notifications
Luzern

Haus des Weins und mobile Vinothek: Die Seetaler Winzer wollen enger zusammenarbeiten

Das grösste Weinbaugebiet im Kanton Luzern prüft, Vermarktung und Verkauf seiner edlen Tropfen gemeinsam anzugehen. Dazu hat der regionale Entwicklungsträger ein Gesuch beim Bund eingereicht.
Im Seetal boomt der Weinbau. Im Bild das Weingut beim Schloss Heidegg in Gelfingen.
(Bild: Pius Amrein (17. September 2020) )

Reto Bieri

Der Luzerner Weinbau ist im schweizerischen Vergleich ein kleiner Fisch. Doch einer, der stetig wächst. Die Anbaufläche nimmt jährlich um fünf bis zehn Prozent zu. Die grösste Luzerner Anbauregion ist das Seetal, wo rund 26 Hektaren angepflanzt sind. Das ist ein Drittel der kantonalen Gesamtrebfläche.

Nun soll die Region mit «Wein Kultur Seetal» zusätzlich Schub erhalten. Der regionale Entwicklungsträger Idee Seetal hat kürzlich beim Bundesamt für Landwirtschaft ein Projekt zur Regionalen Entwicklung (PRE) eingereicht. Mit diesem Instrument fördert der Bund die Wertschöpfung in der Landwirtschaft und die regionale Zusammenarbeit.

«Es geht im Kern darum, das grösste und traditionsreichste Luzerner Weinbaugebiet nach aussen gemeinsam auftreten zu lassen.»

Dies sagt Roger Brunner, Geschäftsleiter der Idee Seetal. Am Anfang des Projekts stand ein Workshop mit allen 15 Seetaler Weinbaubetrieben. Dabei habe sich ein Bedürfnis herauskristallisiert, Synergien besser zu nutzen und die Bekanntheit der Weine zu steigern. Die meisten Betriebe sind klein und werden im Nebenerwerb geführt.

Mehr Weintouristen ins Seetal locken

Fachlich begleitet wird das Projekt von Beat Felder, dem Zentralschweizer Rebbaukommissär. Für eine engere Zusammenarbeit spreche die Tatsache, dass es im Seetal weit weniger Gastronomie gebe als zum Beispiel am Sempachersee und der Region Vierwaldstättersee.

«Zudem ist das Seetal bevölkerungsärmer. Der Verkauf der Weine muss daher über die Region hinaus stattfinden oder es müssen mehr Weintouristen ins Seetal gelockt werden.»

In den grossen Weingütern stehen laut Felder zudem Generationenwechsel an, zum Beispiel beim Weingut Heidegg, beim Klosterhof in Aesch sowie beim Kaiserspan in Hitzkirch. Die junge Generation sei für eine engere Zusammenarbeit offener.

Jungwinzer ist überzeugt: Das Projekt wird kein Papiertiger

Einer dieser jungen Winzer ist Noel Huwiler. Voraussichtlich nächstes Jahr wird der 29-Jährige zusammen mit seiner Frau den Klosterhof in Aesch mit insgesamt 3,5 Hektaren Reben von seinen Schwiegereltern übernehmen. Huwiler ist Mitglied des Projekt-Kernteams und überzeugt, dass «Wein Kultur Seetal» kein Papiertiger wird, sondern für die Winzer einen Mehrwert schafft.

«Angedacht ist, dass externe Marketingfachleute die Betriebe besuchen, um einen Aussenblick zu ermöglichen und Verbesserungsmöglichkeiten vorzuschlagen», sagt Huwiler.

«Mit den PRE-Mitteln könnte man in die Infrastruktur investieren, zum Beispiel in Eventräume. Da besteht bei den kleineren Weingütern Nachholbedarf.»

Gemeinsame Plattform aufbauen, um online einzukaufen

Zentral sei auch, die Verkaufsplattformen zu verbessern. «Denkbar wäre, eine gemeinsame Plattform aller Betriebe im Seetal aufzubauen, wo man die Weinvielfalt präsentieren und gleich online einkaufen kann.» Die Digitalisierung sei gerade durch die Pandemie zu einem wichtigen Thema geworden. Weiter soll der gegenseitige Austausch und Weiterbildungen gefördert werden.

In der Pipeline steht zudem ein Leuchtturmprojekt, angedacht sei eine gemeinsame Vinothek oder sogar ein Haus des Weines. «Wir schauen nun, ob es dafür einen geeigneten Standort gibt.» Mit dem Schloss Heidegg habe man zwar bereits ein Aushängeschild mit dem schönsten Rebberg im Seetal. «Im Winter ist es beim Schloss aber nicht ideal, da es geschlossen ist. Ein Ort in den Zentren Hitzkirch oder Hochdorf wäre passender.»

Seetaler Weine kommen im Waadtland gut an

Huwiler schwebt noch etwas anderes vor: eine mobile, fahrbare Vinothek. «Das gibt es in Deutschland bereits und hat sich bewährt. Man ist standortunabhängig und kann die Leute vor Ort abholen, zum Beispiel in Zürich.»

Auch im Waadtland sei grosses Interesse am Seetaler Wein vorhanden. Das hat laut Huwiler mit der Fête des Vignerons zu tun, dem bedeutenden Weinfest, das etwa alle 20 Jahre in Vevey stattfindet. Vor zwei Jahren durften sich auch fünf Jungwinzerinnen und -winzer aus dem Kanton Luzern präsentieren.

«Das kam sehr gut an, die Leute waren begeistert von unserer Vielfalt.»

Von «Wein Kultur Seetal» ist auch Peter Schuler vom Weingut Heidegg überzeugt. «Klar sind wir bereits gut positioniert. Trotzdem ist es gut, wenn wir Seetaler zusammenarbeiten, denn im schweizerischen Vergleich sind wir klein.»

Doch warum weitet man das Projekt nicht auf den ganzen Kanton aus? Das soll im Verlauf des Projekts geklärt werden, sagt Roger Brunner. «Wir wollen uns überregionalen Angeboten nicht verschliessen. Allenfalls könnte man eine Weinstrasse realisieren, vom Sempachersee ins Seetal und weiter an den Vierwaldstättersee.»

Kommentare (0)