Reto Bieri
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Wer etwas über die Vergangenheit von Egolzwil nachschlagen will, könnte enttäuscht werden: Es existiert kein Buch über die Dorfgeschichte. «Dabei ist unsere Gegend ein vielgestaltiger Lebensraum, landschaftlich, historisch und kulturell», sagt Alois Hodel. Der ehemalige, langjährige CVP-Gemeindepräsident und Geschäftsleiter des Luzerner Bauernverbands ist Teil einer mehrköpfigen Gruppe von Einwohnerinnen und Einwohnern, die sich aktuell mit der Geschichte und Kultur ihres Dorfes beschäftigen.
Statt darüber ein Buch zu verfassen, kam laut Hodel die Idee auf für eine zeitgemässere, multimediale Umsetzung. So werden die Resultate einerseits digital per Internet präsentiert, andererseits multimedial in einer Ausstellung im Foyer des Schulhauses. Der Vorteil gegenüber der Buchform sei, dass man neue Erkenntnisse zeitnah und einfacher einfügen kann.
In der digitalen wie in der analogen Präsentation erfahre man nicht nur etwas über das Dorf, sondern auch über die Umgebung, über Fauna und Flora sowie weiteres zum Wauwilermoos, der Strafanstalt und dem Santenberg. Hodel sagt:
«Im Mittelpunkt stehen zudem immer die Menschen. Sie lassen wir zu Wort kommen.»
Dazu tragen Zeitzeugeninterviews mit rund 35 Egolzwilerinnen und Egolzwilern bei. Die Videos werden in der Ausstellung und im Internet zu sehen sein.
Die Ausstellung im Foyer umfasst diverse Lebensbereiche wie die Schule, das Gewerbe, die Kirche und die Archäologie. In fünf von sieben Ausstellungsmodulen sind Touchscreens eingebaut. Dort kann man Texte, Grafiken, Videos und Bilder von früher und heute abrufen. Hodel betont:
«Wir blicken nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Gegenwart und die Zukunft.»
Pro Modul gibt es zudem zwei bis drei Schauvitrinen mit historischen Gegenständen, darunter Pfeilspitzen aus der Steinzeit und ein 300 Jahre alter Kelch aus der 1897 abgerissenen Antoniuskapelle.
Die Kosten für das Projekt betragen rund 200'000 Franken. Die Hälfte steuert die Gemeinde bei, der Rest wird durch Sponsoringbeiträge gedeckt. Als Trägerschaft fungiert der Verein «Kultur im Zentrum», der vor eineinhalb Jahren gegründet wurde. Durch die Vereinsstruktur sei man flexibler in der Umsetzung, zudem werde das Projekt so von Bewohnerinnen und Bewohnern aus dem Dorf mitgetragen. Zurzeit zählt der Verein rund 40 Personen. Präsident Willi Geiser hofft auf weitere Mitglieder, wenn die Ausstellung eröffnet und damit konkreter fassbar ist.
Eigentlich wäre die Ausstellung bereit. Doch die Eröffnung musste laut Willi Geiser wegen Corona bereits drei Mal verschoben werden. «Wir sitzen auf Nadeln und hoffen, dass wir Anfang April öffnen können», so Geiser. Laut dem CVP-Gemeinderat, der dem Ressort Bildung vorsteht, hat die Verschiebung auch Chancen eröffnet. «Wir konnten zusätzliche Inhalte aufbereiten und vertiefen.»
Entdeckungstour rund um Egolzwil
Nicht nur drinnen, sondern auch draussen in der Natur soll der Wandel des Dorfes besser erleb- und fassbar werden. Geplant ist eine Entdeckungstour mit etwa zehn Stationen. Egolzwils Vergangenheit ist äussert reichhaltig und umfasst Fundorte aus der Stein-, der Bronze- und der keltischen Zeit. Weitere wichtige Orte sind das Galgechäppeli, eine mittelalterliche Richtstätte, oder die Pfarrkirche.
Geplant sind Hinweistafeln mit QR-Codes, zudem soll Augmented Reality zum Einsatz kommen. «So können wir auf dem Handy oder dem Tablet zum Beispiel archäologische Funde sichtbar machen, die unter dem Boden liegen», sagt Willi Geiser. Das Konzept wird aktuell mit IT-Fachleuten und mit der Kantonsarchäologie erarbeitet und von der Albert Koechlin Stiftung finanziell unterstützt. Geplant ist, dass die Entdeckungstour im Sommer eröffnet wird.