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Kolumne

«Ich meinti»: Eine Stunde für mich

Kolumnist Karl Tschopp teilt seine Gedanken über Tipps, die er vor über zwei Jahrzehnten in einem Büchlein entdeckte – und seither umsetzt. 
Karl Tschopp, Rechtsanwalt aus Stans, äussert sich an dieser Stelle abwechselnd mit anderen Autorinnen und Autoren zu einem selbst gewählten Thema. 
Bild: Bild: zvg

Eigentlich heisst der richtige Buchtitel: «Eine Minute für mich». Eine Art Ratgeber für gestresste und genervte Menschen. Es ist über zwei Jahrzehnte her, dass ich mir dieses Büchlein gekauft und damals schon schnell gemerkt habe: So schlimm steht es gar nicht mit mir. Männer sind ohnehin viel wehleidiger als Frauen, so sagt man zu Recht. Es war aber kein Gesundheitsbüchlein, sondern eher eine Motivationsschrift mit dem einfachen Ergebnis: Wer sich keine Minute für sich allein gönnt, der kann anderen Menschen nichts Gutes tun. Oder anders formuliert: Wer nicht selbst zufrieden ist, kann anderen keine Freude bereiten.

Natürlich ist eine Minute viel zu wenig, um sich selbst eine Freude zu machen. Also ist diese eine Minute eher sinnbildlich zu verstehen. Meistens reicht eine Stunde auch nicht, weil ein Kinofilm zum Beispiel sicher fast zwei Stunden dauert. Der Besuch eines Kinofilms während der Arbeitszeit wurde nämlich explizit in diesem Büchlein vorgeschlagen. Also wenn die Arbeit stockt und Unzufriedenheit aufkommt: Arbeit abbrechen und neue Motivation holen! Das kann auch nicht jede oder jeder, ausser die Vorgesetzten sind nicht aufmerksam. Aber es funktioniert auch schon mit Spaziergängen an Randzeiten, an einem Buch weiterlesen oder einfach mal tief durchatmen und etwas anderes tun.

Wenn man sich die Schlagzeilen des Weltgeschehens der letzten Wochen, eigentlich des ganzen neuen Jahres, in Erinnerung ruft, dann findet man selten Positives oder motivierende Ereignisse. Es schadet also gar nicht, eine Stunde Abstand zu nehmen, um sich abzulenken und sich anderen Dingen zu widmen. Sicher haben Sie sich auch schon einmal auf einem belebten Platz in einer Stadt in ein Strassencafé gesetzt und nur die Leute beobachtet, die an Ihnen vorbeigegangen sind. Das ist eine sehr erfrischende Abwechslung zum Alltag. Einfach interessant, was es da zu sehen gibt. Viele Gedanken kommen da auf, und ein Schmunzeln kann man sich dann nicht verkneifen, wenn zum Beispiel die Kleiderwahl eher zu extravagant ausgefallen ist oder der kleine Hund bei frischen Temperaturen besser angezogen ist als das Herrchen. Eine Stunde Abwechslung und gute Laune sind garantiert.

Ich meinti, selbstverständlich gibt es auch Stunden von trauter Zweisamkeit, die ebenso der Motivation dienen. Man kann sich also auch gegenseitig Gutes tun. Dann gelingen auch die Gespräche wieder, Spaziergänge eignen sich dazu hervorragend. Auch ein gemeinsames Sitzen und Beobachten im Strassencafé macht bedeutend mehr Spass und kann befreiend wirken. Sich selbst und anderen Menschen Gutes tun. Beides muss Platz haben im Alltag. Wie sagte es schon Erich Kästner treffend: Es gibt nichts Gutes, ausser: Man tut es.

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