«Hoi Emmen» steht auf Stofftaschen in der Rossmann-Firmenfarbe Rot. Diese hängen am Donnerstag gefühlt an der Schulter jeder zweiten Kundin, respektive jedes zweiten Kunden im Emmen Center. Rossmann, laut eigenen Angaben mit 4741 Filialen «eine der grössten Drogerieketten Europas», hat hier den ersten Schweizer Laden eröffnet. Auf 500 Quadratmetern gibt’s Produkte in den Bereichen Kosmetik, Reinigung, Tiernahrung, Haushalt; aber auch «Biokost» und allerlei Süssigkeiten.
Zur Feier des Tages ist Konzern-CEO Raoul Rossmann extra aus der Zentrale bei Hannover angereist. Begleitet von seiner Entourage schreitet er durch die Gänge, begutachtet das eine oder andere Gestell. Warum wagt Rossmann erst jetzt den Markteintritt? Konkurrent Müller ist schon seit 20 Jahren da. Er antwortet: «Das ist eine gute Frage.» Letztlich hätten sie «erfolgreiche Mitbewerber» und «die Begeisterung der Schweizerinnen und Schweizer für Drogeriemärkte» nun zur Expansion bewogen. Zudem bringe Rossmann mit seinen Eigenmarken Abwechslung. Vor allem aber: «Wir werden günstiger sein als der Schweizer Detailhandel.»
Emmer Drogist spioniert bei der Konkurrenz
Wirklich? Die LZ macht die Probe aufs Exempel: Das Isana Duschgel 300 Milliliter Aloe vera kostet bei Denner 95 Rappen – und bei Rossmann? Auch 95 Rappen. Dass die Preise gar nicht so viel anders sind als bei der Konkurrenz, stellt auch Christian Meister fest. Er führt am Sprengiplatz eine eigene Drogerie, beäugt interessiert das Sortiment und sagt: «Natürlich freut man sich nicht über neue Mitbewerber, aber bei uns liegt der Fokus auf Heilmittel, weswegen ich mir keine Sorgen mache.»
Zumindest bei der Kundschaft hat Rossmann bereits ein Tiefpreisimage. Ljiljanka Primorac, die das Geschäft gerade mit zwei vollen roten «Hoi Emmen»-Taschen verlässt, sagt: «Die Bioprodukte etwa sind günstiger als bei Alnatura.» Sie sei überhaupt froh um das neue Angebot. Seit dem Wegzug des Reformhauses fehlte so etwas im Emmen Center. Die beiden Schülerinnen Mia, 14, und Biborha, 15, zeigen derweil stolz ihre gekauften Getränke und sagen: «Die gab's bisher hier nicht zu kaufen.» Und ist Rossmann günstiger alle anderen? Sie finden: «Ja, aber nicht bei allem.»
Schnellmann: «Ech be im Seich»
Einer ist am Eröffnungstag sowieso froh, wenn die Produkte möglichst viel kosten: Patrick Schnellmann, Der Emmer Finanzdirektor (Mitte) steht eine Stunde lang an der Kasse und sagt: «Diese Einnahmen werden dem Projekt Verein Spieltraum mit der Gemeinde Emmen frühe Förderung zugutekommen. Eine schöne Geste, darum haben wir bei dieser Aktion zugesagt.» Gekonnt zieht der Gemeinderat Lippenstifte oder Katzenfutter über den Scanner. Mit Blick auf die lange Warteschlange sagt er zum Reporter mit einem Schmunzeln: «Ech be im Seich!» Dass in Emmen die erste Schweizer Filiale eröffnete, ist laut Schnellmann erfreulich: «Rossmann ist eine Marke, die man kennt.»
Schon in Kürze werden weitere Standorte folgen, etwa an der Schwyzerstrasse in Ingenbohl. Diese Filiale könnte schon Ende Jahr eröffnet werden. Laut Raoul Rossmann sind «jährlich zehn Neueröffnungen realistisch».
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