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Zug

Generationenwechsel in Zugs wohl ältester Bauunternehmung

Die Landis Bau ist mit ihren 263 Jahren eines der ältesten Bauunternehmen der Schweiz.
Der Generationenwechsel ist vollzogen (von links): Franz Aebli, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Letizia Rust, Präsidentin des Verwaltungsrates, Karl Rust, Verwaltungsrat. (Bild: Lukas Schnurrenberger)
Die Unternehmung baute nicht nur Bahnhöfe, sondern auch für Zug prägende Gebäude. Im Bild das Warenhaus EPA am Bundesplatz (heute Coop City). (Bild: Archiv Landis Bau)

Die Zuger Bauunternehmung blickt auf über 260 Jahre erfolgreiche unternehmerische Tätigkeit zurück. Am Zug Fäscht war auch der Generationenwechsel spürbar.

Karl Rust hat das Präsidium des Verwaltungsrates und die Aktienmehrheit der Landis Bau AG sowie der Landis Bau Immobilien AG an seine Tochter Letizia übergeben, die schon seit längerem im Verwaltungsrat aktiv ist. Karl Rust bleibt weiterhin Mitglied des Verwaltungsrates. Pascal Niquille übernimmt das Vize-Präsidium.

Karl Rust betont, es sei ihm eine grosse Freude, dass seine Tochter Letizia das Familienunternehmen als neue Generation weiterführe. So bleibe Stabilität und Kontinuität gewährleistet. Der Generationenwechsel sei erfolgreich umgesetzt.

Letizia Rust bekräftigt, sie sei mit der Landis Bau aufgewachsen und fühle sich der Unternehmung sehr verbunden. Sie sei sich der grossen unternehmerischen Verantwortung bewusst und nehme diese sehr gerne wahr. Sie freue sich auf die Reise mit der Landis Bau AG in die Zukunft.

Weitere Veränderung im Verwaltungsrat

Ausserdem ist Peter Rust jun. neues Mitglied des Verwaltungsrats. Er ist nicht nur ein Cousin von Letizia Rust, sondern auch eine geschätzte Unternehmerpersönlichkeit und Inhaber der Bauunternehmung Rust + Co. AG in Walchwil. Als erfahrener Bauunternehmer und als Zuger Kantonsrat ist Peter Rust bestens vertraut mit dem Standort Zug und wird die lokal verankerte Landis Bau AG bei ihrem Weg in die Zukunft tatkräftig unterstützen.

Weiter im Verwaltungsrat vertreten sind Franz Haudenschild und Ulrich Straub. Die Firmenstrategie wird erfolgreich durch die Geschäftsleitung mit CEO Franz Aebli weitergeführt, wie es seitens der Bauunternehmung heisst.

Das Eisenbahnzeitalter begann für die Stadt Zug vergleichsweise spät – nämlich im Jahr 1864 – und erst noch als Sackgasse. Zug lag damals am Rande der von der Ostwestbahn begonnenen und von Alfred Eschers Nordostbahn (NOB) vollendeten Zürich-Zug-Luzern-Linie (ZZL). Diese Linie führte über das Reppischtal und Steinhausen.

Die Erschliessung der Kleinstadt Zug war für ihre Erbauer von nachrangigem Interesse, sodass Zug nur durch eine Stichstrecke von der Chollermühle her erreichbar war. Hier war das Gleis zu Ende.

Das schmälert die Bedeutung dieser historischen Wende aber nicht, im Gegenteil. Mit der ersten Eisenbahn fuhr auch ein neuer Geist im Kanton ein, ein Geist geprägt von den liberalen Ideen des jungen Bundesstaates, was den bis dahin landwirtschaftlich geprägten Kanton Zug in die Moderne katapultierte und auch die bauliche Weiterentwicklung der Stadt Zug grundlegend prägen sollte.

Der erste Bahnhof Zug von 1864 ist durch eine glückliche Fügung erhalten geblieben und steht heute als Zeuge dieser Zeit in Zürich Wollishofen. Erbaut wurde der repräsentative Massivbau unter der Leitung von Jakob Friedrich Wanner, dem für das ganze Einzugsgebiet der NOB prägenden Architekten.

