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GLP-Interpellation

Ein Tram nach Oberägeri statt Umfahrungstunnel? Zuger Regierung wägt Alternativen ab

Die GLP-Fraktion reichte im Frühling eine Interpellation ein, weil sie zweifelt, dass der Umfahrungstunnel Unterägeri die beste Lösung zur Verkehrsentlastung ist. Andere Optionen sind laut der Zuger Regierung zu teuer und bringen nicht den gewünschten Mehrwert.

Ist es realistisch, dass man von Zug nach Oberägeri auf Schienen fährt? Sprich, die Berggemeinde mit einem Tram oder einer Stadtbahn erreicht? Diese Fragen wollte die GLP-Fraktion des Kantonsrat geklärt haben und reichte deshalb eine Interpellation ein. Die Fraktion brachte eine Erweiterung des Netzes im Zusammenhang mit dem geplanten Umfahrungstunnel Unterägeri auf. Denn sie zweifelt, dass das Projekt die einzige Lösung ist, um Unterägeri vom Durchgangsverkehr zu entlasten.

«Während der Verkehr im Tunnel schön versteckt ist, hat ein Tunnel wie die Wurst einen Anfang und ein Ende. Dies sind unattraktive Portale, die viel wertvollen Platz verbrauchen.» Eine Erweiterung der Stadtbahn sieht die GLP als logische Konsequenz.

So könnte das Ostportal der Umfahrung Unterägeri dereinst aussehen. Die GLP ist aber nicht überzeugt, dass dies die einzige Lösung ist.
Bild: Visualisierung: Gemeinde Unterägeri

Ganz so einfach ist der Ausbau aber nicht, wie den Antworten des Regierungsrats zu entnehmen ist. Denn die Idee, dass Netz zu erweitern, kommt nicht zum ersten Mal auf. Der Einsatz von Fahrzeugen, die wie ein Tram im Strassenraum, aber auch auf den bestehenden Bahngleisen verkehren, prüfte der Kanton in der Planung der ersten Etappe der Stadtbahn Zug. Die Idee wurde aber verworfen, weil sie zu teuer und im Betrieb aufwendig gewesen wäre.

2011 wurden in einer Bachelorarbeit der ETH verschiedene andere Optionen untersucht, wie der Verkehr zwischen Berg und Tal unabhängig geführt werden könnte. Beispielsweise durch eine Trambahn mit Tunnel zwischen Inwil und Allenwinden, einen Trolleybus mit Eigentrassee oder eine Seilbahn.

Alle Lösungen, die auf Schienen geführt werden, sind aber laut der Regierung teuer: «Diese Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Nachfragepotenzial. Verkürzungen der Reisezeiten entstanden nur bei den Varianten mit Tunnellösungen.» Ein Tramsystem sei überdies laut einer 2013 durchgeführten Studie «überdimensioniert» für Zug.

Landsuche wäre schwierig

Die Interpellantin brachte ausserdem zur Sprache, ob in Zug moderne Technologien wie das «véhicule automatique léger» (VAL) genutzt werden könnten. VAL ist ein führerloses, schienenbasiertes Verkehrssystem und wird in verschiedenen Städten Europas, Amerikas und Asiens betrieben. Die Abstände zwischen den einzelnen Zügen können auf 60 Sekunden reduziert werden, die Züge fahren bis zu 80 Kilometer pro Stunde. VAL schaffen grosse Passagierkapazitäten und werden häufig unterirdisch geführt.

Wie der Regierungsrat aber an einem Beispiel aus Turin vorrechnet, fallen auch hier die Kosten enorm hoch aus. Die Erstellung des 15 Kilometer langen Systems, inklusive Beschaffung der Züge, hat rund zwei Milliarden Euro gekostet. Zudem fallen jährlich rund 26 Millionen Euro an Betriebskosten an. Ausserdem geht die Regierung davon aus, dass die Landsuche für Werkstätte, Abstellanlagen und Ähnliches schwierig würde.

Für den Regierungsrat stehen Optimierung des öffentlichen Verkehrs auf der Schiene wie zum Beispiel der Bau des Zimmerberg-Basistunnels II oder neue Regional-Expresszüge und weitere Ausbauten im Bussystem im Vordergrund.

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