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Zug

Hingeschaut: Die Fassadenmalerei am Zeughaus in Zug – mit Posthorn und Fleischplatte

Die Fassadenmalerei an der Zeughausgasse 3 in Zug ist ein schönes Beispiel historistischer Gebäudegestaltung.
Dekorativ und erfrischend: die Fassadenmalerei am ehemaligen Hotel Post an der Zeughausgasse. (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 21. August 2020))
Die beiden Figuren stehen symbolisch für das Gebäude als Hotel Post und Metzgerei.  (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 21. August 2020))

Andreas Faessler

Andreas Faessler

In der Nacht vom 18. auf den 19. Februar 1795 wurde die Stadt Zug von einer verheerenden Brandkatastrophe heimgesucht: Dem sogenannten Geissweidbrand fielen 26 Gebäude zum Opfer, und 111 Personen verloren alles, was sie hatten.

Unmittelbar danach erfolgte der Wiederaufbau des Quartiers. Teil der neuen Bebauung war das auf drei Seiten frei stehende Hotel Post mit der heutigen Adresse Zeughausgasse 3. Anno 1817 erwarb der Metzger und Wirtsmann Melchior Bucher das Gebäude, dessen Nachkomme um 1884 rückwärtig einen Saalbau anfügen liess und dem Haus dadurch einen völlig neuen Grundriss verpasste. Diese erst als Schlachthaus und danach als Tanzsaal genutzte Erweiterung ist in den 1990er-Jahren im Zuge einer «stilgerechten Renovation» rückgängig gemacht und durch einen frei stehenden Neubau ersetzt worden. Damit hat das ehemalige Hotel Post seine ostseitige Fassade wieder zurückerhalten.

Dekorativer «Hingucker»

Für die Geschichte Zugs hat das einstige Gasthaus mit Boucherie im Parterre allein insofern eine Bedeutung, als der erwähnte Saal lange Zeit als eines der Unterhaltungszentren der Bevölkerung galt. Es wurde regelmässig aufgespielt, so manche Zugerin und mancher Zuger dürfte hier nicht nur das Tanzbein geschwungen, sondern auch zarte Bande geknüpft haben. Überdies war die «Post» Stammlokal mehrerer Vereine und Verbände, darunter auch dasjenige der Zuger Feuerwehr.

Seit der Totalrenovation in den 1990ern ist das einstige Hotel einer der Hingucker an der Zeughausgasse. Der schön gegliederte Bau mit seinen später hinzugekommenen vier Lukarnen fällt insbesondere durch die Fassadenmalerei auf, um welche es in diesem Beitrag hauptsächlich gehen soll. Bis nach der Jahrhundertwende war die Strassenfront des Hauses mit einer feingliederigen Bemalung im Stil der Neorenaissance gestaltet. Diese wurde im Jahre 1904 ersetzt durch das Zuger Vater-Sohn-Gespann Caspar und Emil Weber, worauf der Vermerk «C.Weber & Sohn, Zug.» verweist.

Die Malerei ist von der Natur inspiriert: Feines Apfelbaum-Geäst mit Blättern und Früchten entspringt den Parapetfeldern der unteren Fensterreihe, rahmt und umspielt diese und die darüberliegende. In den breiter gehaltenen Feldern zwischen den Fensterachsen der rechten Gebäudehälfte stehen auf zwei Podesten aus Weinlaub je eine Männer- und eine Frauenfigur. Er mit Weinkelch, Posthorn und beschrifteter Zuger Wimpel, sie mit einer Fleischplatte. Die beiden nehmen Bezug auf das Haus als Hotel Post und Metzgerei. Über der Frau sind die Familienwappen der Röllin und der Zürcher zu erkennen. Diese verweisen wohl auf die Wirte. Lange Jahre waltete Gret Röllin (1915-2009) in der «Post». Wann aber das Gasthaus als solches endgültig, beziehungsweise offiziell dichtgemacht hat, scheint nirgends verlässlich vermerkt.

Neuer Anstrich um die Jahrhundertwende

Die Fassadenmalerei des einstigen Hotels Post an der Zeughausgasse ist eines von zahlreichen Beispielen historistischer Neugestaltungen in der Zuger Altstadt. Einst waren die Gebäude reich mit barocker Malerei versehen, wovon im ausgehenden 19. Jahrhundert allerdings nur noch wenig vorhanden war. So verpasste man vielen Gebäuden einen neuen gestalterischen Anstrich. Prominente Beispiele sind die Malereien am Rathauskeller, am Rathaus selbst, am vormaligen Stadthaus oder an der unteren Münz.

Vieles ist reine Ornamentik, manches ist figürlich und stellt Szenen der Schweizer oder der Zuger Geschichte dar, wieder anderes ist figürlich-dekorativ mit einem erfrischend-humoristischen Touch. In letztere Kategorie fällt die Gestaltung des einstigen Hotels Post.

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.

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