Roseline Troxler
Roseline Troxler
Roseline Troxler
Seit einem Jahr ist Fabian Peter (43) Luzerner Regierungsrat. Zeit, um zurückzublicken. Doch viel Zeit kann sich der Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdirektor nicht rausnehmen, warten vor seinen Sommerferien doch noch diverse Termine. «Ist es für Sie in Ordnung, wenn ich das Jackett weglasse?», fragt der FDP-Regierungsrat vor dem Gespräch. In diesem spricht er nicht nur von der politischen Arbeit, sondern auch davon, was das Amt für ihn privat bedeutet.
Zufrieden mit dem Wunschdepartement
«Ich bin sehr gerne Regierungsrat», betont Fabian Peter. Das Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement (BUWD) sei nach wie vor sein Wunschdepartement. «Als Heizungs, Lüftungs- und Klima-Ingenieur sowie als ehemaliger Gemeinderat habe ich hier klar am meisten Fachwissen.» Das habe ihm von Anfang an Akzeptanz bei den Mitarbeitern verschafft. Hatte Fabian Peter im Familienunternehmen 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, führt er nun deren 400.
Der jüngste Luzerner Regierungsrat räumt nach einem Jahr aber ein: «Etwas unterschätzt habe ich die grosse Anzahl Abendveranstaltungen und die Fremdbestimmung durch Termine.» Er verweist auf Regierungs- und Kommissionssitzungen, Kantonsratssessionen und Konferenzen mit Regierungsräten anderer Kantone. Regierungskollegen hätten ihm versichert, dass das erste Jahr das strengste sei. Ein Vielfaches grösser sei auch der politische Druck – verglichen mit seinem Gemeinderatsmandat in Inwil.
Insgesamt sei er aber zufrieden und auch etwas stolz, wie er in der neuen Aufgabe angekommen sei. «Ausserdem empfinde ich viel Dankbarkeit, vor allem gegenüber meiner Frau Debby.» Seine Familie müsse auf Vieles verzichten. «Obwohl ich einen Tag pro Wochenende fix für sie reserviere.» Es sei nicht immer einfach, ein guter Regierungsrat und ein guter Vater zu sein. Daher freue er sich nun enorm auf die anstehenden Ferien mit seiner Frau, Tochter Suela (8) und Sohn Sewan (6).
Guter Draht nach Bern
Sein erstes Amtsjahr gliedert der Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdirektor in drei Phasen: Der Einarbeitung, wo es darum ging, alle Mitarbeiter kennen zu lernen. Nach 100 Tagen im Amt habe er dann begonnen, eigene Akzente zu setzen. Und dann kam Corona.
«Waltete ich zunächst vor allem als Bau- und Umweltdirektor, war ich ab März als Volkswirtschaftsdirektor besonders gefordert.»
Von da an befand sich die Regierung im Krisenmodus, mit vielen zusätzlichen Sitzungen und mehreren Pressekonferenzen pro Woche. Fabian Peter gewinnt der Situation auch Positives ab: «Wir haben als Gremium sehr gut funktioniert. Ich war schlagartig nicht mehr der Neue mit wenig Erfahrung. Die Situation war für alle fremd.» Bewährt habe sich auch das in den Monaten zuvor geschaffene Netzwerk: «Über zwei Telefongespräche konnte man mit einem Anliegen an den Bundesrat gelangen. Das war schon sehr effizient.»
Der Druck sei während des Beinahe-Lockdowns schon sehr gross gewesen. «Wenn man über Schulschliessungen statt über ordentliche Geschäfte entscheidet, merkt man, wie ernst die Lage ist.» Berührend waren für den FDP-Regierungsrat Mails von Bürgern, die ihm für seine Arbeit dankten.
Kanton Luzern war zurückhaltend mit Hilfsmassnahmen
Der Kanton Luzern sprach im Zusammenhang mit der Corona-Krise viel weniger Geld als andere Kantone. Fabian Peter ist nach wie vor überzeugt von diesem Vorgehen, obwohl die Regierung den Druck gespürt habe, als Kantone nach und nach Hilfspakete schnürten. Der Regierungsrat unterstreicht: «In anderen Kantonen wurden gar nicht alle gesprochenen Gelder abgeholt.» Und Peter führt aus: «Geld verteilen ist gar nicht so einfach, wenn man es fair gestalten möchte.» Zentral sei nun ein gezieltes Monitoring für einzelne Branchen.
