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GISWIL: Schliessung der «Krone»: In der Kulturszene herrscht Bedauern – und Unverständnis

Mit dem Schliessen der Restaurantküche in der Giswiler «Krone» ist der Niedergang der Kulturbeiz besiegelt. Eine Ära geht zu Ende. Ein Hoffnungsschimmer: Artothek und Kulturprogramm werden in die «Krone» Sarnen zügeln.

Mit «Hier sind Kunst und Kultur zu Hause» wirbt die Webseite des Hotel-Restaurants Krone Giswil noch immer. Als Beispiele werden Kunstausstellungen und die Artothek Obwalden aufgeführt. Zum Thema «Kulturelle Anlässe» ist zu lesen: «werden für 2017 geplant». Doch daraus wird nichts. Das Hotel macht die Küche dicht und entlässt vier Mitarbeiter mit insgesamt 340 Stellenprozenten (siehe Ausgabe vom 31. Januar).

Paula Halter hatte gerade dieser Tage angefragt, ob das Frauenzmorgä des Frauenforums im November in der «Krone» stattfinden könne. «Das Frauen­zmorgä ist ein Traditionsanlass und wird seit Jahren in der ‹Krone› durchgeführt.» Darauf an­gesprochen, sagt Kiritkumar Kotadia aus dem Verwaltungsrat der Hotel Krone AG gegenüber unserer Zeitung: «Im Moment ist es zu früh, um das Frühstück im November zu planen.» Der 58-jährige Luzerner mit indischen Wurzeln stellt aber in Aussicht: «Grundsätzlich könnte man sich schon zusammensetzen und eine Offerte berechnen.» Paula Halter ist darüber nicht begeistert: «Ein Catering kommt für uns nicht in Frage, da finden wir einen anderen Ort», ist sie überzeugt.

Der Fondueanlass «Fäden ziehen» des Frauenforums für Kantonsrätinnen, Landfrauen und Mitglieder des Frauenbundes werde sicher auch nicht mehr im «Alphüttli» stattfinden, fährt Kotadia fort. Es tue ihm leid, aber er müsse diesen Schlussstrich ziehen. «Ich kann nicht Monat für Monat Verluste schreiben.» Es werde keine kulturellen Veranstaltungen mehr in der «Krone» geben, da es kein A-la-carte-Essen mehr gibt, bestätigt Kiritkumar Kotida und bedauert diesen Entschied.

Auf Facebook fallen die Kommentare zum Ende des Restaurantsbetriebs bitter aus. Auch Joe Meier, Musiker, Musiklehrer und Besitzer des Giswiler Musikfachgeschäfts, ist enttäuscht: «An der ‹Krone› hängt viel Obwaldner Kulturgeschichte. Der Treffpunkt für Kulturschaffende verschiedener Metiers, der von der Familie Kuster über viele Jahre aufgebaut wurde, wird einfach abgeschnitten. Unverständlich, dass der Besitzer diesen Wert nicht erkennt und langfristig investiert.»

Die Suppe wird nun nicht mehr ausgelöffelt

Der letzte Kulturanlass, der in der «Krone» stattfand, war die Veranstaltung «Vo Gschicht zu Gschicht» im November. «Ich habe da schon gesagt, dass es das letzte Mal sein wird», sagt Veranstalter Geri Dillier auf Anfrage. Jedes Mal seit dem Verkauf der «Krone» aus den Händen der früheren Besitzer sei die Durchführung des Anlasses unsicher gewesen: «Es gab immer andere Ansprechpersonen, ich habe es dann schriftlich gemacht», erzählt Dillier. Für ihn war «Vo Gschicht zu Gschicht», das aus einer Hommage an den verstorbenen Autor und Obwaldner Sagenforscher Hanspeter Niederberger aus Giswil wuchs und 16 Mal stattfand, an den Ort «Krone» gebunden. Traditionell gab es Suppe und stellten verschiedene Autoren ihre Geschichten vor. Geri Dillier ist nicht nur traurig, dass es die beliebten Lesungen nicht mehr geben wird. «Einen wichtigen Kulturort, der in den vergangenen 20 Jahren gewachsen ist, gibt es nun nicht mehr. Das ist eine Verarmung und eine Reduktion.»

Einer, der sich seit vielen Jahren für das Kulturprogramm in der «Krone» eingesetzt hat, ist Hansjörg Zurgilgen aus Sarnen. Er betreute zuerst mit Christine Birvé und in den vergangenen zwei Jahren mit Kathrin Müller die Kultur in der Giswiler Beiz. Im Sommer gab es als Open Air die Konzertreihe, in der Kulturbeiz die Kleinkunstprogramme. «Die ‹Krone› hatte unter den Künstlern einen guten Namen», weiss Szenekenner Zurgilgen. Hochkarätige Künstler traten hier auf: Blues Max mit Richi Köchli, Michael Elsener, Nina Dimitri mit Silvana Gargiolo, Philipp Fankhauser, Ivo oder El Ritschi. «Und auch das Personal war einmalig und stand dahinter», sagt er. Eine Weile nach dem Verkauf hätten sich die Veranstaltungen halten können, nachdem aber die Geschäftsleitung in Giswil nicht mehr klar geregelt war, sei die Situation zu unsicher geworden: «Die Sommer- und Herbstveranstaltungen 2016 mussten wir absagen.» Zurgilgen bedauert den Niedergang der Kulturbeiz vor allem der Atmosphäre wegen: «Die ‹Krone› hatte ein einmaliges Cachet.» Andere Kulturlokale in der Umgebung versuchten dies heute zu imitieren, hält er fest.

Durch den überraschenden Entscheid, die Küche zu schliessen, ist auch Hansjörg Zurgilgen vor vollendete Tatsachen gestellt worden. «Die Artothek muss in Kürze raus.» Bis 19. Februar muss er die Werke von 34 Zentralschweizer Künstlern zügeln.

Von der «Krone» Giswil in die «Krone» Sarnen

Der neue Ausstellungsort für die Kunstwerke wird voraussichtlich die «Krone» in Sarnen sein. Die Details der Präsentation der Artothek werden noch mit den Besitzern und dem Kunsttreff 13 besprochen. «Auch das Kulturprogramm wird ab Herbst 2017 im Eventkeller Freeheit in der ‹Krone› in Sarnen aufleben, dort zeigt man sich begeistert», freut sich Zurgilgen. Die technischen Voraussetzungen seien dort sicher besser.

 

Marion Wannemacher

marion.wannemacher@ obwaldnerzeitung.ch

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