben werde. Aber eines ist klar: Ich werde nicht aufhören, dafür zu kämpfen. Nichts auf dieser Welt ist einfach. Trotzdem lohnt es sich, es zu versuchen.