notifications
Stadt Luzern

Ein Viersternehotel mit drei Sternen: Der «Waldstätterhof» ist neu renoviert

Für 7 Millionen Franken wurde das Hotel Waldstätterhof saniert. Der Direktor sagt, wie das bei laufendem Betrieb möglich war – und was er von der aktuellen Tourismusdebatte hält.
Direktor Thorsten Fink an der Bar im neuen Restaurant «Gleis 1» im Hotel Waldstätterhof.
Bild:  Andréas Härry

«Sind Sie nicht der Fussballer?» Dieser Satz verfolgt Thorsten Fink seit Dekaden. Der Zufall wollte es, dass sich die Lebenswege der beiden Finks immer wieder geografisch gekreuzt haben. Zuletzt in Luzern, wo Fink, der Fussballer, einst den FCL trainierte und später als Sportdirektor im Gespräch war. Am 1. Mai 2022 übernahm Fink, der Hotelier, den Waldstätterhof. Somit lässt sich die Eingangsfrage erklären. «Wir sind via Instagram in Kontakt», persönlich kennengelernt haben sich die beiden Finks aber noch nie.

Von der Rheinforelle bis zur Aprikosenwähe

Eine Einladung ins neue Hotel-Restaurant nach Luzern wäre eine Idee, ins «Gleis 1». «Ein bisschen gemogelt haben wir schon bei diesem Namen», sagt Thorsten Fink. Im Bahnhof Luzern, der direkt auf der gegenüberliegenden Seite der Zentralstrasse liegt, gibt es ein Gleis, das so heissen könnte, «es ist aber nur ein Servicegleis.» Den Geistesblitz für den Restaurant-Namen kann Fink mit Fakten ergänzen. «Vor Jahrzehnten war der hintere Teil des Restaurants die SBB-Betriebskantine.»

Schmunzelnd prophezeit er: «Vielleicht gibt’s in 37 Jahren im Zuge des Tiefbahnhofs ein offizielles Gleis 1, aber wir waren zuerst da.» Der markante Namen des Gastronomiebetriebes findet Niederschlag auf der Menükarte. «Wir servieren Schweizer Gerichte, warum also nicht ein Menü ‹IC6, Basel–Brig›. Die Rheinforelle aus Basel, der Hauptgang aus Bern, die Aprikosenwähe aus dem Wallis.» Aktuell wird an diesem Konzept gefeilt.

Das Restaurant ist auf den lokalen Besucher ausgerichtet. Wichtige Standbeine sind der gut besuchte Mittag und Konzerte im KKL, die viel Kundschaft generieren.

Blick in die Rezeption des «Waldstätterhofs».
Bild:  Andréas Härry

Komfortable Betten, schlanker Zimmerservice

Aber auch die Hotelgäste sind natürlich willkommen. «Ausserhalb der Sommermonate kommen 80 Prozent unserer Gäste aus der Schweiz». Darunter viele Aussendienstmitarbeitende, was auf die Klassifizierung des Hotels Einfluss hatte. «Wir haben uns bewusst für ein Dreisternehotel entschieden.» Firmen haben Regularien für die Übernachtungen ihrer Mitarbeitenden, bei der Hotelkategorie und den Spesensätzen. «Wir sind eines der wenigen Dreisternehäuser in Luzern», sagt Fink. Wobei ein Blick in die renovierten Zimmer eine Kategorie mehr vermuten lässt. «In der Tat erfüllen wir im Punkteranking der Branche in vielen Bereichen die Viersterneklassifizierung.» So zum Beispiel bei den Betten, «dieselben, wie im Fünfsterneresort, wo ich früher arbeitete», sagt Fink.

Zimmerservice und andere Angebote werden aber bewusst schlanker gehalten als für ein Viersternehaus vorausgesetzt. «Wir wollen das beste Dreisternehotel der Zentralschweiz sein», so das Credo von Fink.

«Polemische» Debatte über Overtourism

Hotels stehen für Tourismus – und dieser steht zurzeit in der Kritik. Doch Thorsten Fink findet die aktuelle Debatte über Overtourism «polemisch», wie er sagt. Für nationales Aufsehen sorgte kürzlich der Luzerner SP-Nationalrat David Roth mit seiner Forderung für ein «Rollkoffer-Verbot». Thorsten Fink erinnert derweil an die grosse Bedeutung der Tourismusbranche gerade für Arbeitnehmende in tieferen Lohnsegmenten – «für die sich Roth angeblich einsetzt», wie Fink lakonisch bemerkt.

Das Hotel mit heute 91 Gästezimmern gehört der Stiftung Waldstätterhof, Stifterin war Anfang der Nullerjahre der «Schweizerische gemeinnützige Frauenverein». Die Eigentümerin hat nun rund sieben Millionen Franken in die Renovation investiert.

Erbaut von einem Bierbrauer

Der «Waldstätterhof» wurde 1898 erbaut.
Bild:  Andréas Härry

«Wir haben einen Altbau auf Neubau-Niveau gebracht», fasst Fink die Renovationsarbeiten zusammen. Der Denkmalschutz setzte Vorgaben im Treppenhaus und «in der Gesamtwirkung». Der Erbauer des Gebäudes 1898 war ein Bierbrauer. Daran erinnern Kupferapplikationen an der Bar. Farbenkombinationen der markanten Aussenfassade wurden im Innenraum repliziert. Die Umbauzeit war eine Operation am offenen Herzen. «Wir hatten keinen Tag geschlossen, das war eine Herausforderung», sagt Fink. «Wir arbeiteten in Etappen, immer entsprechenden Wasserleitungen entlang.»

Küchenchef Christoph Grauert. 
Bild:  Andréas Härry

Eine personelle Änderung gab es auch in der Küche, wo seit einigen Monaten Christoph Grauert den Kochlöffel schwingt, «ein Lottosechser», sagt Thorsten Fink, «ein Spezialist für schweizerische regionale Küche».

Kommentare (0)