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Luzern

«Ich bin gerne ein Tollpatsch»: Dieser Luzerner Clown zaubert Kindern auf der ganzen Welt ein Lachen ins Gesicht

Kurt Bucher alias Jeanloup ist Clown aus Leidenschaft. Im Januar reist der Spassvogel nach Senegal, um Strassenkinder glücklich zu machen.
Kurt Bucher auf Dreilinden, wo sich sein Material- und Proberaum befindet. (Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 18. November 2020))

David von Moos

Gerade noch war Kurt Bucher an der Seite eines Spitalbetts im Einsatz. Jeanloup oder Doktor Wolle, wie er bei den kleinen Patienten des Kinderspitals Luzern heisst, hat soeben Feierabend.

Kurt Bucher, wie haben Sie Ihre vorherigen Patienten zum Lachen gebracht?Kurt Bucher: Im Zimmer eines sehr kranken Kindes, das immer wieder länger im Spital ist und ich deshalb schon gut kenne, hat es eine Weltkarte. Da habe ich mit Post-it-Zettelchen versucht aufzuzeigen, woher die Eltern des Kindes kommen. Natürlich ist mir das gründlich misslungen. (Lacht)Einem anderen Kind habe ich mit Glückssalz das Mittagessen etwas aufgepeppt. Es kam dann aber leider kein Salz aus der Mühle raus, sondern quietschte nur laut.Wie beschreibt sich ein Clown?In vielen Belangen bin ich immer noch ein Kind, ein Spassvogel, der manchmal ein bisschen verrückt ist und gerne «Seich» macht. Ich habe gerne gute Laune und tolle Stimmung. Ich bin ein sehr sozialer Mensch, der gerne von Menschen umgeben ist. Ich mag Kinder, ihr spielerisches Wesen, ihre Sicht auf die Dinge, ihren Umgang mit der Welt. Um einem Kind ein Lachen aufs Gesicht zu zaubern, mache ich fast alles. Und ich bin ein sehr neugieriger Mensch. Und ein Träumer.Meinen Künstlernamen Jeanloup habe ich mir an der Clownschule in Basel zugelegt. Der ist geblieben. Im Spital aber bin ich der Doktor Wolle. Dies, weil Kurt lautsprachlich ein so harter Name ist, da musste etwas Weicheres her. Ausserdem bin ich wie Wolle – «rächt verhüschelet».Sie sind Clown aus Leidenschaft. Wann vergeht Ihnen das Lachen?Als Clown geht es leider nicht immer nur lustig zu und her. Innerlich als Kurt weine ich manchmal, wenn ich im Kinderspital besonders tragische Fälle miterlebe – wie zum Beispiel jenes Mädchen, das unter Krebs leidet und Angst vor einer weiteren Operation hat. Als Clown, der immer auch ein Improvisator ist, versuche ich dann natürlich, auf die guten oder kleinen Dinge des Lebens umzuschwenken, die gesunde Seite des Kindes anzusprechen, denn dies ist meine Aufgabe als Clown. Alles andere übernimmt das wunderbare Personal des Kinderspitals. Als Clown muss man übrigens auch nicht immer lustig sein. Ein Clown darf manchmal auch nur zuhören und einfach da sein. Wie überlebt man als Künstler und Clown die Coronakrise?Ich lebe wahrhaftig meinen Traum, Menschen zu begegnen und gemeinsam eine gute und lustige Zeit zu verbringen. Manchmal frage ich mich aber auch, ob das schlau ist, wie ich mein Leben gestalte. Ab und zu wird einem wieder bewusst, auf was man für all den Spass verzichtet. Manchmal kommt mir mein Leben wie ein verrücktes Projekt vor, oft weiss ich nicht, wie das Leben in einem halben Jahr aussieht. Aber ein Clown liebt ja bekanntlich das Chaos.Im Januar reisen Sie nach Dakar in Senegal und arbeiten zwei Wochen bei einem lokalen Sozialzirkus. Wie ist es dazu gekommen?Ich habe als Clown und Animator schon Zirkusprojekte in Syrien, in der Türkei und in Transnistrien (ein De-facto-Regime an der Grenze zwischen Moldawien und der Ukraine, Anmerkung der Redaktion) betreut. Lucas Cadonau, ein Freund von mir, hat einen Zeitungsbericht über diesen Zirkus in Senegal gelesen. Da war für uns klar, dass wir uns das mal genauer ansehen sollten. So erfuhren wir, dass man in Dakar vor allem Material für das Zirkusspiel benötigt. Das geht von Akrobatikmatten über Jonglierbälle bis hin zu ganzen Trampolinen. Diese bekommen wir übrigens von der Schule Schenkon.Und was genau werden Sie in Dakar tun?Lacht. Das finden wir noch heraus. Nach dem Versand des Materials kommt das grosse Bangen. Trifft der Container an seinem Ziel an? Können wir wegen Corona überhaupt nach Dakar gehen? Wie wird die Situation im Januar vor Ort aussehen? Man muss sicher auch sehen, dass es in Senegal nebst Corona auch noch andere dringende Probleme wie Hunger, Armut oder bewaffnete Konflikte gibt. In gewissem Sinne ist eine solche Reise natürlich mit Risiken verbunden. Unsicherheiten gibt es immer. Schlimmstenfalls müssten wir auf den persönlichen Austausch und die Erlebnisse vor Ort verzichten.Sie sind als Clown und Zirkusanimator schon mehrmals im Ausland gewesen. Was erwartet Sie in Senegal besonderes?Eine andere Kultur, neue Unterschiede und Gepflogenheiten. Zirkus funktioniert überall auf der Welt ähnlich – aber nie gleich. Das macht unsere Arbeit jedes Mal aufs Neue spannend. Wir in der Schweiz können uns so viele Sachen gar nicht vorstellen. In Syrien zum Beispiel waren die Kinder von den mitgebrachten Verkleidungen völlig aus dem Häuschen – weil die Kleider so schön farbig und sauber waren.Wenn es ums Lachen geht, sind alle Menschen gleich. Etwas vom Faszinierendsten ist es, wenn Kinder eine rote Nase anziehen. Jedes Kind auf der Welt weiss, was ein Clown ist. Lachen und «Seich machen» kann jedes Kind.Wie prägen diese Erlebnisse Ihr Leben und Wirken zu Hause in der Schweiz? Für mich sind das unbezahlbare Momente und Erlebnisse, eine echte Bereicherung und lernt mich in gewisser Weise Demut. Das sorgt für extrem viel Motivation und Inspiration.
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