Ein Meilenstein ist dieses Gebäude aber auch in der Geschichte des heutigen Bauunternehmens Landis Bau AG. Denn es war Leonz Landis (1813–1878), der sich mit den Baumeisterarbeiten am ersten Bahnhof Zug einen klingenden Namen machte, wie sein Sohn und Nachfolger Johann Landis (1860–1936) in einer Jubiläumsschrift aus dem Jahr 1935 schreibt.

Symbol des Aufbruchs

Leonz Landis stand zwar bereits in vierter Generation in der Tradition einer lokal verankerten Maurer- und Steinmetzdynastie mit Wurzeln in Risch, deren unternehmerische Ursprünge auf das Jahr 1759 zurückgehen. Damit ist die Bauunternehmung Landis eines der ältesten Schweizer Unternehmen überhaupt.

Aber Leonz Landis sollte der erste der Familie sein, der die kleingewerbliche Existenz überwand, die Chancen der neuen Zeit erkannte und nutzte und sich in Richtung eines mittelständischen Unternehmers entwickelte.

Seine Arbeiten am ersten Bahnhof Zug sind auch in diesem Sinne ein Symbol für Aufbruch, Innovation und Erneuerung. Der erste Bahnhof Zug stand dort, wo sich heute die reformierte Kirche befindet. Der Bahnhof befand sich damit auf der sprichwörtlichen grünen Wiese.

Der erste Bahnhof konnte den neuen Anforderungen nicht mehr genügen. Aus dem Kopfbahnhof sollte dort, wo sich die beiden Linien verzweigen, ein Keilbahnhof werden. Die Planung oblag Robert Moser, dem Oberingenieur der NOB. Das Bahnhofsgebäude sollte der Gleisgeometrie folgen.

Und wieder spielte das Bauunternehmen der Familie Landis eine zentrale Rolle. Dieses Mal war es Johann Landis, Leonz’ Sohn, der zusammen mit dem Baumeister Leopold Garnin das neue Bahnhofsgebäude erstellte.

Den alten Bahnhof Stück für Stück zerlegt

Gleichzeitig zerlegte Baumeister Landis den alten Bahnhof, um ihn in Zürich Wollishofen, wo ebenfalls ein neuer, grösserer Bahnhof benötigt wurde, ein Jahr später wieder aufzubauen. Auf dem Bauplatz des alten Bahnhofs am Bundesplatz sollte Johann Landis, der inzwischen Protestant geworden war, einige Jahre später die reformierte Kirche erstellen.

Auch der zweite Zuger Bahnhof sollte gut 100 Jahre später schliesslich von dem Boom überholt werden, den er selber mitausgelöst hatte. Je mehr sich die Stadt um den neuen Bahnhof herum ausdehnte, desto stärker entpuppte sich der Bahnhof von 1897 mit seinen Dämmen als eine Art Sperre zwischen den Stadtteilen, die nur durch einen «düsteren Tunnel» verbunden waren, wie die «Deutsche Bauzeitung» schreibt.

Im Jahr 2000 begann der Abbruch. Im November 2003 konnte der moderne Neubau, der wie sein Vorgänger der V-Form folgt, eingeweiht werden. Die Landis Bau AG war auch bei diesem Kapitel der Zuger Bahnhofgeschichte beteiligt. Der vom Zürcher Architekten Klaus Hornberger geplante Bahnhof wurde von Landis Bau in einer Arbeitsgemeinschaft mit der Gebrüder Hodel AG fertiggestellt.

Im Rahmen des «Zug Fäschts» blühte der erste Zuger Bahnhof an seinem alten Standort nochmals auf, in Form eines Pavillons, der die Zuger Bahnhofsgeschichte Revue passieren liess. (haz/pd)

Der Text zu den historischen Begebenheiten der Bauunternehmung Landis stammt in weiten Teilen von deren Verwaltungsrat Ulrich Straub.

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