Der Luzerner FDP-Regierungsrat war der erste Volkswirtschaftsdirektor, der beim Bund auf eine schnellere Öffnung der Läden pochte. «Ich bin nach wie vor überzeugt, dass das richtig war.» Die Ladenöffnungen hätten nicht zu steigenden Fallzahlen geführt und noch grössere Schäden der Wirtschaft verhindert.
Fabian Peter zeigt sich aber auch selbstkritisch. So hat er Verständnis für CVP-Kantonsrat Josef Wyss (Eschenbach), der damals noch als Kantonsratspräsident den zu späten Einbezug des Parlaments kritisiert hatte. Derzeit beschäftigt ihn die Sorge vor einer zweiten Welle.
«Wir müssen nun schauen, wo wir in die Ferien gehen oder welche Anlässe wir durchführen. Es gilt, auch mal zu verzichten.»
Kommissionspräsidentin findet lobende Worte
Doch das erste Amtsjahr war für Fabian Peter nicht nur Corona. Wichtige Anliegen sind für ihn die Zukunft der Mobilität, der Hochwasserschutz oder die Energie- und Klimapolitik. Bei letzterem beschäftigt er sich derzeit mit der Ausarbeitung eines Planungsberichts. Dafür hat er eine polit-strategische Begleitgruppe eingesetzt. Vertreten sind etwa der Luzerner Gewerbeverband, die Industrie- und Handelskammer oder die Organisationen WWF und der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS). «Ich will bereits in Projekten selbst einen möglichst breiten Einbezug. Interessengruppen sollen sich nicht erst in der Vernehmlassung äussern können.»
Austausch und Transparenz sind Dinge, welche Peter wichtig sind. Das stellt auch Yvonne Hunkeler (CVP, Grosswangen) fest. Sie präsidiert die kantonsrätliche Kommission Wirtschaft und Abgaben (WAK). «In der WAK schätze ich Fabian Peters transparente Kommunikation. Ich erlebe ihn als sehr dossiersicher und offen für Anregungen seitens der Kommissionsmitglieder.» Er könne sehr gut auf Menschen zugehen und nehme ihre Anliegen ernst.
Transparenz strebt Fabian Peter auch beim Thema Rückzonungen an, einem Geschäft, das er von Vorgänger Robert Küng übernommen hat. Dennoch habe das Thema ihm schon schlaflose Nächte bereitet, meinte der Regierungsrat jüngst im Kantonsrat (siehe Box).
Auch intern will Fabian Peter Akzente setzen. «Mir ist es wichtig, dass wir in meinem Departement eine BUWD-Kultur entwickeln.» Ziel sei ein stärkerer Austausch, etwa zwischen Raumplanern, Strassenbauern und Biologen. «Austausch fördert Respekt.» Das BUWD ist laut dem FDP-Regierungsrat ein sehr breit aufgestelltes Departement. Das zeigt sich auch daran, dass Fabian Peter in sechs der insgesamt 12 Regierungskonferenzen sitzt, wo sich die Magistraten mit Kollegen anderer Kantone beraten. In der Breite des Departements sieht Peter einen Vorteil: «Viele Interessenabwägungen geschehen innerhalb meines Departements und müssen nicht jedes Mal in die Regierung.»
Bei seiner Familie und im Jodelchörli ist er immer noch «de Fäbu»
Fabian Peter spricht immer wieder von einem Privileg, mitbestimmen zu können.
«Schliesslich gestalte ich ja auch die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder.»
Bei den vielen, teils emotionalen Geschäften, fällt es dem Inwiler aber nicht immer leicht, abzuschalten. Doch er weiss sich zu helfen. Er betrachte seine Krawatte und den Anzug als «seine Uniform», mit der er die Rolle des Regierungsrats ausübe. «Meine Rolle kann ich auch mal bewusst für einen Moment ablegen.» Vor allem bei Ausflügen in den Wald mit seiner Familie, beim Skifahren oder in seinem Jodelchörli tanke er Energie und sei auch mal einfach «de Fäbu».



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