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Luzern

«Es entspricht nicht meinem Naturell, Entschlüsse hinauszuschieben»: Luzerns Kantonsgerichtspräsident Andreas Galli will nicht mehr Richter sein

Der höchste Luzerner Richter hat diese Woche bekanntgegeben, dass er sich nicht mehr als Richter zur Verfügung stellen wird. Der 45-jährige Andreas Galli wird ab dem nächsten Sommer als Anwalt tätig sein.
Der Luzerner Kantonsgerichtspräsident Andreas Galli im Treppenhaus am Sitz des Gerichts. (Bild: Patrick Hürlimann (Luzern, 24. März 2020))
Höchster Luzerner Richter: Andreas Galli.  (Bild: Patrick Hürlimann (Luzern, 24. März 2020))

Roger Rüegger

Roger Rüegger

Sie haben am Dienstag bekanntgegeben, dass Sie sich nicht mehr als Kantonsrichter zur Verfügung stellen werden. Das kommt überraschend.Für mein näheres Umfeld ist meine Entscheidung nicht ganz so überraschend. Wer mich kennt, weiss, dass ich mich nach vorne orientiere. Ich bin jetzt 45 und seit 17 Jahren für die Luzerner Justiz tätig. Ich durfte eine schöne Karriere machen und wurde jung Kantonsgerichtspräsident. Nun habe ich gemerkt, dass ich einen Schritt weiter gehen muss. Für mich ist der Zeitpunkt gekommen, zu entscheiden, was ich in den verbleibenden 20 Berufsjahren bewegen soll.Wir haben uns im Frühling länger unterhalten. Damals hinterliessen Sie nicht den Eindruck, dass Sie ans Aufhören denken.Als Kantonsgerichtpräsident läuft die Zeit nach zwei Jahren ohnehin ab. Im März käme es zu einer allfälligen Wiederwahl oder aber wie jetzt zu einer Neuwahl. Meine Entscheidung habe ich mit meinem engsten Umfeld besprochen und ausgearbeitet, es war kein Hüftschuss.Beim damaligen Interview haben Sie meine Frage nach der Ambition als Bundesrichter gesagt, dass Sie sich weiterentwickeln wollen und nicht verneinen, schon darüber nachgedacht zu haben. Wäre es jetzt so weit?Nein, das kann ich definitiv ausschliessen. Ich werde mich als Anwalt selbstständig machen.Ihr Gebiet beim Kantonsgericht ist das Verwaltungsrecht. War das Ihnen doch zu eintönig?Nein, ich werde nicht als Strafverteidiger auftreten, sondern in meiner beruflichen Zukunft fokussiere ich mich weiterhin auf Baurecht und Architektur und alles, was mit diesem Bereich zusammenhängt.Das könnten Sie auch nach einer weiteren Periode als Kantonsrichter oder Präsident?Das ist richtig. Aber die spezielle Zeit, in der wir leben, hat uns gezeigt, dass sich das Leben sehr schnell verändern kann. Niemand hat mit diesem Virus gerechnet. Umso mehr ist mir bewusst geworden, dass Entscheidungen, die man getroffen hat, sofort umgesetzt werden sollen. Es entspricht nicht meinem Naturell, Entschlüsse hinauszuschieben.Wer käme als Nachfolger in Frage?Traditionsgemäss beanspruchen die beiden grössten Fraktionen im Kantonsrat das Präsidium, also die Ämter des Präsidenten und des Vizepräsidenten. Im Februar 2021 erstellen die 24 gewählten Richterinnen und Richter des Kantonsgerichts den Wahlvorschlag für das Präsidium und das Vizepräsidium zu Handen des Kantonsrats.Stichwort Kantonsrat. Werden Sie sich in der Politik engagieren?Bekanntlich bin ich Mitglied der CVP oder eben neu von «die Mitte». In diesem Sinne schliesse ich nicht aus, in der Zukunft ein politisches Amt auszuüben. Konkrete Pläne habe ich aber nicht.
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