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Luzern

Die Spange Nord ist Geschichte: Was geschieht nun am Schlossberg?

Mit oder ohne Spange Nord: Der Verkehrsfluss am Schlossberg muss verbessert werden, sagt der Kanton. Die Gegner nennen die Ideen der Regierung eine «schleichende Umsetzung» des Zubringers.
Der Kanton will die Verkehrssituation an der Maihofstrasse verbessern. (Bild: Eveline Beerkircher, Luzern, 24. April 2019)

Simon Mathis

Simon Mathis

Der Kanton hat sich von der Spange Nord verabschiedet; der Autobahnanschluss Luzern-Lochhof soll ausschliesslich westseitig angebunden werden – über die Reussportbrücke, ehemals Fluhmühlebrücke genannt. Damit sind aber nicht alle Massnahmen östlich des Zubringers vom Tisch. Namentlich im Gebiet Schlossberg seien weiterhin Eingriffe zur Verkehrsverbesserung nötig, sagte Regierungsrat Fabian Peter (FDP) an der Medienkonferenz Mitte Oktober. Dies unabhängig von der Reussportbrücke – und auch vom Bundesprojekt Bypass.

Wer sich die Variante Reussportbrücke im Schlussbericht des Kantons anschaut, sieht auf den Übersichtsplänen etwas, das stutzig macht: Der Ausbau der Friedentalstrasse vom Schlossberg in Richtung Knoten Sedelstrasse ist weiterhin eingezeichnet. «Es handelt sich dabei um reine Ideenskizzen», betont Paloma Meier, Kommunikationsverantwortliche des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartements. «Geplant wird am Schlossberg im Moment noch gar nichts. Welche Eingriffe erfolgen sollen, ist zu diesem Zeitpunkt noch völlig offen.»

Keine Massnahmen, nur Lösungsansätze

Daher spreche der Kanton noch nicht von konkreten Massnahmen, sondern von «Lösungsansätzen». Meier betont: «Diese sind nicht in Stein gemeisselt.» Im Rahmen der Vernehmlassung, die am 5. November begann und bis zum 31. März 2020 dauert, könne man auch zu den Vorschlägen zum Schlossberg Stellung nehmen. Der Kanton werde die Inputs in ein neues Projekt aufnehmen. Denn: Offiziell sind die Reussportbrücke und die Massnahmen am Schlossberg nicht mehr in einem gemeinsamen Projekt. «Es gibt keine Verbindung mehr zwischen Schlossberg und dem Anschluss Luzern-Lochhof», erläutert Meier. «Deshalb ergeben sich daraus auch zwei unabhängige Projekte.» Die Eingriffe am Schlossberg gehören nun zu den regulären Strassenprojekten.

Der Kanton geht zurzeit von Baukosten von rund 45 Millionen Franken aus. Diese Rechnung basiert auf groben Expertenschätzungen, die sich etwa auf den Preis von separaten Velostreifen, Abbiegestreifen, Anpassungen am Kreisel und Lichtsignalanlagen beziehen. Ziel der Eingriffe sei es unter anderem, die Situation für Velofahrer und Fussgänger zu verbessern, den Bus stärker zu priorisieren und die Bedürfnisse des Luzerner Kantonsspitales einzubeziehen. «Bereits heute sind die Bedingungen für den öffentlichen Verkehr schlecht und die Infrastrukturen insbesondere für den Veloverkehr ungenügend», sagt Paloma Meier.

Obwohl sich der Kanton noch nicht auf eine Projektidee festgelegt hat, lassen sich dem Schlussbericht zwei Ideenskizzen entnehmen:

  • Einbahn-Regime (Maximalversion): Die Strassen rund um die Coop- und Migrosfilialen werden durch ein Einbahn-System zu einem Grosskreisel umfunktioniert. Die Zürichstrasse wird an der Knotenzufahrt Schlossberg Süd auf zwei Fahrstreifen ausgebaut, wobei für zwei Liegenschaften Anpassungen (Arkaden) oder Ersatzneubauten zu planen sind. Der Vorplatz des schützenswerten Schulhauses Maihof wird um eine Ecke verkleinert und der verlorene Raum kompensiert. Die Vallasterstrasse wird begradigt.
  • Erhalt Kreisel Rosenberg (Minimalversion): Die Direktverbindung von Ebikon zur Seebrücke wird für den motorisierten Individualverkehr gesperrt und neu via Kreisel Rosenberg geführt. Der Kreisel bleibt erhalten und bei zwei Zufahrten um einen Bypass ergänzt. Die Strassen um den Kreisel werden nicht verbreitert.

Aus verkehrstechnischer Perspektive sei die Variante Einbahn-Regime zu bevorzugen, heisst es im Bericht. Beiden Vorschlägen ist gemein, dass die Friedentalstrasse auf drei Fahrstreifen ausgebaut werden soll. Beide Versionen sehen beidseitig durchgehende Trottoirs vor. In jedem Fall bleibt die Strecke Maihof-/Zürichstrasse für ÖV und Velos in beide Richtungen befahrbar.

Kanton: Kein etappierter Bau der Spange

Die Darstellung des Strassenausbaus am Schlossberg weckt bereits Kritik. Die Gegenbewegung Spange Nord spricht in einer Mitteilung von einer «etappenweisen Umsetzung der Spange Nord». Der Gedanke ist nicht aus der Luft gegriffen: Wenn die Reussportbrücke steht und die Strassen am Schlossberg ausgebaut sind, fehlt «nur» noch der Friedentaltunnel. Felix Kaufmann, Sprecher der Gegenbewegung, sagt:

«Hinter all diesen Projekten sehen wir immer noch die Spange Nord, auch wenn der Kanton sie auf dem Papier voneinander getrennt hat. Deshalb rücken wir mit unseren Spange-No-Plakaten vorerst auch nicht ab.»

Paloma Meier vom Kanton Luzern widerspricht der Darstellung, wonach der Kanton die Spange schrittweise realisieren wolle. «Die externe Überprüfung hat gezeigt, dass die Spange Nord nicht weiterverfolgt werden soll», sagt sie.

«Die Regierung hat erklärt, Abstand vom ursprünglichen Projekt zu nehmen. Die Befürchtungen sind unbegründet.»

Meier weist zudem darauf hin, dass die Massnahmen am Schlossberg bei Umsetzung der Spange Nord tiefgreifender ausfallen würden.

Voraussichtlich im Herbst 2020 wird der Kantonsrat den Planungsbericht behandeln; bis dahin finden zum Schlossberg keine Planungsarbeiten statt. Bis dort ein bewilligungsfähiges Projekt vorliege, werde es fünf bis sieben Jahre dauern, hält Meier fest. In dieser Zeit werde zusammen mit den Interessengruppen ein Projekt erarbeitet. Da das Projekt wohl über 25 Millionen Franken kostet, ist eine Volksabstimmung fast sicher.

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