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Luzern

Diese Schutzmaske wird auf Knopfdruck virenfrei

Der in Luzern lebende Trond Heldal hat eine selbstdesinfizierende Schutzmaske entwickelt. Die elektrochemische Textilie bietet sich noch für viele andere Anwendungen an.
Trond Heldal mit der von Osmotex entwickelten, selbstdesinfizierenden Maske. (Bilder: Pius Amrein (Luzern, 25. Januar 2021))
Die Maske mit dem zugehörigen Akkupack.

Natalie Ehrenzweig

Natalie Ehrenzweig

Schutzmasken beschäftigen uns seit Monaten. Und obwohl es zahlreiche Videos gibt, wie sie richtig zu verwenden sind, beobachten wir täglich Menschen, die die Maske unter Kinn oder Nase schieben, oder dauernd daran herumfummeln. Wirklich hygienisch ist das nicht – und im Fall von Einwegmasken auch nicht ökologisch.

Einer will nun Abhilfe schaffen: Der in Luzern lebende Norweger Trond Heldal entwickelt mit seiner Firma Osmotex die erste auf Knopfdruck selbstdesinfizierende Maske. Seit zwölf Jahren arbeitet Osmotex an Textilien mit einem elektronischen Feuchtigkeitstransport. «Wir haben zum Beispiel 2018 zusammen mit Lasse Kjus eine spezielle Skijacke entwickelt», erklärt Cheftechnologe Heldal. Mit dem Einsetzen der Pandemie rückte aber Aussenbekleidung in den Hintergrund. Dafür wurde mit Hochdruck an einer Textilie getüftelt, die sich für Schutzmasken hervorragend eignet.

«Wir hatten erste chemische Studien schon vor der Coronakrise gemacht. Wir wussten also, dass wir zur Desinfizierung der Textilie mit auf Wasser und Sauerstoff basierender Chemie arbeiten können», sagt Trond Heldal. Für die Entwicklung zusammen mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) wurde Osmotex von der Förderagentur des Bundes Innosuisse unterstützt.

Bis zu 99 Prozent weniger Viren und Bakterien

Die Maske bestehe, wie andere wiederverwendbare Masken, aus einem Filter und einer Membran. «Unsere Maske hat ein kleines Kästchen mit einer aufladbaren Batterie und einer Steuerelektronik auf der Seite. Auf Knopfdruck wird mit Strom und Flüssigkeit eine chemische Reaktion ausgelöst, die innert kurzer Zeit die Textilie desinfiziert», erläutert Trond Heldal. Die Maske soll mindestens 300 Stunden benützt werden können.

Inzwischen gibt es auf dem Markt einige wiederverwendbare Masken, die zum Beispiel imprägniert sind. «Bei den Standardtests wird nach dem Aufsprühen der Viren zwei Stunden gewartet, bevor gemessen wird, wie gut die Desinfektion funktioniert hat. Bei unseren Tests haben wir 100-mal mehr Viren benützt und nur 15 Minuten gewartet und trotzdem eine Viren- und Bakterieninaktivierung von bis zu 99 Prozent erreicht», sagt Heldal. Die Tests wurden in eigenen Labors, in Einrichtungen der ZHAW und auch in zertifizierenden Labors durchgeführt. So sei die Maske seit letzter Woche CE-gekennzeichnet, was für medizinische Produkte wichtig sei.

Grosse Vielfalt an Anwendungsmöglichkeiten

Die selbstdesinfizierende Textilie, die im April 2020 patentiert wurde, kann laut Trond Heldal auch für andere Anwendungen genützt werden: «Angedacht ist zum Beispiel eine Tasche, die zurzeit von der ZHAW getestet wird und von der es schon einen Prototyp gibt. Die Liste möglicher Anwendungen ist aber lang – zum Beispiel Textilien in Krankenhäusern, Büros oder Verkehrsmitteln.» Ausserdem werde bereits an der Optimierung der Technologie gearbeitet.

Derzeit wird ein erster Produktionsstandort für die Maske in Widnau (SG) aufgebaut. «Mit dieser Firma arbeiten wir schon eng zusammen. Bei einem grösseren Volumen kann es sein, dass wir in Zusammenarbeit mit dem Produzenten in Widnau weitere Standorte etablieren.» Es gebe schon viele Anfragen von Distributoren, nicht nur aus der Schweiz und anderen europäischen Ländern, sondern auch aus Asien oder dem Mittleren Osten. «Wir erwarten, dass die Maske, die voraussichtlich im ersten Quartal dieses Jahres an den üblichen Verkaufsstellen erhältlich sein wird, ungefähr 70 Franken oder weniger kosten wird», schätzt Heldal.

Ein Einblick in die Entwicklung der Maske:

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