28 Jahre dauerte die Überlegenheit der sogenannten Feierabend-Schlitten. Wer ab den 1930er-Jahren an den internationalen Bob-Rennen einen Spitzenplatz belegen wollte, brauchte dringend einen Bob aus der Fabrikation Feierabend in Engelberg. Die von Vater Carl Feierabend konstruierten und von Sohn Fritz Feierabend pilotierten Bobs waren das Mass aller Dinge.
Die grösste Sammlung von heute noch fahrbaren Feierabend-Schlitten befinden sich in St. Moritz. Vom Oldie-Bob Club Bivio gehegt und gepflegt, kommen die Nostalgie-Modelle heute noch regelmässig zum Einsatz auf dem Olympia Bob Run von St. Moritz. Sei es für Taxifahrten oder als Showelement zwischen den Wettkämpfen mit den heute modernen Schlitten. Am vergangenen Freitag gehörte die Natur-Bobbahn von St. Moritz jedoch ganz alleine den aus Engelberg stammenden Feierabend-Schlitten.
Erstmalige Austragung
Unter dem Patronat der Einwohnergemeinde Engelberg und des Oldie-Bob Club Bivio wurde zum ersten Mal die «Fritz Feierabend Trophy» ausgetragen. Initiant dieses ab sofort alljährlich stattfindenden Rennens ist der Zürcher Weinländer Marcus Schmid. Unterstützung fand dieser in der Heimat Feierabends von einem Engelberger Sportfreund. Dieser klopfte bezüglich Spende des Wanderpreises bei der Einwohnergemeinde Engelberg an und stiess dabei auf offene Türen.
Im Atelier des Wolfenschiesser Holzbildhauers Bernhard Christen entstand in der Folge der Wanderpokal, in dessen Zentrum ein vor dem Engelberger Hausberg Hahnen fahrender Feierabend-Bob aus den 1940er-Jahren steht. Der Vater von Olympiasiegerin Nina Christen verwendete dabei drei verschiedene Holzarten. Den Wanderpreis sowie weitere Preise aus dem Klosterdorf nahm Talammann Mike Bacher mit nach St. Moritz.
Bacher, der selber vor über zehn Jahren die Bobschule auf der einzigen Schweizer Bobbahn absolviert hatte, war gespannt auf das Rennen. Gemeinsam mit seiner Gemeinderatskollegin Claudia Christen war der Talammann Teil des Teams auf dem mit einem Steuerrad geführten Bob Bivio. Bacher: «Die Fahrt in einem Feierabend-Schlitten vermittelt ein intensiveres Fahrgefühl als in einem Bob der heutigen Bauweise. Es war beeindruckend, wie die präzise gebauten Produkte aus unserem Hochtal auch heute noch zuverlässig funktionieren.»
Erster Sieger Fabio Guadagnini
Um die Chancengleichheit der doch unterschiedlichen Feierabend-Schlitten zu gewährleisten, mussten der Pilot, die Gäste sowie der Bremser die zu fahrende Zeit richtig einschätzen. Wer am Ende die kleinste Differenz aufwies, durfte den Wanderpreis in Empfang nehmen. Gewinner der ersten «Fritz Feierabend Trophy» wurde Fabio Guadagnini. Claudia Christen und Mike Bacher klassierten sich in der zweiten Ranglistenhälfte.
Doch weit wichtiger als die Rangierung war für sie zu sehen, «mit wie viel Einsatz und Hingabe dieses auch für Engelberg historische Erbe erhalten wird». Bei der Siegerehrung wies Mike Bacher darauf hin, «dass die Feierabend-Schlitten Botschafter von Engelberg im Engadin sind und damit gleichzeitig auch ein wichtiges verbindendes Element zwischen diesen beiden alpinen Destinationen».
Der Wanderpokal bleibt im Engadin und wird während des ganzen Jahres im Restaurant beim Starthaus zu bewundern sein. Mit dieser Trophy dürfte die Erinnerung an die grossartigen sportlichen Leistungen von Fritz Feierabend wieder aufblühen. Zählt er doch nach wie vor zu den erfolgreichsten Bobpiloten der Schweiz. Bei Weltmeisterschaften gewann der Engelberger sechs Gold-, drei Silber- und drei Bronzemedaillen. Bei Olympischen Winterspielen wurde Feierabend dreimal Zweiter und zweimal Dritter.
Mit diesen fünf olympischen Auszeichnungen geht ein Drittel der Medaillen auf sein Konto, die Engelberger Schneesportler in der Geschichte Olympias gewannen. Entsprechend wird dies in der Sonderausstellung der Engelberger Olympioniken im Talmuseum Engelberg gewürdigt.
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