Die Albertina in Wien gilt als eine der bedeutendsten Kunstinstitutionen Europas. Sie verfügt über eine der grössten Sammlungen von Grafik, Zeichnung und Fotografie mit über einer Million Arbeiten. Das historische Gebäude im Zentrum Wiens verbindet Habsburger Flair, moderne Kuratierung und internationale Strahlkraft. Damit bildet die Institution einen kulturellen Magneten für Kunstfans aus aller Welt.
Die Sommerausstellung «Fernweh: Künstler:innen auf Reisen» schlägt einen spannenden Bogen von der «Grand Tour» Europas bis zu exotischen Entdeckungsreisen. Rund 133 Werke aus dem eigenen Bestand – darunter von Goethe, Caspar David Friedrich, Jakob Alt, Thomas Ender und Tina Blau – illustrieren die vielfältigen Motivwelten und Reisebedingungen des 18. und 19. Jahrhunderts.
Kuratorisch fein abgestimmt, thematisiert «Fernweh» nicht allein das geografische Reisen, sondern auch das Reisen als inneren Impuls: als Ausdruck von Wissensdurst, Selbstentdeckung und emotionaler Resonanz.
Uri auf Gemälden im Fokus
Der Kanton Uri ist in der Schau mit zwei bedeutenden Werken vertreten – ein starkes Zeichen seiner kulturhistorischen Relevanz.
Das Bild «Die Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht auf dem Weg über den Gotthard» (Feder und Pinsel auf Papier) stammt von Peter Birmann (1758–1844). Es zeigt eindrücklich die dramatische Schlucht, durch die der historische Gotthardweg führt. Birmanns Werk verbindet topografische Genauigkeit mit atmosphärischer Dichte. Als Basler Zeichner und Pädagoge prägte er die Landschaftskunst seiner Zeit und leistete wegweisende Beiträge zur Schweizer Topografie.
«Die Umgebung von Altdorf », Aquarell mit Feder (1759), von Gabriel Ludwig Lory dem Älteren (1763–1840), zeigt eine friedlich-lichte Perspektive auf das Urnerland und den Vierwaldstättersee: Aus heutiger Sicht ist der uneingebettete Flussverlauf der Reuss interessant. Lory, bekannt für seine Kupferstiche und topografischen Serien, verband geografische Präzision mit poetischer Stimmung und war europaweit gefragt – insbesondere für Ansichtensammlungen gebildeter Reisender. Neben den zwei Ansichten aus dem Kanton Uri, darf das Matterhorn nicht fehlen, sowie die Kantonen Bern und Tessin.
Ein Besuch, der nachhaltig beeindruckt
«Fernweh» – die Ausstellung läuft noch bis am 24. August –ist keine flüchtige Schau; sie lädt zu intensiver Betrachtung ein. Landschaftszeichnungen und Aquarelle wirken hier als Zeitzeugen, als Ausdruck künstlerischer Imagination und als Spiegel von Gesellschaft, Technik und Reiselust der Epoche. Die Urner Beiträge verweben regionale Identität mit europäischer Kulturgeschichte und zeigen, wie hoch die Qualität und Relevanz einstiger Landansichten war.
Wer die Ausstellung besucht, erlebt ein visuelles Panorama, das sowohl ästhetisch als auch historisch tief berührt – und das Urnerland in einem europäischen Kunstkontext glänzend positioniert und zeigt die anhaltende Bedeutung seiner Landschaft als Inspirationsquelle.
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