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Luzern

Gemeinderat Buchrain: Zwei Kandidatinnen mit ähnlichem Profil buhlen um die Bildung

Mirjam Urech (CVP) und Andrea Gasser-Bolliger (SP) wollen am 29. März Bildungsvorsteherin von Buchrain werden. Was unterscheidet die beiden ausgebildeten Lehrerinnen voneinander – abgesehen von der Partei?
Mirjam Urech. ((Bild: Manuela Jans-Koch, Buchrain 8. Januar 2020))
Andrea Gasser-Bolliger. ((Bild: PD))
Die Gemeinderätin Ressort Bildung wird unter anderem der Schulanlage Dorf vorstehen. ((Bild: Roman Hodel, Buchrain 15. Juli 2019))

Roman Hodel

Roman Hodel

Roman Hodel

Gleich bei zwei der fünf Buchrainer Gemeinderatsressorts kommt es in zehn Tagen zu Kampfwahlen. Vor allem eine davon sorgte in den letzten Tagen für Schlagzeilen: Jene ums Präsidium. Bekanntlich hat sich der amtierende Sozialvorsteher Stephan Betschen (FDP) in Eigenregie noch ins Spiel gebracht – zum Missfallen aller Parteien, auch seiner eigenen (wir berichteten).

Dabei geht fast ein bisschen unter, dass es ja noch eine zweite Kampfwahl gibt: jene ums Ressort Bildung. Da ist zum einen Mirjam Urech (40), die den einzigen Gemeinderatssitz der CVP verteidigen soll.

Und zum anderen Andrea Gasser-Bolliger (50), die für die SP einen zweiten Sitz holen soll.

Beide sind ausgebildete Lehrerinnen. Dass es überhaupt zu einer Kampfwahl kommt, hat eine Vorgeschichte: Weil die CVP keinen Ersatz für ihre zurücktretende Gemeindepräsidentin Käthy Ruckli fand, steckten die Parteispitzen im Herbst mehrfach die Köpfe zusammen.

Als im Dezember seitens CVP immer noch keine Lösung vorlag, präsentierte die SP einen Vorschlag: Ivo Egger soll nach zwölf Jahren als Gemeinderat im Ressort Bildung ins Präsidium wechseln und Andrea Gasser-Bolliger die frei werdende Bildung übernehmen. An jener Sitzung war auch die CVP-Vizepräsidentin Mirjam Urech zugegen. Sie sagt: « Mit dieser Rochade hatte niemand rechnen können, sie bedeutete eine völlig neue Ausgangslage.» Eine, mit der Urech erst in vier Jahren gerechnet hatte. Sie sagt:

«Mir war sofort klar, dann werde auch ich jetzt kandidieren.»

Im Januar bestätigten die CVP-Mitglieder die Nomination von Urech. Unabhängig davon hatte die verheiratete Mutter von drei Kindern im November ihren Teilzeitjob als Primarlehrerin an der Schule Inwil auf Ende des laufenden Schuljahres gekündigt. «Ich könnte mich also zu 100 Prozent auf dieses Gemeinderatsamt einlassen und bin entsprechend flexibel», sagt Urech. Sie habe vom Beruf her ein vergleichbares Profil wie ihre Konkurrentin von der SP: «Frau Bolliger hat aufgrund ihres Alters mehr berufliche Erfahrung in der Wirtschaft sammeln können, doch auch ich kann nach Abschluss der Wirtschaftsmatur vielfältige Erfahrungen in ganz verschiedenen Wirtschaftszweigen vorweisen – unter anderem in der Finanzabteilung von Coop.»

Weiter verfüge sie über Erfahrung in der Politik. Als Vorstandsmitglied der CVP Buchrain-Perlen erhalte sie seit sieben Jahren Einblick in die Geschäfte der Gemeinde Buchrain. Urech ist überzeugt, dass die Buchrainer weiterhin eine vielfältige Vertretung der Parteien, inklusive der CVP, in der Exekutive haben möchten. Doch es gibt für die 40-Jährige weitere Gründe:

«Ich vertrete aufgrund meines Alters ein jüngeres Segment der Buchrainer Bevölkerung. Und als Mutter von drei Kindern im Primarschulalter motiviert es mich, die Gemeinde und aufgabenbezogen das Ressort Bildung mitzugestalten.»

So direkt betroffen ist Andrea Gasser-Bolliger nicht mehr – sie sagt: «Meine zwei Kinder gehen nicht mehr in Buchrain zur Schule, damit fällt für mich ein Interessenkonflikt weg, was meine Arbeit erleichtern würde.» Trotzdem wisse sie als verheiratete Mutter nach wie vor genau, welches die Bedürfnisse von Familien sind. Dass ihre Partei mit Blick auf die Wählerstärke mit zwei Sitzen übervertreten wäre, lässt sie so nicht gelten: «Wir haben stets Rücksicht genommen, nur bot die CVP bis zuletzt keine Lösung an, so dass wir handeln mussten.» Die SP sei ein verlässlicher Partner, darum rechne sie sich gute Wahlchancen aus. Gasser sagt:

«Letztlich geht es darum, fähige Leute zu wählen – und nicht bloss Parteistärken zu berücksichtigen.»

Und was ihre Fähigkeiten betrifft, hat die 50-Jährige keinen Zweifel an sich. Als Mitglied der Rechnungskommission habe sie seit praktisch drei Jahren Einblick in wichtige Gemeinderatsgeschäfte. «Aufgrund meines beruflichen Hintergrunds habe ich mich speziell um das Budget und die Rechnung des Ressorts Bildung gekümmert», sagt sie. Weiter führt Gasser ihre langjährige Berufserfahrung in der Privatwirtschaft ins Feld: So hat sie in der kantonalen Verwaltung sowie im Paraplegiker-Zentrum Nottwil auch in der Prozess- oder Personalentwicklung gearbeitet. «Dabei hatte ich auch Projekt- und Budgetverantwortung.» Bei einer Wahl würde sie berufstätig bleiben – aktuell ist Gasser Primarlehrerin in Ebikon.

Der SP gehört Gasser seit rund vier Jahren an. Wobei sie mit einem Schmunzeln betont: «Ich bin in einer SP-Familie gross geworden – mein Vater war schon ein Genosse.» Dass sie ausgerechnet jetzt kandidiere, habe sich aus der Situation ergeben. «Im kleinen Kreis hatten wir das Szenario natürlich schon früher besprochen und der Einstieg über die Rechnungskommission kommt sicher nicht von ungefähr», sagt sie. Allerdings: Bei einer Nichtwahl hätte Gasser kein politisches Amt mehr, denn für die Kommission sei sie bewusst nicht auch noch angetreten. Es wäre aber nicht das Ende ihres politischen Engagements:

«Auf keinen Fall.»

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