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Hergiswil

«Totenmügerli» und Co.: 82-jähriger Franz Hohler begeistert nach wie vor

In Hergiswil zog der Schriftsteller, Kabarettist und Liedermacher 300 Zuschauerinnen und Zuschauer in seinen Bann.
Franz Hohler bei seiner Lesung in Hergiswil.
Bild: Stefan Möckli/zvg (Hergiswil, 14. 11. 2025)

«Liebe Millionäre und Milliardäre» ... so begrüsste Franz Hohler mit Blick auf die finanziellen Vermögen eines Teils der Hergiswiler Bevölkerung die Anwesenden im Saal. Danach zog er – immer wieder unterbrochen von grossem Applaus – während spannender anderthalb Stunden ein begeistertes Publikum in seinen Bann. Knapp 300 Leute waren der Einladung der Hergiswiler Kulturkommission in die Aula der Hergiswiler «Grossmatt» gefolgt.

In faszinierendem Rhythmus griff Hohler immer wieder neue Perlen aus seinem breiten Schaffen auf, Textpassagen aus seinen Gedichten, aus seinen Kinder- und Jugendbüchern, aus seinen zahlreichen Romanen. Die Ballade «Der Weltuntergang», in der Hohler eindrücklich schildert, wie die Welt aufgrund von miteinander verquickten Kettenreaktionen ihrem Untergang entgegensteuern könnte, trug er in voller Länge vor. Auch sein berühmtes «Totenmügerli» in verfremdetem Berndeutsch, danach noch eine Fassung dieser humorvollen Wortspielerei in einem eigens von ihm geschaffenen Rätoromanisch.

Es ist bewundernswert, wie es der inzwischen 82-jährige Hohler schafft, sein Publikum zu begeistern, unterstützt von seiner Mimik und spitzen Zwischenbemerkungen. Seine Texte übrigens haben auch heute nicht an Aktualität verloren.

Für Signatur werden Wartezeiten in Kauf genommen

Hohler wies darauf hin, dass er in den 70er und 80er Jahren mit seiner bissigen Armeekritik oder seiner Sicht zum Atomstrom manchen bürgerlichen Zeitgenossen erschreckt hatte. Hilflos und dünnhäutig hätten etwa die damals Verantwortlichen des Schweizer Fernsehens mit einem harschen Verbot reagiert, als er das Chanson «Le déserteur» des französischen Liedermachers Boris Vian am Bildschirm in deutscher Sprache vortragen wollte. Seine Popularität haben solche Verdikte aber kaum angekratzt, im Gegenteil. Heute gilt Hohlers Schaffen unangefochten als wichtiger Teil des schweizerischen Kulturschaffens. Dies ist auch an den Reaktionen des stark durchmischten Publikums vom Freitag in Hergiswil deutlich geworden. Auffallend viele Begeisterte haben sich nach der Lesung geduldig vor Hohlers Büchertisch eingereiht, um noch eine Buchsignatur von ihm zu ergattern und um dabei auch ein paar persönliche Worte mit ihm austauschen zu können. (zvg)

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