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Kolumne

Ich meinti: Über das Erkennen einfacher Umstände

Unser Autor macht sich Gedanken über die Zukunft unserer mobilen Kommunikationsgeräte.
Christian Hug.
Bild: Bild: PD

Mein Handy wird langsam alt. Manchmal denke ich, dass mein Handy sogar älter tut, als ich es bin, und das will ja mittlerweile was bedeuten: Es zeigt eingehende SMS nicht immer an, manchmal knirscht’s und knackt’s beim Telefonieren, und hin und wieder weigert es sich schlicht und einfach, einen Kontakt herzustellen.

Seit einiger Zeit hat mein Handy sogar Mühe mit der automatischen Gesichtserkennung. Sie wissen schon, man guckt ins Handy rein, die Kamera guckt zurück, und zack – ist das Handy entsperrt. Das geht jetzt immer weniger gut. Eigentlich geht es inzwischen gar nicht mehr, ich muss jedes Mal meinen persönlichen supergeheimen vierstelligen Zahlencode eintippen.

Bisher habe ich mich darüber geärgert. Aber letzthin kam mir in den Sinn, dass das vielleicht auch Vorteile haben kann. Weil alles, was wir mit unseren Handys anstellen, irgendwohin gemeldet und eingeordnet und ausgewertet wird. Und wenn mein Handy mich nicht mehr erkennt – dann sitzt vielleicht Tim Cook, der Bigboss von Apple, an seinem Computer im kalifornischen Cupertino und wird ganz hibbelig, weil er nicht sieht, wer da jetzt grad in Stans am Handy hängt und Informationen in die Welt hinaustrompetet, die vielleicht wichtig sind, und diese Informationen könnte er dann nicht mehr den Politikern oder Pharmakonzernen oder der Armee oder sonst wem verkaufen, weil man eben nicht weiss, von wem die wichtigen Informationen kommen, dann sind sie nutzlos, das ist ein bisschen wie im Geheimdienst.

Aber das ist leider nicht so. Überhaupt ist diese Sache nicht mal ein Problem, denn bei den Einstellungen kann man die automatische Gesichtserkennung jederzeit neu einrichten. Früher oder später wird also der Herr Cook von Apple wieder wissen, wer da in Stans allerlei weltbewegendes Zeugs ins Handy plappert.

Neulich fragte mich sogar meine Liebste: «Gell, wenn ich ein neues Handy kaufe, komme ich um die automatische Gesichtserkennung gar nicht mehr herum?» Dazu müssen Sie wissen, dass meine Liebste noch einen richtig alten Knochen mit Daumenabdruck-Erkennung hat. Und dass dieses Handy ernsthaft daran ist, seinen Geist aufzugeben und sie eben früher oder später ein neues Handy kaufen muss. Und auf dem gibt’s dann nur noch Gesichtserkennung. Und viele neue Funktionen und Möglichkeiten, die dann wiederum mein Handy zu einem alten Knochen machen.

Aber das macht nichts. Die Technik macht ja Fortschritte, und früher oder später werden wir sowieso irgendein Gerät mit künstlicher Intelligenz auf uns oder in uns rumtragen, das ganz viele Dinge kann, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Dagegen wird uns dann sogar ChatGPT stümperhaft vorkommen. Auf alle Fälle wird es dannzumal sowieso keine Handys mehr brauchen.

Christian Hug, Journalist aus Stans, äussert sich an dieser Stelle abwechselnd mit anderen Autoren zu einem selbst gewählten Thema. Seine gesammelten Kolumnen «Ich meinti» sind in Buchform erhältlich unter www.christian-hug.ch.

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