Wer an Hitzetagen durch Quartiere läuft, die von Asphalt, Beton und Glas dominiert werden, fühlt sich wie in einem Backofen. Ganz anders in Quartieren mit viel Grün, Schatten und Windkorridoren. Die Mittel, um sogenannte Hitzeinseln zu vermeiden, sind also bekannt. Schwieriger ist deren gezielter Einsatz. Architektinnen und Architekten müssten Computermodelle beiziehen, die die Auswirkung der entscheidenden Faktoren für einen bestimmten Ort berechnen können. Das Problem der bestehenden Modelle: Die Berechnung ist zeit- und kostenintensiv.
Deshalb wird auf ihren frühzeitigen Einsatz meist verzichtet, was in Zeiten der Klimaerwärmung und der steigenden Bevölkerungsdichte besonders problematisch ist. Einzelne Städte wie Luzern versuchen, mit Klimaanpassungsstrategien dagegenzuhalten. Nun will die Hochschule Luzern (HSLU) zusätzlich den Architektinnen und Architekten ein neues Instrument anbieten. Es nennt sich Quartierklima-Modellierung (QKM) und soll schnell Resultate liefern. Finanziert wurde das Projekt durch die Stiftung Infinite Elements sowie die HSLU, wie Letztere in einer Mitteilung schreibt.
Ergebnis in wenigen Minuten
Laut Simulationsexperte Markus Koschenz von der Hochschule Luzern werden heutzutage «mächtige und aufwendige» Instrumente benutzt. «Unser Modell konzentriert sich auf den Aspekt des Quartierklimas und wir arbeiten mit schnell rechnenden Algorithmen», begründet Koschenz den Unterschied in der Berechnungsgeschwindigkeit. So dauere es höchstens wenige Minuten, bis die Auswirkungen einer Änderung berechnet sind. Das Tool könne ab dem ersten Schritt im Planungsprozess durch die Planenden selbst eingesetzt werden. Man könne damit zum Beispiel mit wenig Aufwand zwei Varianten der Fassadengestaltung oder der Bepflanzung mit Bäumen in einem Innenhof vergleichen. Und dies nicht nur für einen Sommertag, sondern für eine ganze Sommerperiode.
Der Einsatz dieses Instruments sei gerade in der Planungsphase nützlich, erklärt Koschenz weiter. Für bauliche Grossprojekte bewerben sich Architekturbüros normalerweise in einem aufwendigen Wettbewerbsverfahren unter hohem Zeitdruck. Berechnungen des Mikroklimas mit herkömmlichen Mitteln lägen wegen der Kosten und einem Zeitaufwand von zwei Tagen oft nicht drin – und würden weggelassen. Dass das neue Instrument funktioniere, hätten Vergleichstests im Rotkreuzer Suurstoffi-Quartier gezeigt. «Die Übereinstimmung mit den Messungen und den Ergebnissen anderer Software war hoch. Damit ist unser Tool bei gleicher Genauigkeit viel schneller.»
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