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Kultur

Ein Kubikmeter Dokumente: Franz-Xaver Nager beschenkt Staatsarchiv

Der Urner Kunst- und Kulturschaffende Franz-Xaver Nager hat mehrere Musiktheater produziert. Jetzt übernimmt das Staatsarchiv sein Werk.

«Attinghausen», «Hinter den sieben Bergen», «Müller13», «Wysel»: Unter anderem mit diesen Grossproduktionen hat sich Franz-Xaver (kurz: FX) Nager einen Namen gemacht und einen reichen kulturellen Schatz geschaffen. Nun übernimmt das Staatsarchiv Uri das umfangreiche Privatarchiv, wie aus einer Medienmitteilung hervorgeht. Dies erfolge auf Anstoss des früheren Kulturbeauftragten Josef Schuler und des ehemaligen Staatsarchivars Rolf Aebersold.

Der Altdorfer Franz-Xaver Nager bei den Volksmusiktagen 2006.
Bild: Markus Zwyssig (Archiv UZ)

Das Privatarchiv umfasst neben den künstlerischen Arbeiten auch journalistische Beiträge, Referate, Interviews und Forschungsprojekte. Die Unterlagen bestehen aus digitalen sowie rund einem Kubikmeter physischen Dokumenten. «Mit der Übernahme kommt das Staatsarchiv seiner Aufgabe nach, neben dem staatlichen Aktengut auch relevante Privatarchive dauerhaft aufzubewahren, um damit zu einer vielfältigen und wirklichkeitsnahen historischen Überlieferung beizutragen», wird in der Mitteilung festgehalten.

Vielfältige kulturelle Tätigkeit

«Geld und Karriere haben mich nie sonderlich gereizt», wird FX Nager zitiert. «Stattdessen habe ich mich schon früh entschieden, primär das zu machen, was mich wirklich interessiert.» Als er sein Zweitstudium in Musikwissenschaft, Musikethnologie und Anglistik ab 1984 antrat, rückten die bisherigen pädagogischen und politischen Tätigkeiten in den Hintergrund. Nager widmete sich dann fast ausschliesslich dem künstlerischen und kulturellen Schaffen.

Franz-Xaver Nager inszeniert das Musical-Storyboard Wysel 2011.
Bild: Archiv UZ

Zur Finanzierung des Studiums arbeitete er als Tourneeleiter in Europa, den USA und in China, unter anderem für George Gruntz, Baden Powell und Alice. Er war als Professorenassistent an der Uni Zürich. Später, als Ressortleiter Theaterförderung bei der Stadt Zürich, entwarf er ein Förderkonzept für das freie Theater und betreute kommunale Theaterhäuser.

Franz Xaver Nager bei der Produktion «Müller 13».
Bild: Urs Hanhart (Archiv UZ)

2001 beauftragte ihn die Musikhochschule Luzern mit dem Aufbau und der Leitung des Instituts für Weiterbildung und Musikvermittlung und später mit der Planung eines neuen Studiengangs Volksmusik. Franz-Xaver Nager plante, eröffnete und leitete das «Haus der Volksmusik» in Altdorf bis 2008.

Schwerpunkt Musiktheater

Die Kreativität prägte sein Leben von Anfang an. Er widmete sich schon früh der Malerei, dem Schreiben, der Musik, dem Theater und der Fotografie. Er spielte im Kollegitheater mit und gründete die erste R&B-Band im Kanton Uri mit. Er besuchte Kurse an der Jazzschule Luzern und spielte Bass in der Urner Formation «Jazz oder nie». Mit dem Studienschwerpunkt Musiktheater verschaffte sich Franz-Xaver Nager fundiertes Fachwissen, das ihm als Grundlage zur Entwicklung eines eigenständigen und innovativen Werkkonzepts diente.

Aufsehen erregte die erste Eigenproduktion, die Sprechoper «Attinghausen» (1993). «Bereits in dieser Produktion fanden sich wesentliche Kennzeichen auch der künftigen Projekte: Brückenschlag zwischen Land (Uri) und Stadt (Zürich), literarische Qualität der Mundarttexte, Zusammenspiel von grossen Laientheater-Ensembles und professionellen Kunstschaffenden und aufwendige multimediale Präsentation mit professionellem Anspruch», so das Staatsarchiv. Dabei fungierte Franz-Xaver Nager als Initiant, Projektleiter, Textautor und Produzent. Umgesetzt wurden die Projekte dann mit Kooperationen. Eine besondere Stellung nahmen dabei der Komponist Christoph Baumann und der Szenograf/Lichtdesigner Rolf Derrer ein.

Ab Mitte der 1990er-Jahre schuf Franz-Xaver Nager zehn weitere aufwendige Bühnenwerke, die allesamt von Grund auf neu entwickelt wurden und teilweise auch auf Tournee gingen. So etwa das parodistische Musiktheater «Hinter den sieben Bergen», das Projekt «Rurban Music» für die Weltausstellung 2010 in Peking oder «Wysel – a musical storyboard» (2013). (zvg/zf)

Franz-Xaver Nager im Jahr 2020.
Bild: Christoph Näpflin (Archiv UZ)
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