Dass Zug mehr Wohnraum braucht, vor allem auch günstigen, ist unbestritten. Dank des Bebauungsplans «Areal an der Aa II» soll nötiger Wohnraum realisiert werden: 100 Wohnungen, davon 40 Prozent preisgünstig. Zufrieden sind mit dem Plan allerdings nicht alle. Denn ein Bürgerkomitee hat im Oktober in 20 Tagen 664 Unterschriften für ein Referendum gesammelt.
Der Bebauungsplan an der Aa kommt daher vorerst zum Stillstand. Die Stimmbürger und Stimmbürgerinnen der Stadt entscheiden am 3. März 2024 über den Bebauungsplan. Eine der zentralen Forderungen des Gegenkomitees ist , dass viel mehr Wohnungen gebaut werden: Sie nennen 800 Wohnungen als Zielgrösse.
Dieses geforderte Volumen ist in diesem Quartier jedoch nicht möglich, sind die Befürwortenden des Bebauungsplans überzeugt. Dieser sah ursprünglich eine Anzahl von 30 Wohnungen vor, die bereits auf 100 erhöht wurde. Um nun mehr Klarheit in dieser Angelegenheit zu schaffen, haben Philip C. Brunner von der SVP-Fraktion sowie Mitunterzeichnende verschiedener Parteien Ende November eine K leine Anfrage betreffend «den Bebauungsplan An der Aa II» bei der Stadt eingereicht.
Fünf bis sechs 80-Meter-Hochhäuser wären nötig
Der Stadtrat antwortet in der Anfrage klar: «Diese Forderung ist nicht umsetzbar. Weder die gesetzlichen Grundlagen noch die räumlichen Verhältnisse lassen neben den erforderlichen Infrastrukturbauten von den Zuger Verkehrsbetrieben (ZVB) und dem Rettungsdienst Zug (RDZ), die sich ebenfalls auf dem Areal befinden, eine Überbauung mit 800 Wohnungen zu.»
Er stellt in seiner Antwort folgenden Vergleich auf: «Bei einer durchschnittlichen Wohnungsgrösse von 70 Quadratmetern würde die Gesamtfläche für 800 Wohnungen mit Nebenräumen oder Erschliessungen rund 65’000 Quadratmeter betragen. Dazu kämen an schlecht belichteten oder lärmexponierten Lagen Dienstleistungsnutzungen dazu.»
Um die gesamte Nutzfläche von rund 75’000 Quadratmetern zu realisieren, bräuchte es also Gebäudevolumen im Umfang von fünf bis sechs Hochhäusern analog des Parktowers, des mit 80 Metern aktuell höchsten Gebäudes der Stadt Zug.
Das Areal an der Aa sei aufgrund seiner Lage im Stadtgefüge gemäss kantonalem Richtplan nicht für eine hohe Verdichtung wie im Zentrum bestimmt. «Die maximal zulässige Gebäudehöhe ist auf 30 Meter beschränkt», schreibt der Stadtrat weiter in seiner Antwort. Das Hochhausreglement, welches im Jahr 2010 vom Stadtrat verabschiedet wurde, sehe westlich der Aabachstrasse keine Hochhauszone vor. Hochhäuser wären in diesem Bereich der Stadt gut sichtbar und würden landschaftlich zu prominent in Erscheinung treten.
Planungshorizont für Jahrzehnte gefährdet
Und wie würde es weitergehen, falls der Bebauungsplan abgelehnt würde? Darauf hat der Stadtrat ebenfalls eine klare Antwort: «Die Transformation des Areals von einem Betriebsgelände zu einem Stadtquartier mit verschiedenen Nutzungen, Grünflächen und zusätzlichen Erschliessungen wäre über den aktuellen Planungshorizont hinaus für Jahre, wenn nicht Jahrzehnte gefährdet.»
Auch die Umsetzung der Dekarbonisierungsstrategie der ZVB wäre infrage gestellt, da Fahrzeuge mit alternativen Antriebssystemen andere Anforderungen an die Infrastruktur stellen würden und die bestehenden Hallen nur zum Teil geeignet seien. «So können ab 2027 keine weiteren Elektrobusse auf dem Areal garagiert werden, ohne die Infrastruktur baulich anzupassen», fährt der Stadtrat in der Antwort fort.
Ebenfalls wäre die Übernahme der nördlichen Hälfte des Gaswerkareals durch die Stadt bei einer Ablehnung gefährdet. «Die Übernahme des Areals hinter dem Kaufmännischen Bildungszentrum wäre eine bedeutende Landreserve mit hoher Flexibilität für die Entwicklung zukünftiger Infrastrukturbauten wie Schul- und Sportanlagen, aber auch preisgünstigen Wohnraums oder des geplanten Hallenbads», heisst es in der stadträtlichen Antwort. An zentraler Lage verfüge die Stadt über kein vergleichbares Grundstück, welches dazu noch unbebaut sei.
Vorarbeit von 14 Jahren
Die Unterzeichnerin und die Unterzeichner der Kleinen Anfrage sind mit den Antworten sehr zufrieden. «Wir danken dem Stadtrat für die schnelle und ausführliche Beantwortung. Es bestätigt unsere Ansicht, dass die Forderung des Bürgerkomitees nach 800 bezahlbaren Wohnungen auf dem Areal nicht umsetzbar ist», sagt Mitunterzeichner Philip C. Brunner von der SVP-Fraktion im Namen aller Mitunterzeichnenden.
Das Argument mit der höheren Ausnützungsziffer sei ungestützt. «Glücklicherweise sieht das der Stadtrat auch so. Ansonsten hätten wir die Vorarbeit zum Bebauungsplan an der Aa von rund 14 Jahren verwerfen müssen, um quasi wieder von vorne zu beginnen», so Brunner abschliessend.

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